Bitte nicht, BVB

von Günther Jakobsen13:36 Uhr | 30.11.2005

Mit unverschämt zickigen Diven kennt sich kein Bundesligaklub so gut aus wie Borussia Dortmund. Wir erinnern uns an die Causa Marcio Amoroso: Monatelang ließ er gegenüber dem Verein jeglichen Respekt vermissen, hielt sich zur Behandlung seiner Knieverletzung ohne Erlaubnis in Brasilien auf und kostete den BVB dabei eine Menge Geld. Viel zu lange ließ sich der Klub dies gefallen, bis er sich schließlich vom 25-Millionen-Euro-Fehlgriff trennte. Erstaunlich ist, dass die Dortmunder aus der Amoroso-Geschichte offensichtlich nichts gelernt haben und nun ernsthaft über eine Verpflichtung von Ailton nachdenken.

Ailton? Ja, genau. Das ist der brasilianische Stürmer, der erst von Bremen zu Schalke wechselte, dort nicht zurecht kam und dann nach Istanbul ging. Gegenüber seinem Klub Besiktas verhält er sich seit Wochen wie Marcio Amoroso damals gegenüber dem BVB ­ wenn nicht noch unverschämter. Ailton erfüllte die Erwartungen nicht, die der türkische Klub an ihn hatte. Trainer Tigana kritisierte den Stürmer daraufhin offen, womit Ailton nicht umgehen konnte. Er griff die Vereinsführung an, der Streit zwischen ihm und Besiktas
spitzte sich zu. Innerhalb des Klubs wurden Stimmen lauter, sich wieder von Ailton zu trennen. Auch der Brasilianer verkündete, dass er gerne in die Bundesliga zurück wolle. Schlicht unglaublich und völlig unakzeptabel sind die Mittel, die Ailton einsetzt, um die Trennung von Besiktas zu beschleunigen. Am vergangenen Samstag trat er einen am Boden liegenden Gegenspieler vor den Augen des Schiedsrichters in den Unterleib und wurde vom Platz gestellt. Bereits im Spiel zuvor hatte der Brasilianer versucht, durch ähnliche Aktionen einen Platzverweis zu provozieren.

Ein solcher Spieler ist untragbar ­ für jeden Verein. Ist die Verzweiflung beim BVB wirklich so groß? Gegen Ailton spricht neben seinem Verhalten bei Besiktas und seinen Leistungen in den vergangenen Monaten auch noch die Tatsache, dass er beim Erzrivalen Schalke 04 gespielt hat. In der Tat: BVB-Fans sind treu. Doch der Verein hat seinen Anhängern schon durch den Verkauf des Namensrechts für das Westfalenstadion nicht gerade Freude bereitet. Holt der BVB Ailton tatsächlich in der Winterpause, würde das viele Fans weitergehend vergrätzen. Deshalb der Appell an Borussia Dortmund: Bitte noch einmal sehr genau darüber nachdenken, was man sich und den Fans mit der Verpflichtung des Brasilianers antun würde.

Alexandra Stober



Als ich zur Vienna gekommen bin, haben wir versucht, das Niveau der europäischen Konkurrenten zu erreichen.

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