Der Zahn der Zeit - Abschied aus der Bundesliga

von Günther Jakobsen14:26 Uhr | 14.07.2009

Mit jeder Saison verändert sich das Gesicht der Liga. Neue Akteure tauchen in den Spielerkadern auf, von denen der ein oder andere möglicherweise über kurz oder lang zu einer festen Größe aufsteigt. Für andere Spieler, die über viele Jahre aktiv auf dem grünen Rasen mitmischten, endete die Zeit in kurzen Hosen. Die meisten bleiben dem Fußball in veränderter Funktion verbunden.

Seine perfekte Ballbehandlung brachte Bernd Schneider den Spitznamen „weißer Brasilianer“ ein, gebräuchlicher war allerdings das kurze „Schnix“, mit dem der Leverkusener unverwechselbar identifiziert war. In 296 Bundesligapartien (39 Tore) demonstrierte der gebürtige Thüringer, dass auch deutschen Profis das Leder bei der Ballannahme am Fuß kleben kann. Ein schwerer Bandscheibenvorfall aus dem April 2008 leitete das vorzeitige Karriereende des Ballvirtuosen ein. „Schnix“ ließ sich operieren und hoffte auf ein Comeback - das Gesundheitsrisiko erwies sich letzten Endes jedoch als zu groß. Bei Bayer Leverkusen wird Schneider auf anderen Ebenen im Fußballbereich aktiv bleiben. Hartnäckigen Verletzungsproblemen musste sich auch Valerien Ismael beugen. Der französische Innenverteidiger (113 Spiele) spielte eine große Rolle beim Double-Erfolg der Bremer (2004); die nachfolgenden Stationen beim FCB und Hannover 96 wurden durch schwere Verletzungen stark beeinträchtigt. Nun strebt Ismael eine Karriere als Manager an, bei den 96ern schnuppert er sich an die Materie heran. Weniger einträchtig endete die Profi-Laufbahn Michael Tarnats in Hannover. Der Mann mit dem knallharten Schuss (363 Spiele/24 Tore), vielfacher Deutscher Meister und Champions-League-Gewinner mit dem FCB fühlte sich unwürdig behandelt, als man ihm wenige Stunden vor Anpfiff des letzten Heimspiels (33. Spieltag) mitteilte, dass sein Vertrag mit Hannover nicht verlängert wird.

In Frieden mit sich und seinem Verein Werder Bremen gab Frank Baumann, der langjährige Kapitän der Grün-Weißen, seinen Rückzug vom Aktiven-Dasein bekannt. 290 Bundesligapartien stehen in der Vita des Franken, dessen Wirkungskreis zwischen Abwehr und defensivem Mittelfeld angesiedelt war. Als Assistent von Klaus Allofs versucht Baumann, Einblicke ins Bundesliga-Management zu finden. Matthias Scherz, seit 1999 beim 1. FC Köln, steht seinem Stammklub ebenfalls weiter zur Verfügung. Der Außenstürmer (147 BL-Spiele/20 Tore) kümmert sich allerdings nicht mehr um das Vorbereiten und Vollenden von Bundesligatoren, sondern um die Förderung des Geißbock-Nachwuchses. Zu den Fußball-„Rentnern“ zählen nach der vergangenen Saison offiziell auch Cottbus’-Legende Tomislav Piplica (117 BL-Spiele als Energie-Keeper) und Tomas Galasek (78 Spiele), dessen Routine zuletzt den Gladbachern half, die Klasse zu erhalten. Während für die bislang genannten Spieler die biologische Uhr zu einem nicht unwesentlichen Teil das Karriereende vorantrieb, kann man im Fall des nun Ex-Bielefelders Tobias Rau nur von einem Ausstieg sprechen. "Für Beobachter kommt es plötzlich. Aber in mir ist der Entschluss lange gereift", erklärte der 27-Jährige, der sich fortan dem Lehramts-Studium widmen will. 93 Bundesligaspiele, für Wolfsburg, den FCB und Bielefeld sind für den gebürtigen Braunschweiger aufgeführt, dem allerdings auch einige Verletzungsprobleme zu schaffen machten.

André Schulin

Daten Bernd Schneider
Daten Valerien Ismael
Daten Michael Tarnat
Daten Frank Baumann
Daten Matthias Scherz
Daten Tomislav Piplica
Daten Tomas Galasek
Daten Tobias Rau



Abends kann man in der Altstadt sehr leicht versacken. Vor allem, wenn man das leckere Kölsch unterschätzt. Da hat schon so mancher sein blaues Wunder erlebt.

— Wolfgang Overath 2006 über die Stadt Köln