Dass hinten die Null zu stehen hat wird gerne mit der gleichlautenden Vorgabe des ehemaligen Schalker Trainers Huub Stevens in Verbindung gebracht. In Braunschweig wurde dieses Motto bereits in der Saison 1966/67 erfolgreich angewandt: Mit nur 27 Gegentreffern gewann die Eintracht völlig überraschend den Titel. Die niedersächsischen Defensivkünstler waren eher für Torverhinderung bekannt als für schwungvollen Angriffsfußball. Ausgerechnet gegen den torhungrigen FC Bayern landete die Eintracht ihren höchsten Saisonsieg…
BRAUNSCHWEIG IM TORRAUSCH
Es war die Demontage eines Klubs, der zur Hälfte der Saison noch als Meisterschaftsanwärter und ganz heißes Eisen gehandelt wurde. Diesmal zeigte die Eintracht den Bayern klar auf, wer tatsächlich die größten Aussichten auf den Titel hatte.
Die Braunschweiger lähmten den Mut der Münchner bereits früh. Gerwien nutzte eine Unachtsamkeit Schwarzenbecks aus und erzielte das 1:0 für die Hausherren (4.). Die Braunschweiger profitierten aber nicht nur von Pannen etablierter Spieler. Auch Roth half mit seinem inkonsequenten Spiel mit, dass die Niedersachsen deutlicher in Führung gingen. Leichtsinnig verlor er im Mittelfeld den Ball an Ulsaß, der nach 23 Minuten bereits das 2:0 schoss. Ulsaß, der ansonsten das Spiel der Eintracht nach vorne trieb, hatte diesmal zwei großartige Assistenten auf den Flügeln. Gerwien und Maas überrannten die Bayern-Abwehr nach Belieben und schlugen kluge Pässe. Als Bayern-Coach Cajkovski sich dann auch noch dazu entschied, Beckenbauer aus der Abwehr in die Offensive zu beordern, hatten die Braunschweiger Angreifer noch leichteres Spiel als zuvor. Saborowskis 3:0 und 4:0 brachen den Bayern endgültig das Genick.
Kaack hatte Müller fest im Griff und Schmidt kümmerte sich um den offensiven Beckenbauer. Damit waren die beiden wichtigsten Bayern ausgeschaltet. Zwar gelang dem FCB zuletzt noch eine kosmetische Behandlung des Ergebnisses - Müller und Brenninger verkürzten nach dem 5:0 durch Moll auf 2:5 - allerdings konnte das Aufbäumen gegen die Niederlage und die zwei sehenswerten Tore der Gäste über eines nicht hinwegtäuschen: Die Bayern hatten an diesem Tag ein irreparables Abwehrproblem.
Die Daten zum Spiel (inkl. Spielernoten):
Eintracht Braunschweig - FC Bayern München 5:2 (4:0)
Sa., 15.04.1967, 16:00 Uhr Zuschauer: 38.000 SR: Dr. Gerd Siepe (Köln)
Tore: 1:0 Klaus Gerwien (4.), 2:0 Lothar Ulsaß (23.), 3:0 Gerd Saborowski (30., Vorlage Ulsaß), 4:0 Gerd Saborowski (41.), 5:0 Jürgen Moll (66.), 5:1 Gerd Müller (71., Foulelfmeter, Meyer an Brenninger), 5:2 Dieter Brenninger (78., Kopfball, G. Müller)
Aufstellung Eintracht Braunschweig: Horst Wolter (Note 3,0); Klaus Meyer (3,0), Jürgen Moll (3,0); Walter Schmidt (1,0), Peter Kaack (2,0), Joachim Bäse (2,0); Klaus Gerwien (3,0), Lothar Ulsaß (3,0), Hans-Georg Dulz (3,0), Gerd Saborowski (3,0), Erich Maas (1,0)
Aufstellung Bayern München: Sepp Maier (2,0); Peter Kupferschmidt (4,0), Georg Schwarzenbeck (4,0); Franz Roth (2,0), Franz Beckenbauer (2,0), Werner Olk (4,0); Rudolf Nafziger (4,0), Hans Rigotti (4,0), Gerd Müller (3,0), Dieter Koulmann (3,0), Dieter Brenninger (4,0)
Zu den Bundesliga-Chroniken in unserem Shop
Bevor der Elber den Ball reinmacht, mach ich ihn lieber selber rein.
— Jörg Schwinkendorf, Arminia Bielefeld, nach einem Eigentor gegen Giovane Elber.