Briten vor Moskau

von Günther Jakobsen09:21 Uhr | 30.04.2008

Mit einem Gewaltschuss in den Winkel sprengte Manchester gleich alle Ketten und eröffnete ein packendes und hochintensives Semifinale. Barcelona investierte viel, drängte bis zum Schluss auf den Ausgleich und erwies sich als kaum schlechter als die Red Devils. Dank seiner strengen und zähen Verteidigung brachte ManU das 1:0 jedoch ins Ziel und buchte somit das erste rein englische Endspiel in der Geschichte der Champions League.

Wie im Hinspiel drohte dem Gastgeber direkt eine eiskalte Dusche, als Messi an der engsten Strafraumkante einen Freistoß erwirkte und selbst zur Ausführung schritt. Manchesters Abwehr aber blockte sicher ab (1.). Überhaupt betrieben die Katalanen, völlig anders als ManU im ersten Duell, keinerlei Versteckspiel, sondern waren sichtlich bemüht, mit einem gewichtigen Auswärtstor die Weichen sofort auf Moskau zu stellen. Die Red Devils, die auf Rooney und Vidic verzichten mussten, kamen zunächst kaum zu ihrem eigenen Spiel. Dann aber schlug der Blitz ein. Gleich beim ersten Angriff der Heimelf erlaubte sich Barca die Nachlässigkeit, etwas zu hastig zu klären. Scholes, dem der Ball von Zambrotta direkt in die Schussbahn fiel, zog aus 20 Metern ab und traf im besten Stil eines Champions-League-Halbfinalisten knallhart in den Winkel – 1:0 für ManU (14.). Die Verhältnisse der Kräfte wurden durch das Tor nur noch verhärtet. Während das Rijkaard-Team eleganter und auch fleißiger spielte und mehrfach vom entscheidenden Pass nicht weit entfernt schien, blieb United für die zwingenden Chancen zuständig. Park auf Zuspiel Ronaldos (21.) oder auch der Portugiese selbst, als Valdes eine Flanke unterschätzte (29.), kamen gefährlich vor den Kasten, ehe Nani nach einer Flanke von links nur haarscharf an einem Kopfballtor vorbeischrammte (41.). Barcas beste Chancen blieben Distanzversuche von Deco und Messi sowie ein Patzer Edwin van der Sars, der eine scharfe Hereingabe aus den Händen flutschen ließ (38.).

Mit Beginn der zweiten Halbzeit wurde wieder mehr taktiert, was besonders an den Red Devils lag, die noch konzentrierter verteidigten und wenig überraschend das Konterspiel forcierten. Schon nach einer Stunde, als ManU schon zwei passable Chancen zum 2:0 vergeben hatte, wechselte Frank Rijkaard aus und brachte Thierry Henry. Für dessen Spiel aber gab es wenig Raum, weil United das Tempo geschickt herunterfuhr und schon im Mittelfeld rigoros die Löcher stopfte. Torchancen ergaben sich somit kaum. Barca probierte zwar eine Menge, rannte aber immer nur wieder gegen eine Wand und wirkte mit schwindender Kraft allmählich hilflos. Was sich verschärfte, war alleine die Gangart, so dass der gute Schiedsrichter Herbert Fandel doch noch fünf Mal den Gelben Karton zücken musste. Zwölf Minuten vor Schluss köpfte Henry noch einmal aufs Tor, ansonsten blieb sämtlicher Aufwand der Gäste unbelohnt bzw. brotlose Kunst. Ein einziger Treffer in beiden Partien zog somit den dünnen Trennstrich zwischen Manchesters intensivem Kraftfußball und der feinen und eleganten Klinge der Katalanen, dabei hatte Alex Ferguson speziell für seine Taktik zuletzt harte Kritik ertragen müssen. Das Endspiel in Moskau verkommt so zur englischen Privatangelegenheit, da entweder Liverpool oder Chelsea, das auch in der Liga noch mit ManU um den Titel ringt, das zweite Ticket lösen werden.

Maik Großmann



Ich bin übrigens der Meinung, dass Christoph Daum perfekt zu Frankfurt passt, nur vielleicht nicht zur Eintracht.

— Harald Schmidt