Es handelt sich gerade einmal um cirka fünf Wochen. Für viele eine Ewigkeit. Die Alternativen in dieser Zeit waren und werden sich zudem nicht als übermäßig prickelnd erweisen. Okay, die Engländer spielen durch und die Italiener fangen auch bald wieder an. Doch ohne Bundesliga…
Erste Woche
Die krasse Abnabelung wurde durch die Asien-Reise der Nationalmannschaft zwar geringfügig abgeschwächt, doch irgendwie schien diese ganze Tour nur als Ablenkungsmanöver vom WICHTIGEN initiiert gewesen zu sein. Obwohl sich da eine Gruppe Bundesligaspieler plus Tross mit „Reisestrapazen“ plus halbgarem Kulturprogramm und – ach ja – drei Fußballspielen auseinandersetzen musste, konnte man das Mediengetöse getrost unter Jürgen-Klinsmann-seine-und-seine-WM2006-Jungs-Werberundreise-mit-netten-Gegnern zu den Akten legen. Aufwühlende Wettbewerbsbedingungen waren dabei jedenfalls nicht erkennbar. Bestenfalls verdeutlichten sich bereits konkrete Entzugserscheinungen. Schließlich freuten sich Klinsi & Co. nach der Niederlage gegen Südkorea genauso toll über „den gemeinsamen Auftritt, der den Zusammenhalt fördert“ wie nach den Siegen über Japan und Thailand. Toll – aber doof.
Zweite Woche
Immerhin: In der Transfergerüchteküche wurden die ersten durchschnittlichen Gerichte angebraten. Doch außer einer dünnen Charisteas-Suppe wurde wenig Magenfüllendes gereicht. Als dann auch Harald Schmidt nur wenig Fußballerisches zum aktuellen Geschehen beitrug – abgesehen von dem göttlichen Sepp-Maier-Seitenhieb – und sich die Ansätze von „Rückblicken“ des Fernsehens auf die Hinrunde als lieblos aneinander gereihte Tore-in-Zeitlupe-bis-zum-Abwinken-Orgien outeten, die wir bereits bis zum Abwinken kannten, war der Tiefpunkt nahezu erreicht.
Dritte Woche
Die alljährlich härteste Prüfung: Die Feiertage. Keine Spiele. Keine Nachrichten. Kein Hoeness-Assauer-Gegifte. Nichts. Nicht mal Skispringen. Nicht dass die mutigen Schneehüpfer eine echte Alternative für Fußball selbst zu besten Hannawald-Schmitt-Zeiten gewesen währen. Nein. Aber: Es war immerhin eine grandios inszenierte Ablenkung. Nun springen die Aushängeathleten hinterher oder gar nicht und die Nachfolger sind so was von langweilig – die schlafen reihenweise auf den Siegpodesten ein oder murmeln unverständliche Nichtigkeiten ins Mikro. Trostlos, aber leider Jetzt-Zeit.
Vierte Woche
Die Zeit der Hallturniere. Wer einmal selbst in der Halle gekickt hat weiß, dass selber spielen absolut geil ist. Zugucken aber absolut schnarchig. Demzufolge haben sich die Elite-Kicker, die nie richtig brillieren durften, längst aus dem „Budenzauber“ zurückgezogen und der dritten, vierten Reihe den Kunstrasen überlassen. Dann lieber gleich die Amateure anschauen. Da brennt der Beton. Die gehen rein und geben ALLES. Das kann man sich rein tun. Das ist Fußball pur, ohne zu frieren. Gute Ablenkung das.
Fünfte Woche
Die Kunst, sich langsam wieder auf den echten Fußballstress vorzubereiten. Nun ist jeder Transfer, jede noch so blöde Nachricht und jeder Tritt gegen eine Cola-Dose voller Brisanz. Der Adrenalinspiegel steigt, wenn man nur hört, dass Ailton & Co. nur mit den Gedanken spielen, das Rückflugticket zu suchen. Selbst der Geschmack des Bieres nähert sich wieder längst abgehakt geglaubten Genüssen und verdrängt die Gedanken an die Torturen mit Omas Likörchen. Das einzig Beschissene ist – soweit ist es noch lange nicht. Es dauert noch Wochen. Denn noch sind wir mitten drin. Im tiefsten Fußballloch.
Franz Heck
Ich kann mich hier nicht hinsetzen und sagen, dass ich mit Lena Gercke* Schluss mache, weil ich mit der nie zusammen war. Daher ist es schwierig, sich da ins Gespräch zu bringen. Das ist alles Utopie und in der Zukunft.
— Julian Nagelsmann zur Frage nach einem Wechsel zum FC Bayern