Sein Traum ist es, irgendwann Nationaltrainer Litauens zu werden. Diesem Ziel ist Valdas Ivanauskas - seit Oktober 2002 lizenziert, international als Übungsleiter zu wirken - schon sehr nahe gekommen. Nachdem der Chefcoach der Baltenrepublik, Benjaminas Zelkevicius, kürzlich seinen Sessel räumte, rückte der bisherige U21-Coach Liubinskas nach und Ivanauskas wurde zum Co-Trainer ernannt. "Meine Popularität in Litauen ist so hoch wie die von Franz Beckenbauer in Deutschland", behauptet der Ex-HSV-Stürmer - da muss etwas dran sein, schließlich ist er bar jeglicher Trainererfahrung berufen worden. Die Vertragsdauer ist allerdings vorerst auf die EM-Qualifikation befristet.
Ungezügeltes Temperament
Mit Paukenschlägen platzte Valdas Ivanauskas in die Bundesliga. Drei Treffer erzielte "Iwan, der Schreckliche" in den ersten beiden Spielen für den HSV - dann folgte eine fast sieben Monate währende Torflaute. Der impulsive Stürmer bekam aber nicht nur Probleme mit dem Toreschießen; Provokationen der Gegenspieler gelassen wegzustecken und in umstrittenen Situationen ruhig zu bleiben, liegt nicht im Naturell des Litauers. Folgerichtig wurde ihm von den Schiris die komplette Kartenpalette präsentiert. Vier Jahre spielte Ivanauskas in Hamburg und kam in 91 Bundesligapartien zu 13 Treffern. In den ersten beiden Jahren noch regelmäßig eingesetzt, zählte er danach nicht mehr zur ersten Wahl. 1997 trennte man sich.
Karrierehöhepunkte in Wien
Seinen Karrierestart feierte Valdas Ivanauskas 1984 bei Zalgiris Wilna, einem renommierten litauischen Verein. Anschließend wechselte er nach Russland und spielte bei den Moskauer Klubs ZSKA und Lokomotive Moskau. Mittlerweile war Ivanauskas in die Nationalelf der UdSSR berufen worden, gab sein Debüt 1988 beim 2:0-Erfolg der Russen über Österreich (insgesamt vier Länderspiele für die UdSSR, später 23 für Litauen). Nächste Station war Austria Wien, wo er seine größten sportlichen Erfolge feierte. Von 1991 bis 1993 gewann der Stürmer mit den Wienern die Meisterschaft, holte 1992 den Pokal, wurde zweimal Torschützenkönig und einer seiner Treffer 1993 zum "Tor des Jahres" gewählt. Es folgte sein Engagement beim HSV (1993 bis 1997).
Schöner wohnen in Salzburg
Anschließend war der Stürmer sich mit dem VfL Wolfsburg einig, seine Karriere bei den Niedersachsen fortzusetzen. Auf Intervention seiner Frau, der Wolfsburg nicht attraktiv genug erschien ("Ich kann da nicht leben"), zog er seine Zusage zurück. "Ich dachte, es geht um Profifußball und nicht um ‚Schöner wohnen’ ", kommentierte der damalige VfL-Trainer Willi Reimann die Wende süffisant. Ivanauskas bedauerte die Entscheidung nachträglich: "Das war wahrscheinlich mein größter Fehler. Es ist einfach die Bundesliga zu verlassen, aber sehr schwer, wieder zurückzukehren". Er unterschrieb erneut in Österreich, beim SV Austria Salzburg. 1999 kehrte der Torjäger nach Deutschland zurück, wo er zwei Jahre für den Regionalligisten SV Wilhelmshaven kickte. Die letzte Station hieß BV Cloppenburg - hier ließ Ivanauskas seine Aktiven-Karriere als Libero des Oberligisten ausklingen.
André Schulin
In München beginnt der Vordere Orient. Da herrschen andere Gesetze.
— Peter Weiand