Eigentlich ist es nur ein Freundschaftsspiel, doch wenn am heutigen Mittwoch (18.15 Uhr) in der Frankfurter Commerzbank-Arena Deutschland gegen Brasilien spielt, geht es um mehr: Für den DFB ist es ein Test, was mit intensiver Werbung im Frauenfußball hinsichtlich der WM 2011 möglich ist, für Bundestrainerin Silvia Neid ein aufschlussreicher Vergleich im Zuge der EM-Vorbereitung und fürs Publikum ein Knaller. Mit dabei ist Weltfußballerin Marta – die dürfte die Frankfurter Arena allerdings in keiner guten Erinnerung haben.
Denn im vergangenen Jahr bestritt sie dort mit ihrem damaligen schwedischen Klub Umea IK das Uefa-Cup-Finale gegen den 1. FFC Frankfurt. Noch beim Abschlusstraining stand ihr die stille Vorfreude ins Gesichts geschrieben, als ihr Blick die noch leeren Ränge abwanderte. 28.000 Tickets waren verkauft, und auch Marta frohlockte: „Fantastisch. Ich mag es, vor vielen Leuten zu spielen.“ Dann kam es ganz anders: Das Publikum begleitete die Aktionen der Ausnahmefußballerin mit gellenden Pfiffen, selbst bei der Medaillenvergabe, als die Niederlage der Schwedinnen längst besiegelt war. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb anschließend, der Frauenfußball habe an diesem Tag seine Unschuld verloren. Neues Spiel, neues Glück – möchte man angesichts der Wiederkehr von Marta in Frankfurt sagen. Immerhin: Im Vorfeld des Länderspiels sagte die 23-Jährige, die inzwischen bei Los Angeles Sol unter Vertrag steht, erneut, sie freue sich auf die Partie, auf die Kulisse. Wieder ist eine Rekordkulisse garantiert: Über 40.000 Karten sind verkauft. Damit ist der europäische Rekord von Manchester beim EM-Eröffnungsspiel 2005 Geschichte – er lag bei 29.092 Zuschauern.
Für das WM-Organisationskomitee gilt das Spiel unterdessen als wichtiger Gradmesser. „Unsere Erwartungen sind im Prinzip jetzt schon übertroffen“, sagte ein zufriedener DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zwei Tage vor der Partie. Es gilt, die Euphorie für die WM in zwei Jahren zu schüren, die neun WM-Stadien zu füllen. Nie gab es beim DFB mehr Werbung für ein Frauenfußballspiel, sagte Niersbach. Eine wichtige Erkenntnis hat man nun, zu Beginn des öffentlichen WM-Countdowns bereits gewonnen: 40.000 Zuschauer lassen sich auch im Frauenfußball erreichen – wenn man will. Warum nicht auch das Eröffnungsspiel im Berliner Olympia-Stadion vor vollem Haus (74.000) austragen, heißt es jetzt zuversichtlich beim ausrichtenden DFB.
Heute kommt es zuerst einmal zur freundschaftlichen Wiederbegegnung zwischen Vize- und Weltmeister. Zuletzt traf man im olympischen Halbfinale in China 2008 aufeinander. Die Brasilianerinnen revanchierten sich für das verlorene WM-Finale (0:2) mit einem verdienten 4:1-Sieg. Auch in Frankfurt ist unter Trainer Kleiton Lima ein hochkarätiger Kader einsatzbereit. Das Sturmduo Marta und Christiane in den Griff zu bekommen, wird keine leichte Aufgabe für das Team von Silvia Neid, die an der herausragenden Qualität Martas keinen Zweifel lässt: „Marta ist ohne Zweifel im Moment die beste Spielerin der Welt.“ Ihr möglichst wenig Raum zu lassen, wird eine Marschroute sein, um die Spielfreude der Brasilianerinnen in den Griff zu bekommen. Verzichten muss Neid verletzungsbedingt auf Ariane Hingst, Kerstin Stegemann und Inka Grings. Dafür dürften „Youngster“ wie Bianca Schmidt und Kim Kulig zum Zuge kommen, die beim ersten Test in der A-Nationalelf beim Algarve Cup im März überzeugten.
Astrid Labbert
Wir haben Top-Spieler und, entschuldigen Sie, wenn ich arrogant bin, wir haben einen Top-Trainer.
— Jose Mourinho