Die erste Halbzeit war Gladbach stärker, nach der Pause der HSV dominierend. Das mittelprächtige Bundesligaspiel hatte dennoch wenige Höhepunkte, das Ergebnis ging unterm Strich in Ordnung, aber beide Teams hatte man diese Saison schon besser gesehen, vor allem die Gastgeber.
Bevor Petric-Ersatz Arslan vom HSV in der 12. Spielminute der erste Torschuss gelang, allerdings zu zentral aufs Tor kam und für ter Stegen keine Gefahr bedeutete, hatten sich die Kontrahenten – Ausnahme: zwei Eckbälle - meist nur bis zu den 16ern vorarbeiten können. Hamburg störte den Favoriten aus Gladbach früh im Spielaufbau, doch Reus & Co. suchten unbeirrt, ihr schnelles Kombinationsspiel zu entwickeln. Da die Hanseaten jedoch durch ihre Zweikampfstärke häufiger im Ballbesitz waren, allerdings offensiv harmlos blieben, neutralisierten sich die Teams im Mittelfeld. Plötzlich kam jedoch Brouwers nach einer Reus-Ecke von rechts frei ans Leder, doch Diekmeier rettete auf der Torlinie (21.). Arango suchte zwei Minuten später den Erfolg aus der Distanz, verfehlte das Ziel aber deutlich. Fortan ließ sich der HSV indes nicht zurückdrängen, arbeitete ein Übergewicht heraus, doch Gladbach konterte gefährlich: De Camargo war nach langem Neustädter-Pass allein vor Drobny, der reaktionsschnell per Fußabwehr die zweite gute Chance der Partie vereitelte (28.). Der VfL versuchte weiterhin mit Risiko die HSV-Abwehr zu durchschneiden, die letzte Feinabstimmung fehlte jedoch meist. Da der HSV zwar weiterhin kämpferisch überzeugte, Kreativität nach vorne aber arg vermissen ließ, fehlte es dem Spiel über weite Strecken doch an Klasse – und zunächst an weiteren Torchancen. Wäre da nicht kurz vor dem Halbzeitpfiff noch ein Freistoß nach Westermanns unabsichtlichem Handspiel ca. 30 Meter vor dem Tor gepfiffen worden, die Nullnummer hätte gestanden. Arango zirkelte die Kugel zentral in den 16er und Hanke (im Moment der Ballabgabe im Abseits) verlängerte per Kopf geschickt ins linke Toreck (45.). Ärgerlich für den Gast: der Treffer zählte.
Erneut war Arslan mit der ersten Chance nach dem Anpfiff im durchgehend strömenden Regen präsent, doch der junge HSVer setzte eine schöne Direktabnahme knapp über den Kasten (47.). Die Rothosen blieben im Vorwärtsgang, Gladbach zu passiv. Der Ausgleich in der 56. Minute fiel demzufolge völlig verdient. Guerrero kam mit dem Kopf nach einer Ecke an den Ball, Arslan nahm aus der Drehung direkt ab und schoss flach ins rechte Eck. Das HSV-Pressing funktionierte auch in der Folgezeit, die Hausherren fanden dagegen kaum einen Weg in den Strafraum der Elbstädter. Erst als Arango per Freistoß aus dem rechten Halbfeld die Hacke von Hanke fand, kam ein Hauch von Gefahr auf, der Ball flog allerdings deutlich links am Tor vorbei (68.). Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt reichlich verflacht, Nickeligkeiten im Mittelfeld hemmten zudem den Spielfluss. Nordtveits Versuch aus 20 Metern, Drobny war rechtzeitig unten, war der erste Schuss des VfL nach dem Seitenwechsel aufs HSV-Tor (76.). Erst nach dieser Aktion mischte Gladbach wieder mit, doch den nächsten Torschuss setzte wieder Arslan über links an, ter Stegen war zur Stelle (82.). Obwohl die Gäste auch in der Schlussphase dominierten, hatte der VfL fast noch gewonnen, doch Hanke kam eine Fußspitze zu spät und Arango köpfte nach der anschließenden Ecke unbedrängt einen Meter am Tor vorbei. Da war allerdings bereits die kurze Nachspielzeit eingeläutet und es blieb beim letztlich angemessenen Remis.
Ulrich Merk
Trainer, hat's sowas wirklich gegeben?
— Mario Basler zu Berti Vogts beim Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte in Yad Vashem bei der Länderspielreise nach Israel 1997.