Borussia Mönchengladbach vor der Saison 2002/2003

von Günther Jakobsen22:40 Uhr | 12.07.2002

Der Name dieses Vereins lässt einen noch gern in den Siebzigern schwelgen. Auch der Auftaktsieg gegen die Bayern vor einem Jahr nach dem Wiederaufstieg ist eine nette Erinnerung. Momentan wird vorwiegend aus finanziellen, aber in Gladbach immer auch aus idiologischen Gründen, auf die Jugend gesetzt. Mutige Fohlen.

Die letzte Saison…
…begann mit einem 1:0-Sensationssieg gegen den FC Bayern. Dass es danach bis zum 6. Februar 2002 dauern sollte, ehe der zweite Sieg unter Dach und Fach sein würde, hatten sich die Gladbacher nach diesem Saisonstart wohl nicht ausgerechnet. Einzig zwei knappe Auswärtssiege gegen die Mitbewerber aus der Abstiegszone, Köln (2:0) und Nürnberg (2:1), fuhren die Fohlen bis zum erlösenden 4:0 gegen die auseinander fallende Truppe aus der Domstadt ein. Acht Unentschieden in dieser Phase zeigten allerdings auch auf, dass das Meyer-Team Bundesligareife abzuliefern verstand. Der Sieg gegen Köln löste den besten Saison-Abschnitt der „Mönche“ aus. Zwischen dem 21. und 30. Spieltag verlor Gladbach nur in Leverkusen (0:5) und Dortmund (1:2), holte fünf Siege und spielte drei Mal Remis. Danach war der Klassenerhalt gesichert, weil van Lent wieder traf, Aidoo zauberte, Stiel und Korell hinten für Ruhe sorgten und die jungen Hüpfer die Bundesligaluft immer besser vertrugen. Der kleine Abfall zum Saisonende sei verziehen, da die Aufgaben zuvor fiel Kraft kosteten. Platz zwölf in der Endabrechnung ging also soweit in Ordnung.

Der Neuen und der Kader
Jeff Strasser, Luxemburger Linksfuß vom 1. FC Kaiserslautern, und als Rückkehrer Marcel Ketelaer, der beim HSV nicht glücklich wurde, sind die bislang einzigen Neuen im Kader. Nicht sonderlich üppig, denn für große Namen fehlt das Kleingeld. Zudem waren beide Spieler zuletzt eher Pflegefälle auf den Reservebänken. Von Verstärkungen kann also vorerst keine Rede sein. Die Hoffnung des Fußballfachmanns und Meister des besonders trockenen Humors, Hans Meyer, der mit Peter Nielsen einen der wichtigsten Akteure im Defensivbereich verliert, liegt in der Jugend. Peer Kluge (21), Lawrence Aidoo (20), Benjamin Auer (21) und Bernd Korzynietz (22) gaben im letzten Spieljahr kurzzeitig schon interessante Beispiele ihres Talents zum Besten, dürften bei Mayer in bester Obhut sein und nicht verheizt werden. Reifere Spieler wie Markus Münch (29), Igor Demo (26), Ivo Ulich (27) und Peter van Houdt (25) konnten sich im Laufe der Vorsaison ebenfalls stabilisieren und gehören zum Stamm, der immer für eine Überraschung – auch gegen Favoriten – gut ist.

Der Angriff ist der Schlüssel
Im Prinzip haben die Gladbacher ein Team zusammen, das zur typischen Überraschungsmannschaft avancieren könnte. Doch Zweifel sind angebracht. Der Angriff steht und fällt derzeit mit Arie van Lent (31), der zwar bewies, dass er mehr als ein Zweitliga-Goalgetter ist, aber trotzdem nicht den Überflieger verkörpert. Zwölf Tore sind soweit o.k., doch in 21 Einsätzen der Vorsaison schoss er keinen Treffer. Das Angriffsmanko muss also beseitigt werden. Ob das vorhandene Personal dafür ausreicht, ist eine der Fragen, die in der kommenden Spielzeit überlebenswichtig sind. Schnell könnte das Team im Abstiegsstrudel hängen und ob sich wieder so eine desolate Mannschaft wie der 1. FC Köln findet, die sich im rechten Moment als bestmöglicher Aufbaugegner „bereitstellt“, können die Fohlen 2002/2003 nicht erwarten. Zudem rechnen die Realisten im Verein damit, dass der FC Bayern zum Saisonstart nicht ansatzweise so über den Platz kriechen wird, wie vor einem Jahr. Auch das zweite Spiel in Wolfsburg kann schnell verloren gehen. Daraufhin kommt Lautern zur nächsten Heimpartie, die dann schon zeigen dürfte, wohin die Reise im nächsten Jahr gehen kann (denn am 4. Spieltag geht´s zu Hertha).

Franz Heck

Die Borussia Mönchengladbach-Daten



Nach Prinzessin Diana musste er den größten Mediendruck aushalten. Man könnte sagen, beide waren nicht immer gut beraten.

— The Times am 27. August 1994 über Paul Gascoigne.