Der 30. Spieltag bietet sich als Basis für signifikante Wendungen und Vorentscheidungen an. Theoretisch könnte beispielsweise der Meisterschaftskampf nochmals neu entflammen, Gladbach im Abstiegskampf wieder festen Boden unter die Füße bekommen und Hannover vorzeitig einen internationalen Startplatz sichern.
Verabschieden will sich keiner: Mainz nicht von seinem Europa-League-Platz und schon gar nicht Mönchengladbach aus der Liga. Diese Bedrohungs-Szenarien wabern jedoch am Horizont herauf, wenn das Freitagsspiel am Bruchweg angepfiffen wird. Den Gastgebern liegt nach wie vor die Heimspielproblematik im Magen (letzter Dreier im November 2010). „Was sollen wir denn jetzt machen? In Auswärtstrikots spielen?“ thematisiert Thomas Tuchel den „Heimfluch“ auf ironische Weise. Für die seit dem 13. Spieltag kontinuierlich das Tabellenende schmückenden Gäste lockt die Aussicht, im Erfolgsfall die rote Laterne abzugeben.
Eine positive Nachricht erwischte den FC St. Pauli noch vor dem Anstoß des Nordderbys beim punktgleichen VfL Wolfsburg: Der Kelch eines Geisterspiels ohne Zuschauer, als Strafe für den Bierbecherwurf eines „Fans“, ging an den abstiegsbedrohten Hanseaten vorüber. Der Einspruch des Klubs wurde erhört und die Bestrafung in eine erträglichere Form (das erste Heimspiel der nächsten Saison in einem fremden Stadion, Umkreis 50 km) umgewandelt. "Großen Respekt an den DFB-Kontrollausschuss bzw. das DFB-Sportgericht. Das nennt man Fair Play“, begrüßte Pauli-Coach Holger Stanislawski die Entscheidung. Im Heimauftritt des anderen Hamburger Bundesligisten steht am 30. Spieltag ebenfalls viel auf dem Spiel. Der HSV muss im Kampf um einen Europa-League-Startplatz die aktuelle Nr. 1 des Nordens, Hannover 96, bezwingen. „Viele Spiele haben wir ja nicht mehr“, weist Michael Oenning auf die Dringlichkeit eines Erfolges hin. Sein 96er Pendant Mirko Slomka benötigt die Punkte für höhere Ziele: „Wir brauchen beim HSV neunzig Minuten Stabilität. Nicht dreißig wie in Köln oder sechzig wie in Dortmund. Sonst wird das nichts mit der Champions League.“
Nach Saisonende muss Marco Pezzaiuoli seinen Trainerjob bei 1899 Hoffenheim abgeben, die Punkte gegen Eintracht Frankfurt würde er mit den Kraichgauern jedoch noch gerne einsacken. „Wir müssen im eigenen Stadion dominant sein und die Eintracht unter Druck setzen“, lautet seine Forderung. Einige Stammkräfte fehlen aus unterschiedlichen Gründen (Beck, Salihovic, Jaissle, Obasi, Simunic), aber auch die Gäste haben Sorgen (Tzavellas fehlt, Gekas, Jung, Köhler und Amanatidis sind angeschlagen). In weiteren Samstagsspielen versucht Köln seine 1:5-Klatsche aus Gladbach zu kompensieren, Kaiserslautern (gegen Nürnberg) den Klassenerhalt noch ein gutes Stück sicherer zu machen und Werder den Champions League-Helden aus Gelsenkirchen Grenzen aufzuzeigen.
Für die Lage an der Tabellenspitze ist der Sonntag von höchster Relevanz. Spitzenreiter Dortmund hat im Heimspiel gegen Freiburg freie Sicht auf das Geschehen, da zuvor Verfolger Leverkusen beim FC Bayern versuchen muss, den Druck auf die Schwarzgelben hoch zu halten. Liefe alles im Sinne der Bayer-Elf, würde Dortmunds Vorsprung auf zwei Zähler zusammenschrumpfen. Zweifelsohne ist dies speziell für Jupp Heynckes ein bedeutendes Spiel. „Meine Aufgabe ist es nicht, jetzt schon an den FC Bayern zu denken“, weist der künftige Münchner Coach Vermutungen zurück, vor einem Interessenskonflikt zu stehen. Die Hausherren stehen beim ersten Match unter der Regie von Van Gaal-Nachfolger Andries Jonker (für den Rest der Saison) vor einem nicht unerheblichen Umbau, sollte auch Schweinsteiger (Bänderzerrung) noch ausfallen. Robben und Badstuber fehlen aufgrund von Sperren ohnehin, während in der Torwartposition die Rückkehr Jörg Butts ansteht.
Kamerun - die beste Mannschaft Europas
— Marcel Reif