Bitter, aber ohne Konsequenz

von Günther Jakobsen00:13 Uhr | 24.11.2010

In der Champions League konnte Bayern München zwar kein Selbstvertrauen tanken, aber lag weiterhin im Plan. Trotz einer 2:0-Pausenführung verlor der Deutsche Meister das Spiel beim AS Rom, und dennoch sicherte er sich den Gruppensieg.

Schon vor dem fünften Spieltag der Champions League war der FC Bayern für das Achtelfinale qualifiziert. Trainer van Gaal nutzte die Gelegenheit, um dem jungen Torwart-Talent Kraft und dem Rekonvaleszenten Ribery Einsatzzeit zu verschaffen, zumal im Mittelfeld sowieso ein Platz frei geworden war wegen Schweinsteigers Gelbsperre. Bereits nach drei Minuten musste der Debütant in der Königsklasse, Kraft, zum ersten Mal eingreifen und einen Borriello-Schuss entschärfen. Dabei traute sich die Roma zunächst nur selten mit mehr als drei Spielern nach vorne. Das genügte, um die nicht sattelfeste Bayern-Abwehr in Verlegenheiten zu stürzen, allerdings nicht, um Chancen herauszuspielen. Die Münchner sorgten trotz ihrer Feldüberlegenheit genauso wenig für Torgefahr. In der 23. Minute parierte Kraft einen Distanzversuch Grecos, bevor die Bayern nach einer guten halben Stunde ihre erste Chance zur Führung nutzten. Ribery leitete ein Kroos-Zuspiel direkt weiter, und Gomez brachte die Vorlage noch im Fallen aufs Tor, der Ball klatschte erst an den linken Innenpfosten und schlug dann im Netz ein (34.). Rom schien irritiert und kassierte nur fünf Minuten später das zweite Gegentor. Müller fing einen Fehlpass der Platzelf tief in deren eigener Hälfte ab und spielte in die Lücke zu Gomez, und der derzeit äußerst treffsichere Angreifer traf ins lange Eck. Noch vor dem Pausenpfiff hätten die Bajuwaren gegen sichtlich angeschlagene Römer den Sack zumachen können. Roma-Schlussmann Julio Sergio parierte einen Kroos-Schuss (44.), und in derselben Minute blieb der durchaus mögliche Elfmeterpfiff des Schiedsrichters nach einem grenzwertigen Einsteigen Brighis gegen Ribery aus.

Stattdessen fingen sich die Münchner kurz nach Wiederbeginn einen Konter ein. Menez stürmte über die rechte Seite, Borriello fiel zwar in der Mitte hin, aber konnte trotzdem den Ball unhaltbar für Kraft zum Anschlusstreffer in die Maschen zirkeln (49.). Für einige Minuten setzten die Italiener den Vorjahres-Finalisten unter großem Druck. Auch wenn die Bayern das Spiel danach einigermaßen beruhigen konnten, blieben sie mit ihrer wackeligen Abwehr anfällig. Nach einer guten Stunde entschärfte Kraft sowohl Simplicios Versuch als auch Brighis Nachschuss (61.). Ausgerechnet als die Bayern das Geschehen unter Kontrolle zu haben schienen, drehten die Gastgeber innerhalb von 180 Sekunden die Partie. Nach einem langen und gefühlvollen Pass von Vucinic entwischte Riise Pranjic auf der linken Seite, der Norweger spielte die Kugel in die Mitte zu de Rossi, der nur noch einzuschieben brauchte (81.). Wenig später schickte Totti Borriello steil, FCB-Schlussmann Kraft kam zu spät und brachte den gegnerischen Stürmer zu Fall. Den fälligen Elfmeter verwandelte die erst ab der 75. Minute eingesetzte römische Legende Totti, wenn auch etwas glücklich. Denn Kraft ahnte die richtige Ecke, ließ jedoch den Ball durchrutschen (84.). Die Münchner Schlussoffensive blieb ohne Durchschlagskraft. Kroos kam mit einem Distanzversuch in der Nachspielzeit, der übers Tor flog, dem Ausgleich noch am nächsten.

Senthuran Sivananda



Was nützt die schönste Viererkette, wenn sie anderweitig unterwegs ist.

— Johannes B. Kerner