"Die vielen jungen Spieler wie Balakow, Soldo und Bordon hätte ich auch gerne", merkte Klaus Augenthaler im März 2003 (damals noch Coach des 1. FC Nürnberg) zum Höhenflug des VfB Stuttgart an, als allerorts die "Jungen Wilden" gepriesen wurden. Ein süffisanter Hinweis darauf, dass auch der passende Mix in der Altersstruktur einer Mannschaft ein Erfolgskriterium darstellt. Nachfolgend zum Spiel des VfL Bochum gegen den VfB Stuttgart seien hier die Stammkräfte beider Teams erwähnt, die der Jugendhaftigkeit entwachsen sind.
Je oller …
Das Pendant des Stuttgarter Jungwilden Timo Hildebrand steht im Bochumer Tor: Rein van Duijnhoven, Jahrgang 1967 und noch nie so wertvoll wie heute. Als der VfL in der zweiten Hälfte der abgelaufenen Saison schwächelte (acht Spiele in Serie ohne Sieg) und in Abstiegsplatznähe geriet, lief der Niederländer zur Bestform auf. Van Duijnhoven stabilisierte mit seinen konstant herausragenden Leistungen die Mannschaftsmoral und die Bochumer kamen aus dem Tief heraus. Das Fußballmagazin Kicker wählte den Oldie daraufhin in die "Elf der Saison". Auch derzeit zählt van Duijnhoven zu den besten Bundesligakeepern.
Mittelfeld im besten Alter
In der Bochumer Zentrale sind es gleich vier alte Hasen, die in Schlüsselpositionen regelmäßig das Offensivspiel des VfL inszenieren - Dariusz Wosz (34), der Ballzauberer, der in der Bundesliga überzeugt, dessen internationale Karriere (17 Länderspiele) aber nicht so recht in Schwung kam und Thordur Gudjonsson (30), der in Islands Auswahl die Fäden zieht. Überwiegend für die Absicherung nach hinten sind Scharfschütze Sunday Oliseh (29, von Borussia Dortmund ausgeliehen) und Allrounder Tomasz Zdebel (30), der zwölfmalige polnische Nationalspieler, zuständig. Auf der rechten Außenbahn der Viererabwehrkette rackert der 31-jährige Sören Colding, der es auf 26 Berufungen in der dänischen Auswahl brachte.
Volltreffer Heldt
Auch der VfB Stuttgart ist, bei aller berechtigten Anerkennung für seine junge Garde, stark abhängig von der Konstanz und Leistung seiner Routiniers. Der Brasilianer Marcelo Bordon (27 Jahre, wegen einer Leistenoperation derzeit nur Zuschauer) besticht seit Jahren als Abwehrchef der Schwaben und versierter Freistoßspezialist. Svonimir Soldo (36), ebenfalls langjährig beim VfB verwurzelt, ist im defensiven Mittelfeld kaum zu ersetzen. Der als Nachfolger für VfB-Lenker Krassimir Balakov verpflichtete Horst Heldt (33) passte sich überraschend schnell und problemlos ins Spiel der Magath-Elf ein, kam jedes Mal zum Einsatz und hat bereits sechs direkte Torvorlagen gespielt.
Sonderfall Torhüter
Mittelfeldakteur Silvio Meißner (30) und Abwehrspieler Heiko Gerber (31) standen nicht regelmäßig in der Startelf, boten jedoch, wenn sie spielten, gute Leistungen. Hinter Stuttgarts Rekordtorhüter Timo Hildebrand (885 Minuten ohne Gegentreffer) steht - wenn nötig - ein zuverlässiger Vertreter. Dirk Heinen (32) unterstrich in 154 Bundesligaspielen seine Erstligatauglichkeit. Bei Torhütern ist das Verfallsdatum allerdings ohnehin höher angesiedelt - so gesehen, rutscht Heinen so gerade eben in das Sortiment der "Alten Abgeklärten".
André Schulin
Das größte Hindernis auf dem Weg zum Erfolg ist die Angst vor dem Scheitern.
— Sven-Göran Eriksson