DFB-Team

Dem Fußball und dem Seitenscheitel verpflichtet

von Günther Jakobsen17:03 Uhr | 14.09.2004

Einer glanzvollen Karriere als international gefeierter Mittelfeldstar ließ Günter Netzer eine erfolgreiche Schaffensperiode als Manager des Hamburger SV folgen. Anschließend wirkte er in einer Werbeagentur und handelte mit Fernsehrechten. Als Kommentator begleitet Netzer die DFB-Auswahl. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.

Günter Netzer gehörte jener Spielergeneration an, zu deren Zeiten die internationale Fußballwelt in höchsten Tönen vom deutschen Fußball schwärmte. Mit seiner Spielintelligenz und den technischen Fähigkeiten war er ein bedeutender Protagonist dieser Epoche, in der der oft geniale Mittelfeldregisseur für Mönchengladbach (230 BL-Spiele), Real Madrid und die Deutsche Nationalelf (57 Spiele) kickte. Zentimetergenaue Zuspiele über große Distanzen und überraschende Pässe in den freien Raum waren seine Spezialität, die Laufarbeit nahm ihm Herbert "Hucky" Wimmer ab. Als Manager des HSV holte Netzer die Erfolgstrainer Branco Zebec und Ernst Happel an die Elbe und feierte mit ihnen zwei Deutsche Meisterschaften und 1983 den Europapokal-Sieg bei den Landesmeistern. Er selbst wollte nie Trainer werden.

Wirbelsäulenprobleme führten zur Ausmusterung Netzers bei der Bundeswehr, Rückgrat bewies er beim 1973er DFB-Pokalfinale Gladbachs gegen Köln, als er sich selbst einwechselte und kurz darauf mit dem 2:1-Siegtreffer eine unvergessene Anekdote in der Pokalgeschichte schuf. Schon in seiner aktiven Zeit verschrieb sich Netzer einem eigenen Stil, dem er - man beachte die seit ca. 40 Jahren nahezu konservierte Seitenscheitel-Frisur - treu blieb. Die Aussage "Ich betrachte es als Kunst, den Ball in Richtungen zu schießen, die schwierig sind", belegt seinen Sinn für Ästhetik. Das blitzt auch immer wieder bei den Experten-Frozzeleien mit Gerhard Delling durch, wenn es gilt, die Darbietungen der DFB-Elf zu bewerten. Schönreden einer schlechten Leistung ist seine Sache nicht - dafür gebührt ihm Anerkennung. Und, ach ja, Glückwunsch zum 60sten.

André Schulin



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