Frauen-WM - News

Brasilien schaltete hoch

von Günther Jakobsen12:06 Uhr | 07.07.2011

Der bereits fürs Viertelfinale qualifizierte Gruppenerste Brasilien gegen den aussichtslos abgeschlagenen Letzten Äquatorialguinea - ein Pflichttermin. Nach schwacher erster Hälfte raffte sich der Favorit doch noch auf und gewann schließlich mit 3:0.

Das für den afrikanischen Verband angetretene Team formierte sich tief gestaffelt, um den favorisierten Brasilianerinnen möglichst wenig Kombinationsraum zu gewähren. Schnelle Gegenstöße nach Ballverlusten Brasiliens sollten dann herhalten, eigene Chancen zu erarbeiten. Es fehlte nicht viel, und diese Taktik wäre von Erfolg gekrönt. In der 19. Minute bot sich Anonma eine Riesengelegenheit zur Führung, die nur vereitelt wurde, da Torhüterin Andreia aufgepasst hatte und sich in den Schuss warf. Brasiliens Spielführung indes war eine Enttäuschung. Gelegentlich zog Fabiana einen Sprint auf Rechtsaußen an, der Lücken aufriss. Da sich die Südamerikanerinnen als Gesamtheit jedoch viel zu statisch verhielten, brachten die Einzelaktionen nichts. Torgefahr entstand lediglich bei Standards, Eckbällen und Freistößen, da Äquatorialguineas Torfrau Miriam, aber auch auf der Gegenseite Andreia, bei hohen Bällen unsicher wirkten. Ein witziges Merkmal: Bruna hatte die Aufgabe, Brasiliens Topstar Marta in Manndeckung zu beschatten. Sie nahm diese Aufgabe derart ernst, dass sie die mehrfache Weltfußballerin auch hauteng begleitete, als diese sich an der Seitenlinie Anweisungen vom Coach einholte. Lästig für Marta, dass die gebürtige Brasilianerin Bruna natürlich jedes Wort verstand. Marta hatte an dieser Sonderbewachung ebenso wenig Spaß wie die Zuschauer am unattraktiven Spiel.

Offensichtlich hatte Brasilien Schlüsse aus dem tristen Gekicke der ersten 45 Minuten gezogen. Da es im Schongang nicht geklappt hatte, bei Fortführung der Spielweise möglicherweise sogar eine Blamage drohte, zog der Favorit das Tempo an. Besonders auffällig dabei der Leistungssprung von Christiane, die wesentlich am Führungstreffer beteiligt war. Ihren strammen Schuss, von halblinks abgezogen, konnte Miriam nur zur Strafraummitte abklatschen lassen. Dort kam Erika an das Leder, überlupfte eine Gegenspielerin und traf dann per wuchtigem Linksschuss (49.). Nun kam der Favorit auf Betriebstemperatur und überrannte den Gegner. Marta setzte sich auf links durch, flankte ins Zentrum und fand Christiane, die den Ball trotz Bedrängnis zum 2:0 ins Netz brachte (53.). Mit diesem Zwischenspurt raubte Brasilien Äquatorialguinea die Illusion, eine Überraschung erreichen zu können. Die Tore taten dem Spiel gut, das nun schneller wurde. Die Afrikanerinnen taten ihr Möglichstes, um dagegenzuhalten. Einem Freistoß von Anonma fehlten nur wenige Zentimeter zum Erfolg (78., flach links vorbei). Gefährdet war Brasiliens Erfolg allerdings nicht. Das Privatduell Bruna vs. Marta gipfelte in der Verlängerung noch in einem elfmeterreifen Foul Brunas an der Weltfußballerin. Christiane nutzte den Strafstoß zum 3:0-Endstand.

André Schulin



Das Urteil wegen Körperverletzung war ein Witz, das war eine verbale Auseinandersetzung.

— Ansgar Brinkmann