Ein einstelliger Tabellenplatz soll es am Saisonende mindestens sein für Hannover 96. Nach den Erfolgen der letzten Monate liebäugelt man in Niedersachsens Landeshauptstadt sogar mit einem UEFA-Cup-Platz. Nun aber kommen die Bayern, die sich in der Vergangenheit gern als Spielverderber gerierten.
Kampf um Serien und Punkte
Hannover 96 ist in der Bundesliga seit zehn Spielen unbesiegt. Das ist ein neuer Rekord der Roten im Rahmen ihrer Erstliga-Historie, und gewiss Anlass, zufrieden aus dem Trikot zu schauen. Eine andere „Zehn“ abzuwehren ist jedoch die Herausforderung dieses Wochenendes: Zu Besuch in der AWG-Arena sind die Roten aus Bayern, gegen die die roten Niedersachsen in den letzten neun Partien nicht gewinnen konnten. Überhaupt ist die BL-Bilanz Hannovers gegen die Bayern erschreckend. Von den 33 Vergleichen konnten nur fünf siegreich gestaltet werden (sieben Remis), 21 Spiele gingen in die Hose. Nun weiß man, dass Peter Neururer, seit November 2005 Übungsleiter der Niedersachsen, sich kniffligen Aufgaben verbal stets unerschrocken entgegenstellt. So auch gegen den Tabellenführer: „Wir sind nur dann chancenlos, wenn wir uns verstecken“, fordert er eine aktive Heimmannschaft, die ihre eigene Erfolgsserie fortsetzt und die der Bayern (seit 14 Spielen ungeschlagen) beendet. Der sympathische Zusatz „Ein Unentschieden wäre doch langweilig“, soll Entschlossenheit demonstrieren.
Genug Remis
Will Hannover 96 seine Chance auf einen UEFA-Cup-Platz tatsächlich wahrnehmen, ist allerdings ein Zuwachs an Biss erforderlich. Den schönen und wertvollen Erfolgen in Dortmund (2:0) und gegen den HSV (2:1) stehen eine Reihe von Spielen gegenüber - zuletzt der glückliche 1:0-Sieg in Frankfurt - in denen der unbedingte Wille zum Erfolg nicht ausgedrückt wurde. Der Vielzahl an Punkteteilungen, elf an der Zahl, sollte es genug sein; und zwar nicht nur wegen des neururerschen Langeweile-Einwandes. Gegen die Bayern kann der wochenlang ausgefallene Per Mertesacker (Bänderriss), der zweikampfstärkste Spieler der Liga (72 % gewonnene Duelle), die Saison fortsetzen und Thomas Brdaric ein Wiedersehen mit seinem Spezi Oliver Kahn feiern.
Hubschrauber und Tanne gegen den Ex-Klub
Zwei Ex-Bayern stehen in Hannovers Reihen: Der bei den Münchenern nicht zum Zuge gekommene Vahid Hashemian (Saison 2004/05, neun Spiele) und „Tanne“ Michael Tarnat, der zwischen 1997 und 2003 in 132 BL-Spielen beim Rekordmeister eingesetzt wurde. „Hubschrauber“ Hashemian hatte auch in Hannover Startprobleme, fing aber mit dem Auftauchen seines aus gemeinsamen Bochumer Zeiten vertrauten Förderers Peter Neururer mit dem Toreschießen für die 96er an und zeigt aufsteigende Tendenz. „Er gibt mir die Lockerheit, setzt mich nicht unter Druck“, schätzt der Iraner Neururers Ansprache. Michael Tarnat, der ursprünglich nach der Saison die Stiefel an den Nagel hängen und als Scout zum FC Bayern zurückkehren wollte, hat angesichts eines neuen Vertragsangebotes Hannovers die Ruhestandsentscheidung noch einmal verschoben. „Wir haben zehn Spiele nicht verloren und sind sehr heimstark. Das wollen wir am Samstag auch zeigen“, spricht er ganz im Sinne seines Trainers, der mutmaßte, dass die Bayern wegen des nachfolgenden CL-Spieles gegen Milan Konzentrationsschwächen beim Auftritt in Hannover haben könnten. In München wurde diese Aussage registriert: „Ich werde versuchen, dafür zu sorgen, dass die Spieler eine gute Leistung abliefern, die für drei Punkte reicht“, konterte Felix Magath. Nun denn, die Kampfansagen sind da. Hauptsache, es wird nicht langweilig.
André Schulin
Für uns war das heute eine positive Niederlage.
— Bernd Krauss