A long way down – Pokalsieger Uerdingen zum 4. Mal insolvent

von Carsten Germann17:31 Uhr | 01.04.2025
Foto: Imago

Die Regionalliga West erlebt in diesen Tagen eine Welle der Zahlungsunfähigkeiten. Türkspor Dortmund hat bereits den Spielbetrieb eingestellt. Gegen den 1. FC Düren wurde am Dienstag ebenso das Insolvenzverfahren eröffnet wie gegen den DFB-Pokalsieger von 1985, KFC Uerdingen. Dem Klub aus Krefeld droht (wieder mal) der totale Absturz.

Es ist bereits das 4. Mal, dass Bayer Uerdingen in die Insolvenz geht. Ein tieferer Tiefpunkt für einen Verein, der 1985 eines der größten Pokal-Husarenstücke der Wettbewerbsgeschichte schaffte.

Die Uerdinger wurden am 26. Mai 1985 im ersten Finale in Berlin nach langer Pause und gegen den haushohen Favoriten FC Bayern München (2:1) DFB-Pokalsieger.

Torschützen für Uerdingen im Olympiastadion waren der 2009 verstorbene Horst Feilzer (9.) und Wolfgang „De Cup“ Schäfer (68.). Der inzwischen 66 Jahre alte Stürmer aus Frankfurt nahm – so erzählt es die Legende – anschließend den Pokal mit ins Bett…

  • Im Viertelfinale des Pokalsieger-Cups gelang der damals noch von der Bayer AG finanzierten Mannschaft um Rekord-Spieler Friedhelm Funkel (72 / 254 Bundesliga-Spiele für Uerdingen), seinen Bruder Wolfgang Funkel, Matthias Herget und Wolfgang Schäfer das „Wunder von der Grotenburg“ – 7:3 gegen Dynamo Dresden nach 1:3 zur Pause und 0:2 im Hinspiel.

„Mit dem Bayer-Ausstieg begann der Abstieg“

Die Bundesliga-Saison 1985/86 brachte für die Uerdinger die beste Platzierung ihrer 14 Jahre umfassenden Liga-Zugehörigkeit: Rang 3 – nach 22:2 Punkten in Folge.

1995 beendete die Bayer AG Leverkusen ihr Fußball-Sponsoring in Krefeld-Uerdingen. Der Anfang vom Ende. „Mit dem Ausstieg des Bayer-Werks begann auch der Abstieg von Uerdingen“, erinnerte sich Friedhelm Funkel im Jahr 2003 im DFL Bundesliga-Lexikon, „es waren einfach nicht mehr die finanziellen Mittel vorhanden.“

Stimmt. Nur einem Jahr nach dem Bayer-Aus musste Uerdingen die Bundesliga verlassen.

  • Und das mit nur 18 Punkten und 33 erzielten Toren (nur im Premieren-Jahr 1975/76 waren es weniger, 28).
  • Das 1:6 gegen den FC Bayern München am 25. Februar 1996 brachte die höchste Uerdinger Heim-Niederlage in der Bundesliga.
  • Schon 3 Jahre später, 1999, stürzte der KFC Uerdingen in die drittklassige Amateur-Regionalliga ab.
  • 2005 erfolgte dort aus finanziellen Gründen der Lizenzentzug.
  • Der deutsche Pokalsieger von 1985 und Europacup-Halbfinalist von 1986 (2:4 in der Addition gegen Atlético Madrid) musste in die 4. Liga gehen.

Absturz bis in Liga 6

  • 2008 fiel Uerdingen gar in die sechstklassige Niederrhein-Liga. 2009 warb man den brasilianischen Kult-Stürmer Ailton an, der in 13 Spielen aber nur -4mal traf.
  • 19 Jahre sollte es dauern, bis man 2018 nach Spielabbruch in der Relegation in Mannheim (2:1) Relegation und dem folgenden Sieg am „grünen Tisch“ vorübergehend (3. Liga) wieder in den Profifußball zurückkehren konnte.
  • 2019 qualifizierte sich der KFC erstmals seit 2001/2002 (damals „Aus“ im Achtelfinale, 3:4 n. E. gegen den 1. FC Köln) wieder für den DFB-Pokal.

Uerdingen unterlag Borussia Dortmund in Runde eins im Ausweichstadion in Düsseldorf – die marode Grotenburg-Kampfbahn wurde saniert – mit 0:2.

Die Fußball GmbH des KFC Uerdingen gab im Januar 2021 das nächste Insolvenzverfahren bekannt, die Lizenzauflagen für die 3. Liga waren 2021 nicht erfüllbar.

0:11

In der Regionalliga-Saison 2021/2022 war Uerdingen nicht konkurrenzfähig.

  • Mit 0:11 kassierte man am 9. Oktober 2021 gegen Rot-Weiß Essen die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte (Fussballdaten.de berichtete).

Die erneute Insolvenz bringt für die in der Regionalliga West spielenden Rheinländer nun einen Punktabzug von 9 Zählern und den Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz mit sich. 



Hast du jemals auf den Trainer gehört? Mich hat das gar net interessiert, was der Trainer gesagt hat.

— Mario Basler im SPORT1-Doppelpass zu Stefan Effenberg.