Dem BVB reichte eine Halbzeit

von Günther Jakobsen17:48 Uhr | 16.12.2012

Meister Borussia Dortmund genügte eine bessere zweite Halbzeit, um mit einem Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim die Bundesliga-Hinrunde abzuschließen. Während der Titelverteidiger als Tabellendritter zur Winterpause noch im Soll war, brauchten die Kurpfälzer als Tabellendrittletzter vom Weihnachtsmann einen Fernglas. Denn der Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz betrug schon sieben Punkte.

Beim Meister übernahm den Part des erkrankten Schmelzer als Linksverteidiger nicht etwa der gelernte Abwehrspieler Kirch oder der defensivstarke Großkreutz, sondern Blaszczykowski. Der Titelverteidiger versuchte in der ersten Halbzeit immer wieder, das Spiel auf die Außen zu verlagern. Doch die Kraichgauer schienen die Taktik der Borussen zu ahnen und fingen viele Zuspiele ab. Nach einer Viertelstunde hatte der BVB zwar 75 Prozent Ballbesitz, aber war noch kein einziges Mal gefährlich vor dem gegnerischen Gehäuse aufgetaucht. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Kraichgauer immer mutiger und die Dortmunder dafür immer lethargischer. Die abstiegsbedrohte Platzelf besaß sogar die erste nennenswerte Chance der Partie. Nach Rudys Freistoßflanke kam Compper eher an die Kugel als BVB-Torwart Weidenfeller, aber der Kopfball des Hoffenheimer Innenverteidigers flog übers verwaiste Tor (17.). Aus dem Nichts fiel dann die Dortmunder Führung und war bezeichnenderweise einer gelungenen Einzelaktion zu verdanken. Götze tanzte am linken Strafraumrand Beck aus und traf durch die Beine des Hoffenheimer Rechtsverteidigers ins kurze Eck (26.). Aber selbst der Führungstreffer befreite die Gäste nicht aus ihrer Lethargie. Nach genau einer halben Stunde tanzte sich Reus zwar durch die gegnerische Abwehr und scheiterte anschließend Lewandowski am Hoffenheimer Schlussmann Casteels. Aber ansonsten waren es die Sinsheimer, die in dieser Phase die Initiative übernahmen. Schwarz-Gelb ließ sie gewähren und wurde dafür nach 35 Minuten bestraft. Eine Flanke von Linksverteidiger Johnson legte Volland in die Mitte auf Schipplock ab, und der brauchte den Ball nur noch über die Torlinie zu drücken.

Nach der Pause erhöhte der Meister jedoch deutlich die Schlagzahl. Und es gelang ihm, mehr Durchschlagskraft gegen die Hoffenheimer Abwehr zu entwickeln, weil er nicht mehr das Spiel immer wieder auf die Flügel verlagerte, sondern es auch über die Mitte probierte. So fiel auch der erneute Führungstreffer, nachdem Casteels die Schüsse von Reus (53.) und Hummels (54.) noch pariert hatte. Aus zentraler Position vor dem Strafraum steckte Götze zu Reus durch, und nach dem Querpass des diesjährigen Fußballer des Jahres brauchte Großkreutz nur noch zum 2:1 einzuschieben (58.). Die Gäste hielten den Druck hoch und damit den Gegner vom eigenen Tor fern. Nach Reus´ Freistoßvorlage strich Lewandowskis Kopfball am rechten Pfosten vorbei (61.). Fünf Zeigerumdrehungen später machte es der polnische Angreifer besser, als er Casteels umkurvte und die Kugel aus spitzem Winkel im gegnerischen Gehäuse unterbrachte. Erst mit zwei Toren Vorsprung im Rücken schaltete der Titelverteidiger ein paar Gänge zurück. Der von Ex-Trainer Babbel suspendierte und von Interimstrainer Kramer gerade erst wieder begnadigte Weis kam frei vor dem BVB-Gehäuse zum Abschluss, aber er konnte seinen Kopfball nicht aufs Tor ziehen (69.). Ansonsten plätscherte die Partie in der Schlussphase, passend zum Dauerregen in Sinsheim, vor sich hin. In der vorletzten Minute kam bei den Westfalen der in der Hoffenheimer Jugend großgewordene Hofmann zu seinem Bundesligadebüt.

Senthuran Sivananda



Heute gieße ich mir einen hinter die Lampe.

— BVB-Manager Michael Meier nach der Titelverteidigung 1996