DFB-Team

Erste WM mit Deutschland 1934: Die Ein-Spiel-Qualifikation

von Carsten Germann20.11.2025 | 17:59 Uhr
wm-1934-qualifikation-luxemburg-1-9-deutschland
Foto: Imago

Die Weltmeisterschaft 1934 im damals faschistischen Italien war die erste Endrunde, an der Deutschland teilnahm. Bei der WM-Premiere 1930 in Uruguay soll man mitten in der Weltwirtschaftskrise die hohen Kosten für die Schiffspassage nach Südamerika gescheut haben. Doch wie gelang Deutschland die Qualifikation für die WM 1934? Fussballdaten.de blickt zurück.

Karl Hohmann
TrainerDeutschland
Zum Profil

Seit 1925 war das Königreich Italien de facto eine faschistische Diktatur unter Benito Mussolini († 1945).

„Il Duce“ (Dt.: Der Führer) holte im Oktober 1932 die WM-Vergabe für Italien, indem er die notwendigen finanziellen Mittel für die Fertigstellung der acht Stadien (Bologna, Florenz, Genua, Mailand, Neapel, Triest, Turin und Rom) und die Infrastruktur zur Verfügung stellte.

Die WM 1934 in Italien verkam auch deshalb zu einer propagandistischen Show für das Mussolini-Regime, der Sieg der heimischen „Squadra Azzurra“ wird bis heute von Bestechungsvorwürfen begleitet.

Welche Absagen gab es bei der Qualifikation zur WM 1934?

Auch die Qualifikation zur WM 1934 wurde in Europa von vielen Team-Absagen und Kuriositäten geprägt.

Quali-Gruppen, die ohne FIFA-Entscheidungen und Rückzüge auskamen, waren Gruppe 2, in der sich Spanien souverän mit 11:1 in der Addition gegen den Nachbarn Portugal durchsetzen konnte, und Gruppe 7 mit den Niederlanden, Belgien und dem erst 1921 entstandenen Freistaat Irland.

  • So wurden Gruppe 1 mit Sieger Schweden die Rückspiele der Skandinavier gegen Estland und Litauen am „grünen Tisch“ und mit 2:0 gewertet.
  • Den Schweden genügten also zwei von vier Spielen – am 11. Juni 1933 in Stockholm und am 29. Juni 1933 in Kaunas, um sich zu qualifizieren (6:2 / 2:0).
  • Noch kurioser mutete Gruppe 3 mit Gastgeber Italien an. Das Hinspiel gegen Griechenland gewann die „Squadra Azzurra“ in Mailand mit 4:0, die Griechen verzichteten dankend auf das Rückspiel.
  • In Gruppe 4 dominierten Österreich und Ungarn, die ihre beiden Spiele gegen Bulgarien mit zweimal 4:1 und 6:1 gewannen. Da die beiden Länder der früheren K. u. k.-Monarchie weiter waren, wurden die Rückspiele wegen Irrelevanz gestrichen.

1934 deuteten viele politische Animositäten eine Veränderung der Großwetterlage an. So verbot Polens Regierung dem Nationalteam wegen Grenzstreitigkeiten die Reise zum Rückspiel in die Tschechoslowakei.

Diese hatte die erste Partie in Warschau 2:1 gewonnen und fuhr dank eines 2:0-Erfolgs am „grünen Tisch“ zur WM.

Deutschland war seit dem 30. Januar 1933 nationalsozialistisch und spielte in der WM-Qualifikation in einer Gruppe mit Frankreich und Luxemburg.

„Der DFB hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst der Gleichschaltung durch das NS-Regime unterworfen“, bilanzierte das Kicker-Sportmagazin (Ausgabe vom 11. März 2024) anlässlich des 90. Jahrestages der WM-Qualifikation 1934, „der Sport wurde politisch instrumentalisiert.“

Der ursprüngliche Modus, wonach alle drei Mannschaften je ein Heim- und ein Auswärtsspiel haben sollten, wurde geändert.

Die Hinspiele gegen Frankreich und NS-Deutschland sollten im Großherzogtum Luxemburg stattfinden, das sich davon einen finanziellen Gewinn versprach.

WM-Quali 1934: Wie oft traf Josef Rasselnberg für Deutschland gegen Luxemburg?

Deutschland gewann am 11. März 1934 gegen Luxemburg mit 9:1.

  • Es war das 100. Länderspiel der DFB-Nationalmannschaft.
  • Mit dem 9:1 gegen Luxemburg konnte die erstmals 1908 offiziell angetretene deutsche Fußball-Nationalmannschaft, zum Jubiläum für ein positives Torverhältnis sorgen, plus fünf.
  • Nach 54 Länderspielen lag die Tordifferenz der DFB-Mannen noch bei minus 35.
  • Karl „Die Kugel“ Hohmann († 1974 / Drei Treffer), von 1937 bis 1939 auch für den FK Pirmasens aktiv, und Josef Rasselnberg († 2005 / Vier Tore) vom VfL Benrath erzielten gegen Luxemburg sieben der neun deutschen Treffer.
  • Weitere Torschützen waren Willi Wigold († 1944) und Ernst Albrecht († 1976) von Fortuna Düsseldorf.
  • Rasselnberg, der die WM 1934 wegen einer Knieverletzung verpasste, war mit 21 Jahren einer der jüngsten Spieler aller Zeiten, denen für Deutschland vier Tore in einem Länderspiel gelangen.
  • Diese Marke wurde erst 70 Jahre später wieder ein Thema, als ein gewisser Michael Ballack (damals ebenfalls 21) beim 7:0-Erfolg im Freundschaftsspiel gegen Malta in Freiburg vor der EURO 2004 auch vier Mal erfolgreich war.
  • Auch war es das erste und einzige Mal seit dem Allzeit-Rekordsieg einer DFB-Mannschaft bei Olympia 1912 gegen Russland, dass zwei Spieler vom gleichen Verein mindestens drei Tore markierten.
  • Im Spiel gegen Russland waren das am 1. Juli 1912 in Stockholm Fritz Förderer und Gottfried Fuchs vom Karlsruher FV, die vier bzw. zehn Mal einnetzten.

Am 15. April 1934 gewann Frankeich mit 6:1 in Luxemburg.

Da zwischen dem nationalistischen Deutschland und Frankreich bereits große politische Spannungen herrschten, verzichtete man auf ein Spiel um den Gruppensieg.

Wo landete Deutschland bei seiner WM-Premiere?

Deutschland fuhr daher mit 2:0-Punkten und 9:1 Toren nach nur einem Qualifikationsspiel und vor Frankreich zur WM nach Italien, wo man nach 3:2 gegen Österreich zur Premiere den dritten Platz belegte.

Die Torschützen im „kleinen Finale“ am 7. Juni 1934 in Neapel waren Ernst Lehner († 1986) von Schwaben Augsburg und der 1990 verstorbene Edmund „Ed“ Conen vom FV Saarbrücken.

Conen war mit vier Treffern auch bester deutscher Knipser des Turniers.

„Rolly“, wie der Stürmer auch genannt wurde, verbuchte am Ende nur einen Treffer weniger als Torschützenkönig Oldrich Nejedlý († 1990) vom Vize-Weltmeister Tschechoslowakei.

Nejedlý gelangen drei seiner fünf Turnier-Treffer im Halbfinale gegen Deutschland (3:1) am 3. Juni 1934 in Rom.