Wann gab es das erste Länderspiel für Deutschland nach 1945?

Am 22. November 2025 jährt sich zum 75. Mal der Tag des sportlichen Neubeginns für die deutsche Nationalmannschaft. In Stuttgart stieg das erste Länderspiel nach Kriegsende. Das Portal Fussballdaten.de schildert den Weg zurück auf den Platz und in die FIFA-Familie.

Ottmar Walter
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Der Gegner im Stuttgarter Neckarstadion, wo geschätzt zwischen 90.000 und 100.000 Zuschauern auf die Ränge drängten, war am 22. November 1950 die Nationalmannschaft der Schweiz. Andere Quellen wie das Kicker-Spezial 100 Jahre Deutsche Länderspiele (2008) schreiben über eine Kulisse von 115.000 Zuschauern.
Das ging freilich nicht ohne Komplikationen einher. Schiedsrichter Arthur Edward Ellis aus England wollte aufgrund des Gedränges rund um das Stadion – 20.000 Fans sollen ohne Karte Einlass gefunden haben – erst gar nicht anpfeifen.
Die Bilanz: 200 Verletzte.
Deutschland gegen Schweiz als erstes Nachkriegs-Länderspiel – Wie kam es dazu?
Stuttgart, die schwäbische Metropole verfügte mit einem offiziellen Fassungsvermögen von 90.000 Menschen über das größte Stadion auf dem europäischen Kontinent und war zudem in diesen ersten Nachkriegsjahren Sitz des DFB.
Die Schweizer respektive ihr Fußballverband galten ab 1948 als größter Fürsprecher für die Wiederaufnahme Deutschlands in die FIFA.
Bei den alliierten Besatzungsmächten stießen die DFB-Macher um Sepp Herberger überwiegend auf Ablehnung.
Die Sowjets hatten in ihrer Besatzungszone alle Vereine aufgelöst, die Franzosen waren im Südwesten wenig kompromissbereit, die Engländer trotz ihrer Liebe zum Fußball streng. Einzig die US-Amerikaner gaben sich liberal. Ein Klinkenputzen begann.
Bis der Termin für den Neubeginn allerdings feststand, dauerte es bis September 1950, bis zur Wiederaufnahme Deutschlands in den Weltfußball-Verband FIFA.
Erst jetzt war klar: Der Anstoß nach dem von Deutschland entfesselten Inferno des Zweiten Weltkriegs sollte auf den Tag genau acht Jahre nach dem letzten Spiel der „großdeutschen“ Nationalmannschaft am 22. November 1942 gegen die Slowakei (5:2) in Bratislava erfolgen.
Am 22. November 1950 stellte Herberger die erste deutsche Nationalmannschaft seit 1942 auf – unter anderem mit den späteren Weltmeistern Toni Turek (†1984) und Ottmar Walter († 2013) sowie Schalke-Idol Bernhard „Berni“ Klodt († 1996).
- Nicht unter den nominierten Spielern: Fritz Walter († 2002), das erste Idol des deutschen Fußballs vom 1. FC Kaiserslautern. „Unser Fritz“ hatte sich zwei Wochen vor der Spielansetzung eine Knieverletzung zugezogen.
Für sein Buch Herbergers Kandidaten – Deutschlands Fußballer und ihr Traum vom ersten Nachkriegs-Länderspiel (Verlag: DIE WERKSTATT) nahm der Autor Fabian Siegel diese Partie unter die Lupe.
Seine zentrale Feststellung: „Es war der Ausgangspunkt auf dem Weg zum Wunder von Bern. (…) Die Schweizer hatten wenige Monate zuvor bei der WM 2:2 gegen Gastgeber Brasilien gespielt. Die Gewissheit, dass man diese Mannschaft direkt geschlagen hat, gab Auftrieb für alles, was folgte.“
Wer schoss das erste Länderspiel-Tor für Deutschland nach 1945?
- Deutschland war bei der WM 1950 in Brasilien ausgeschlossen.
- Siegel weiter: „Bis 1949 bestand ein generelles Verbot für internationale Spiele gegen deutsche Mannschaften.“
- Entschieden wurde das erste Länderspiel nach 1945 und das 199. DFB-Spiel seit 1908 durch einen Elfmeter in der 42. Minute.
- Herbert Burdenski († 2001) von Werder Bremen jagte den Elfer gegen Schweiz-Torhüter Adolphe Hug ins Netz – es war eines von nur zwei Länderspieltoren für den gebürtigen Gelsenkirchener.
Das erste Länderspiel nach dem Zweiten Weltkrieg – Die DFB-Auswahl machte den Anfang.
- Bis zum ersten Spiel der DDR-Nationalmannschaft (Deutscher Fußball-Verband / DFV) sollte es bis zum 21. September 1952 dauern – 0:3 gegen Polen in Warschau.
- Das nach 1945 autonome Saarland war bereits seit Juni 1950 FIFA-Mitglied und schickte seine Nationalmannschaft am gleichen Tag wie der DFB auf den Rasen – 3:5 gegen die B-Nationalelf der Schweiz in Saarbrücken.
Die Schweiz sollte auch 40 Jahre später wieder Freundschaftsspielgegner in einem historischen Spiel sein.
Am 19. Dezember 1990 waren die Eidgenossen Gast beim so genannten „Wiedervereinigungsspiel“ (4:0) – natürlich in Stuttgart.


