Ronaldo & Bale als königliche Stimmungskiller

von Marcel Breuer | dpa18:32 Uhr | 27.05.2018
Geht Cristiano Ronaldo auch im nächsten Jahr noch für Real Madrid auf Torejagd? Foto: Ina Fassbender
Foto: Ina Fassbender

Mit müden Augen kletterte Cristiano Ronaldo bei der Heimkehr nach Madrid zu früher Stunde aus dem Flieger. Die Partylaune war dem Weltfußballer trotz historischer Erfolge schon in der Nacht von Kiew vergangen.

Vielmehr hatte der portugiesische Fußballstar großen Redebedarf - und seine Gedanken an einen Abschied schreckte die königliche Welt mächtig auf. «Vielleicht hätte ich schweigen sollen, aber wenn du ehrlich bist, kommen einige Dinge hoch. Ich werde sprechen und wenn ich spreche, habe ich wichtige Dinge zu sagen. Ich kann nichts garantieren», verlieh Ronaldo seinen Wechselgedanken nach dem 3:1 (0:0) gegen den FC Liverpool Nachdruck.

Dass der unzufriedene Matchwinner Gareth Bale ebenfalls offen von Abschied sprach, ließ den dritten Königsklassen-Titel in Serie und den 13. der Club-Geschichte im Olympiastadion von Kiew endgültig zu einer Nebensache verkommen. Zumal die Siegerparty auf dem Rasen ohnehin schon reichlich nüchtern, routiniert wirkte.

«Die 13 ist eine Bombe», schrieb das spanische Blatt «Marca» am Sonntag treffend und bei «Sport» war zu lesen: «CR7 war Spielverderber. Die 13. Champions League von Madrid ist zu einem Fegefeuer der Eitelkeiten ausgeartet.» Zuvor hatte Ronaldo einen kleinen Orkan ausgelöst. «Es war sehr schön, bei Real Madrid zu spielen», hatte Ronaldo unmittelbar nach Spielschluss gesagt und damit Trainer Zinédine Zidane und Präsident Florentino Perez verärgert. «Er muss bleiben, er wird bleiben. Das ist meine Meinung. Man wird sehen, was passiert», sagte ein genervter Zidane und Perez ergänzte: «Cristiano hat einen Vertrag, ich möchte nicht über irgendeinen Spieler spekulieren.»

War es nur gekränkte Eitelkeit oder steckt mehr hinter Ronaldos kryptischen Worten? Immer wieder beklagt der Europameister, der noch bis 2021 an Real gebunden ist, fehlende Wertschätzung, wie er auch nach dem Finale betonte: «Ich habe fünf Champions-League-Siege und fünf Goldene Bälle (Anm.: Weltfußballer-Ehrungen). Ich weiß, was ich dem Club gegeben habe.»

Dass neue Stars wie Brasiliens Neymar oder Liverpool-Ass Mohamed Salah als zukünftige «Galacticos» gehandelt werden, empfindet Ronaldo sicher als Majestätsbeleidigung. Vielleicht hat den 33-Jährigen aber auch die Steueranklage - der Portugiese soll 14,7 Millionen Euro am spanischen Fiskus vorbeigeschleust haben - zugesetzt.

Mit Perez habe er nichts zu besprechen. «Man wird müde, wenn einem Dinge versprochen werden, die nicht eintreten. Dinge lassen sich nicht mit Geld lösen. Geld ist nicht das Problem für mich», monierte Ronaldo. Starke Worte und das nach einem Abend, an dem er seinen Platz in den Geschichtsbüchern weiter zementiert hatte. Als erster Spieler gewann Ronaldo fünften Mal die Champions League, dazu wurde er - diesmal mit 15 Treffern - zum siebten Mal Torschützenkönig der Königsklasse.

Die Hauptrolle auf dem Rasen hatte aber diesmal ein anderer: Gareth Bale. Den Waliser vereinte nach seinen zwei Toren mit Ronaldo aber die große Unzufriedenheit. «Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken», sagte der 100-Millionen-Mann, der vier Minuten nach seiner Einwechslung einen traumhaften Fallrückzieher (64.) ins Netz gesetzt hatte und in der Schlussphase den schwarzen Abend von Liverpool-Torhüter Loris Karius mit einem 35-Meter-Tor (83.) perfekt gemacht hatte.

Zidane zeigte ein wenig Verständnis für die Unzufriedenheit, blieb in der Sache aber hart: «Jeder schaut auf sich selbst, das verstehe ich. Aber am Ende geht es um das Team.» Mit weltmeisterlicher Gelassenheit reagierte indes Toni Kroos auf die Wechselabsichten seiner Teamkollegen: ««Mir geht es zu gut gerade, als dass ich mich damit auseinandersetze. Natürlich hat jeder seine eigenen Pläne, die muss man dann mit dem Club besprechen. Ich habe keine - also alles gut.»

Warum sollte er auch? Kroos gewann zum dritten Mal mit Real und als erster deutscher Spieler überhaupt zum vierten Mal den Henkelpokal. Das sei schon speziell.

Speziell war auch das nötige Glück, dass Real in dieser Saison auf dem Weg zum Triumph begleitete. Wie im Finale hatten die Madrilenen auch im Halbfinale gegen die Bayern von einem Torwartfehler (Sven Ulreich) profitiert. Im Viertelfinale hatte ein glücklicher Elfmeter in der 97. Minute das Weiterkommen gegen Juventus Turin gesichert. Und im Achtelfinale war der Weg gegen Paris Saint-Germain frei, als sich Neymar verletzt hatte - wie im Finale nun Salah.

Die Fans ließen sich das Feiern trotz der ganzen Nebengeräusche nicht nehmen. Den ganzen Tag über war Madrid im Real-Fieber - noch bevor die Party mit der Parade und am Cibeles-Brunnen so richtig begann.

(dpa)



Es gab schon Präsidenten beim OFC, die wussten zehn Minuten vor der Hauptversammlung noch nicht, das sie hinterher gewählt werden.

— Offenbachs ehemaliger Vize-Präsident Willfried Kohls im Vorfeld der Hauptversammlung 2000