Der neue Titelaspirant FC Bayern

von Günther Jakobsen10:31 Uhr | 17.12.2008

Sie gibt in dieser Saison den Takt in der 1. Frauen-Bundesliga an: die Mannschaft des 1. FC Bayern München. Die Hinserie haben sie ohne Niederlage hingelegt und folgerichtig das Saisonziel, es unter die ersten Drei zu schaffen, nach oben korrigiert. „Nun wollen wir in die Champions League. Egal ob als Meister oder Zweiter", sagt Trainer Günther Wörle. Es ist der neue Anspruch der Frauenabteilung des FCB.

Als zu Beginn der Saison die Klinsmann-Elf nicht in die Gänge kam, entdeckten die Münchner Medien die Frauenfußballabteilung des Großvereins. Denn die fuhr in der Bundesliga Sieg um Sieg ein. Die sonst im Schatten der Profis stehenden Spielerinnen fanden sich unverhofft im Mittelpunkt der Berichterstattung wieder. Dass der FC Bayern an der Tabellenspitze steht, ist ein ungewohntes Bild in der 1. Liga der Frauen – doch so überraschend wie vielerorts beschrieben ist es nicht. Schon in der vergangenen Saison deuteten sie an, dass von ihnen mehr zu erwarten ist. Seit Jahren betreibt die Abteilung solide Aufbauarbeit. So prophezeite Sissy Raith, Trainerin von 2004 bis zu ihrem Wechsel zum bayrischen Fußballverband im Sommer, die Stunde dieser Mannschaft werde noch kommen.

Nun, die Stunde ist angebrochen. Der FCB ist auf Titelkurs. Bislang wurden die Münchnerinnen einzig 1976 deutscher Meister. Im DFB-Pokalfinale standen sie 1988 und 1990 – gewonnen haben sie ihn nie. Im März noch unterlagen sie den Rekordmeisterinnen aus Frankfurt im Halbfinale 0:4 – diese Saison warfen sie den FFC dagegen in der 2. Runde aus dem Rennen (1:0). Frauenfußball-Koordinatorin Karin Danner hat mit Günther Wörle vom TSV Crailsheim einen adäquaten Ersatz für Raith gefunden. Das Team wurde punktuell mit erfahrenen Spielerinnen verstärkt. Wörles Tochter Tanja, die bereits von 1999 bis 2005 im Kader der Bayern stand, kehrte zum FCB zurück. Sie teilt nun mit der ebenfalls verpflichteten Weltmeisterin Melanie Behringer vom SC Freiburg nicht nur eine WG, sondern auch das bayrische Mittelfeld. Trainer Wörle hat am kompakten Spiel gearbeitet. Dass sein Team derart erfolgreich durch die Hinrunde marschiert ist, habe ihn aber überrascht. Doch im Rennen um die Meisterschaft sei alles offen, sagt Wörle: „Das wird die wohl spannendste Saison im Frauenfußball.“

Nicht nur für den FCB, sondern für die ganze Liga. Wörle rechnet mit einem „Schlagabtausch bis zum letzten Spieltag“. Vier Mannschaften haben im Rennen um die Meisterschaft gute Chancen – derart eng war es in den vergangenen Jahren nicht. Daran ist nicht allein die aktuelle Krise des Dauermeisters 1. FFC Frankfurt schuld – die Rivalinnen aus Potsdam, Duisburg und eben München sind stärker und konstanter geworden. Die Ziele in München sind klar: DFB-Pokalfinale und in der Liga Platz 1 oder 2, um in der neu geschaffenen Champions League dabei zu sein. Wörle träumt davon, das letzte Heimspiel der Saison in der Allianz-Arena zu absolvieren – vor vielleicht 10.000 Zuschauern statt der wenigen Hundert, die raus nach Aschheim kommen. Beim Zuschauerschnitt befindet sich der FCB im unteren Drittel der Liga. Vielleicht ist auch hier die Stunde der Frauen gekommen: Der Spielplan jedenfalls sei prädestiniert für ein spannendes Finale, meint Wörle: Zuletzt kommt der FCR Duisburg. Es könnte ein Endspiel werden.

Astrid Labbert



Die sollen sich nicht so anstellen, bei mir zählen nur glatte Brüche als Verletzungen.

— Otto Rehhagel