Bayer wähnte sich eigentlich vor einer schwierigen Aufgabe, doch fielen in den ersten Minuten gleich so viele Tore, dass das Weiterkommen nie mehr in Gefahr geriet. Mit einem teils berauschenden 5:1-Kantersieg fegte die Werkself das stolze Istanbul vom Platz und qualifizierte sich mühelos für das deutsch-deutsche Achtelfinale.
Nicht nur das heikle Hinspielergebnis (0:0) machte Leverkusen sorgen, sondern auch der Ausfall Rene Adlers, den der unerfahrene Benedikt Fernandez ersetzte. Außerdem war die BayArena bis unters Dach gefüllt mit Gäste-Fans. Überhaupt nicht zu erwarten war insofern, was sich in der ersten halben Stunde in Leverkusen abspielen sollte. Die Skibbe-Elf, im ersten Vergleich noch ohne echte Torchance, drückte nach zehn Minuten einen Knopf und schenkte Galatasaray im Handumdrehen drei Treffer ein. Punktgenau flankte zunächst Kießling von rechts in die Mitte, wo Barbarez völlig ungedeckt einköpfen durfte (11.). Zwei Minuten später erhielt Kießling dann selbst einen Traumpass vom zuletzt geschonten Bernd Schneider, überlupfte Torwart Usak und rannte mit dem Ball ins Netz. Als auf Vorarbeit Barnettas dann wieder Barbarez traf (22.), war die Werkself schon fast sicher in der nächsten Runde und hatte dafür nicht einmal Unmenschliches geleistet. Umso erstaunlicher das Verhalten der Gäste. Galas Abwehrmoral war schlichtweg desolat und verbesserte sich auch nach jedem einzelnen Gegentor nicht. Die Türken staunten über das flotte und gefährliche Kurzpassspiel, konnten aber weder die vielen Lücken schließen noch selbst einmal adäquat angreifen. Schon zur Pause hatten die Gäste sich blamiert.
Mit einem Doppelwechsel setzte Karl-Heinz Feldkamp ein Zeichen, doch wurde die nun offensivere Ausrichtung beinahe schon zum Bumerang, als der wie aufgedrehte Kießling, nominell die einzige Spitze, gleich zweimal allein vor Orkun Usak auftauchte. Konnte man dem Torwart bis dahin noch am wenigsten vorwerfen, so ließ er sich wenig später dann von seiner Hintermannschaft infizieren. Schneiders Freistoß klatsche Usak unnötig ab und schenkte Haggui damit das 4:0 (55.). Es war Leverkusens große Qualität an diesem Abend, den flatterigen Zustand der Gäste, anders als es andersrum im Hinspiel geschehen war, konsequent zu nutzen. Unbeirrt drückte Bayer daher weiter und gab erst ein wenig Ruhe, als es sogar 5:0 stand: Nach Servet Cehins plumpem Schubser gegen Kießling verwandelte Schneider den fälligen Foulelfmeter (60.). So kam die Werkself in den Luxus, sich gar für das kommende Schalke-Spiel zu schonen und nahm sich in der letzten halben Stunde zurück. Nur so konnte Istanbul sich etwas fangen und bekam sogar noch ein Tor zustande, sinnbildlicherweise durch einen von Haggui verursachten Handstrafstoß (87.). Am erstaunlich einseitigen Ergebnis änderte das aber wenig. Dank seines fulminanten Frühstarts siegte Bayer ohne jede Sorge und schickte den türkischen Tabellenführer mit einer verdienten Packung nach Hause. In der nächsten Runde empfängt die Werkself nun den HSV.
Maik Großmann
Wat woll'n Sie jetzt von mir? Glauben Sie, unter den letzten 16 ist irgendwie eine Karnevalstruppe?! Ich lege mich jetzt erstmal für drei Tage in die Eistonne.
— Per Mertesacker im ZDF-Interview nach dem 2:1-Achtelfinal-Sieg gegen Algerien bei der WM 2014