In den vorigen sieben Turnierbegegnungen hatte England die Schweden nicht schlagen können. In einem in der zweiten Halbzeit wechselvollen Match zeigten die Three Lions jedoch Biss und kamen zu einem verdienten 3:2-Erfolg, der Schwedens Viertelfinalhoffnung kappte.
Fast 20.000 schwedische Fans vor Ort hofften darauf, dass ihre Elf keine weitere Niederlage, die gleichbedeutend dem EM-Aus wäre, einstecken musste. Dieser Belastung war sich offenbar auch die Mannschaft bewusst - und verkrampfte. Nachdem das erste Abtasten beendet war, offenbarten sich die Engländer mit dem abgeklärteren Spiel. Parker brachte in der 7. Minute den ersten Torschuss der Partie an - ein satter Spannstoß, den Isaksson jedoch gut parierte. Sich in den gegnerischen Strafraum zu kombinieren, gelang aber auch den Briten nicht. Ihre 1:0-Führung fiel deshalb ziemlich überraschend, wenn auch nicht unverdient. Es war eine Liverpooler Co-Produktion. Gerrard flankte aus dem rechten Halbfeld in den Sechzehner, wo Teamkollege Carroll sich imponierend in die Luft schraubte und Isaksson mit einem vehementen Kopfball keine Abwehrchance ließ (23.). Die Skandinavier blieben zu einfallslos und fehlerhaft im Abspiel, um Englands Abwehr ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Ein abgefälschter Schuss Ibrahimovics, den Hart jedoch sicher abfing (33.) und ein Gewaltschuss Källströms aus der Distanz (38., knapp rechts drüber) waren ihre einzigen nennenswerten Torgelegenheiten. Auf der Gegenseite tat sich nur unwesentlich mehr. Young zog bei einem schnellen Gegenstoß überhastet ab (36., links vorbei) und Welbeck war kurz vor der Pause bei einem Konter fast auf und davon, als ihm Mellberg mit einer starken Rettungsaktion das Leder noch vom Fuß spitzelte (44.). Die knappe Führung Englands ging in Ordnung.
Deutlich besser eingestellt gingen die Schweden in den zweiten Spielabschnitt. Ihr druckvolles Spiel bescherte ihnen in der 49. Minute einen Freistoß aus fast zentraler Position. Ibrahimovic drosch den Ball zwar zunächst in die Abwehrmauer, brachte das Leder im Nachsetzen jedoch zum aufgerückten Abwehrspieler Mellberg, der aus sechs Metern abzog. Hart konnte den Ball nur gegen den Körper Johnsons lenken - der chancenlose Verteidiger drückte die Kugel dann über die eigene Torlinie (49.). Die Selbstsicherheit der Skandinavier drückte sich anschließend auf dem Feld aus, plötzlich waren sie die aktivere Elf. Und erneut half ihnen ein Freistoß weiter. Larssons von halblinks hoch in den Strafraum hereingezirkelte Flanke erwischte Mellberg per Kopf; Hart konnte gegen den Aufsetzer nichts machen (59.). Das Spiel schien gedreht, da bewies Englands Coach Roy Hodgson das richtige Näschen. Er brachte Walcott für Milner und nur wenige Minuten später brachte dieser Wechsel erste Rendite. Zuvor rettete Schwedens Keeper Isaksson bei einem Kopfballaufsetzer Terrys die 2:1-Führung noch mit prächtigem Reflex (63.), Walcotts noch leicht abgefälschter 16-Meter-Schuss erwischte ihn jedoch auf dem falschen Fuß. 2:2 in der 64. Minute - die Partie hatte sich zu einer spannenden Angelegenheit gemausert, die mittlerweile auch durch einen Zuwachs an Torchancen glänzte. Die ausgeprägten taktischen Schiebereien aus der ersten Halbzeit waren vergessen, nun wurde das Mittelfeld von beiden Teams schnell überbrückt. Carroll (70., knapp rechts drüber) und Ibrahimovic (76., Hart klärt zur Ecke) schickten satte Pfunde gen gegnerischen Kasten, die allerdings nichts einbrachten. Eine Filigranarbeit der Engländer indes hinterließ bleibenden Eindruck: Mit schnellem Antritt preschte Walcott rechts in den 16er der Schweden, flankte butterweich ins Zentrum, wo Welbeck, von einem Gegenspieler bedrängt, den Ball mit der Hacke volley über die Linie dirigierte (78.). Ein Klassetor. Den erneut in Rückstand geratenen Schweden blieb nun kaum eine andere Wahl als die Brechstange auszupacken. Es war aber nicht nur der Spielstand zum zweiten Mal gedreht worden, auch hatten Englands Akteure nun wieder Oberwasser und begegneten den verzweifelter wirkenden Skandinaviern mit gefährlichen Kontern. In der Nachspielzeit scheiterte Gerrard aus kurzer Distanz am stark reagierenden Isaksson, doch sollte diese vergebene Möglichkeit keine Konsequenzen mehr haben. Es blieb beim 3:2 - und Schweden war vorzeitig gescheitert.
André Schulin
Innerhalb der Mannschaft gab es selten Probleme mit Ansgar. Ich kann mich nur an einen Vorfall erinnern, da ist Ansgar mit Thomas Ziemer auf ein Gerüst an einem Haus geklettert und hat aus dem fünften Stock Ansprachen gehalten.
— Christian Heidel, Manager-Legende von Mainz 05, über Ansgar Brinkmann.