Das Münchner Derby

von Günther Jakobsen13:26 Uhr | 14.02.2003

Als die Sechziger 1966 den Titelerfolg feierten, freuten sich die Bayern noch über ihren hervorragenden dritten Platz im ersten Jahr der Ligazugehörigkeit. Der weitere Weg ist bekannt: Die Rollen wurden getauscht. Die Bayern lösten die Sechziger als führenden Münchner Klub in der Bundesliga ab und schwangen sich zum Klassenprimus auf. „Sechzig“ hatte drei Abstiege zu verkraften und rutschte zwischenzeitlich sogar in die Bayernliga ab. Seit 1994 tragen die „Blauen“ und die „Roten“ im Rahmen der Bundesliga wieder die Münchner Stadtmeisterschaft aus.

Wenig Überläufer
Den ersten Bundesligavergleich entschieden die Löwen noch mit 1:0 (Saison 1965/66) für sich. Im Rückspiel revanchierten sich die Bayern dann mit einem klaren 3:0. Mittlerweile trafen die Münchner Konkurrenten 33 mal in der Bundesliga aufeinander, mit der Bilanz von 18 Bayern-Siegen, acht Löwen-Erfolgen und sieben Remis. Die Bundesliga-Duelle mit dem FCB bescherten den Sechzigern also wenig Grund zum Jubeln. Einzig in der Saison 1999/2000 gelang der Triumph, beide Spiele zu gewinnen. Die Konkurrenz zwischen den Klubs äußerte sich nicht nur in den Spielen. Auch dass in all den Jahren nur eine Handvoll „Überläufer“ beide Vereinstrikots trugen, ist Ausdruck der Rivalität. Die „Doppelagenten“ sind Manfred Bender, Harald Cerny, Franz Gerber, Manfred Schwabl und zuletzt Jens Jeremies.

Kein Schmankerl zum Jubiläum
Richtige „Watschen“ gab es in den Bundesligapartien nur zweimal. Und die verteilten die Bayern: Ein 6:1 in der Saison 1979/80, sowie ein 5:1 in der Spielzeit 2001/02. Am 500. Bundesligaspieltag (4. April 1978) hatte der Spielleiter die Paarung 1860 gegen Bayern angesetzt. Ein „Schmankerl“, wie vermutlich vorgesehen, wurde dieses Derby allerdings in einer für beide Münchner Klubs frustierenden Saison nicht. Drei Spieltage vor Saisonende nutzte das 1:1-Unentschieden keinem. 1860 stieg ab, was auch schon vor der Partie feststand, und die Bayern bestätigten eine denkwürdige Serie: In der gesamten Saison gelang ihnen nicht ein einziger Auswärtserfolg.

Gemeinsames Stadion
Viele Löwen-Fans beklagten den Verlust einer eigenen Identät, als die Vereinsführung nach dem Wiederaufstieg 1994 beschloss, vom Stadion an der Grünwalder Straße ins Olympiastadion, der Heimstätte des Lokalrivalen, umzuziehen. Was zunächst nur für die ersten vier Heimspiele der Saison angekündigt war, wurde ab 1995 zur ständigen Einrichtung. Begründet wurde dies mit der höheren Zuschauerkapazität des Olympiastadions. Ein Argument, das angesichts der leeren Ränge im weiten Rund bis heute nicht nachzuvollziehen ist. Die Hoffnung vieler Löwen-Fans, doch noch eines Tages ins renovierte, traditionsreiche Grünwalder Stadion zurückkehren zu können, zerschlug sich spätestens Anfang 2001, als die Vereinsoffiziellen des FC Bayern und des TSV 1860 den Bau eines gemeinsamen, reinen Fußballstadions beschlossen, der Allianz-Arena.

Gemeinsame Wurzeln
Immerhin, eine gewisse verwandtschaftliche Basis bestand schon vorher. Als gemeinsame Urzelle kann der 1948 ins Leben gerufene „Turnverein München“ betrachtet werden, der später zum „TSV 1860 München“ wurde. Aus diesem „Turnverein München“ trennten sich anno 1879 vier Mitglieder und gründeten den „MTV München“ (Männerturnverein). Im Jahr 1897 formierte sich innerhalb des MTV eine erste Fußballmannschaft. Drei Jahre später war die neue Ballsportart zu einer Sparte mit mehreren Teams angewachsen, die sich mehr Eigenbestimmung wünschten. Um dies zu verwirklichen, trat eine Reihe Fußballer aus und gründete einen neuen Verein: den FC Bayern München.

André Schulin



Ich spiele weiterhin mit Risiko. Schließlich profitieren alle davon: Wir, das Publikum und auch der Gegner.

— Aad de Mos als Trainer von Werder Bremen