«Wirklich wütend»: Leverkusens herber Einbruch im Umbruch

Schon vor Anpfiff hatte Leverkusens Aleix Garcia den Trikottausch mit Weltfußballer Ousmane Dembélé vereinbart. Besser so für den Leverkusener Profi an einem bitteren Bayer-Abend. «Nach sieben Gegentoren hätte ich vielleicht nicht mehr darum gebeten», sagte der Doppeltorschütze nach der 2:7-Klatsche gegen Paris Saint-Germain. An das Souvenir mochte er da längst nicht mehr denken, «weil ich jetzt noch wirklich wütend bin».
Auch Trainer Kasper Hjulmand stand nach seiner ersten Niederlage als Werkself-Coach merklich unter dem Eindruck des bitteren Resultats an einem denkwürdigen Champions-League-Abend: «Wir fühlen viel Schmerz gerade. Das sind große Zahlen. Wir sind verletzt. Wir müssen das abschütteln und nach vorne schauen.» Nach der Lehrstunde fügte er - wie so oft seit Beginn seiner Amtszeit - hinzu: «Wir sind noch im Aufbau.»
Rolfes: «Wir haben völlig den Kopf verloren»
Für die zuletzt in der Liga immer stabiler auftretende Mannschaft war die deutliche Niederlage ein herber Einbruch im laufenden Umbruch. Gegen das aktuell wohl beste Team der Welt zeigte sich, wie brüchig das neue Konstrukt ist: Torwart Mark Flekken sah gleich bei mehreren Gegentoren schlecht aus und die Abwehr um den neuen Chef Loic Badé war gegen technisch versierte und schnelle PSG-Spieler drastisch überfordert.
«Wir haben völlig den Kopf verloren», befand Bayer-Sportchef Simon Rolfes vor allem mit Blick auf drei Gegentore in sieben Minuten. Das Spiel machte deutlich: Der Neuaufbau bei Bayer wird ein langer, steiniger Weg und dürfte noch die ein oder andere Enttäuschung bereithalten. Schon vor der herben Pleite hatten Rolfes und Co. immer wieder betont, dass das neue Team langfristig eine Basis für die Zukunft bilden soll.
Hjulmand: «Ein bisschen unter Druck»
Hjulmand mahnte zu realistischer Perspektive: «Wir müssen unsere Erwartungen anpassen, was unsere Position in diesem Wettbewerb angeht. Wir sollten nicht abheben, wenn wir mal ein Spiel gewinnen, und nicht zu sehr am Boden sein, wenn so etwas passiert wie heute Abend», erklärte der 53 Jahre alte Coach, der die Fragen – anders als zuletzt – lieber auf Englisch beantwortete, aber auch klarstellte: «Wir stehen in der Champions League ein bisschen unter Druck.»
Denn auch wenn ein Punktgewinn gegen Paris ohnehin unwahrscheinlich schien, ist die Lage nach der zweithöchsten Niederlage in der Champions-League-Historie alarmierend. Ob Leverkusen die Ligaphase übersteht, ist ungewisser denn je. Nach nur zwei Punkten aus drei Spielen warten nun Auswärtsspiele gegen Benfica, Manchester City und Olympiakos sowie Heimspiele gegen Newcastle und Villarreal.
Fans geben Halt und neue Hoffnung
«Die Tabelle ist, wie sie ist. Wir werden nach Benfica fahren und versuchen, drei Punkte zu holen», sagte Garcia. Die Fans feierten ihn und die gesamte Mannschaft trotz der hohen Niederlage lautstark. Auch während des Spiels hatten sie das Team nie im Stich gelassen. «Unsere Fans waren unglaublich», lobte Hjulmand. «Ich hoffe, wir können ihnen am Sonntag etwas zurückgeben.»
Zunächst wartet in der Liga der SC Freiburg, am kommenden Mittwoch geht es dann im DFB-Pokal zum Zweitligisten SC Paderborn, der zuletzt fünf Siege in Serie feierte. Für beide Partien gibt es zumindest Hoffnung auf eine bessere Personalsituation: Hjulmand stellte nach zuletzt vielen Ausfällen die Rückkehr von Stürmer Patrik Schick und Verteidiger Jarell Quansah in Aussicht.
(dpa)