Die Chance, ganz oben dran zu bleiben

von Günther Jakobsen17:15 Uhr | 21.09.2007

„In diesem Jahr wollen wir in der vorderen Tabellenhälfte landen“, lautet die Vorgabe, die Hertha-Geschäftsführer Dieter Hoeneß der renovierten Berliner Erstliga-Auswahl auferlegte. Nach fünf Spieltagen sieht er die Hertha „Auf einem guten Weg“. Diesen Weg kreuzt nun der BVB, dessen Ambitionen nicht hinter denen der Hertha zurückstehen.

Fifty-fifty
Die Chance gegen Borussia Dortmund einen Heimsieg einzufahren, steht für die Herthaner, statistisch betrachtet, bei Fifty-fifty: 11 der 22 Begegnungen auf eigenem Platz wurden gewonnen (6 Remis, 5 Niederlagen). Ihren Bundesliga-Rekordsieg, ein 9:1 aus der Saison 1969/70, feierten die Berliner gegen die Schwarz-Gelben. Ein Mittelfeldspieler namens Wolfgang Gayer schoss seinerzeit vier Treffer für die Hauptstädter; es war der 32. Spieltag und beide Teams hatten sich im oberen Tabellenbereich festgesetzt (Hertha auf Rang 4, der BVB auf 5). Derzeit nehmen die Kontrahenten als Tabellennachbarn die gleichen Ränge wie damals ein, nur dass die Plätze vertauscht sind und über ein mögliches Saisonabschneiden noch nicht allzu viel Konkretes gesagt werden kann.

„Ausgemistet“
Fest steht jedoch, dass die Berliner aktuell besser dastehen, als nach dem brachialen Umbau (15 Abgänge, 11 Zugänge) erwartet werden konnte. Noch vier Wochen vor dem Saisonstart schwante dem neuen Coach Lucien Favre nichts Gutes: „Mit dieser Mannschaft wird es schwer in der Bundesliga.“ Zu dem Zeitpunkt waren Herthas Transferaktionen allerdings noch nicht abgeschlossen. Geschäftsführer Dieter Hoeneß verteidigte den Kurs: „Ich weiß, dass unsere Elf in der neuen Saison charakterlich stabiler sein wird. Wir haben diesen Umbruch gewollt. In der letzten Saison taten sich Gräben auf, die uns gezeigt haben: Wir müssen ausmisten.“ Die ersten Bundesligaresultate geben Hoeneß Recht und beruhigten den Trainer, der besonnen darauf hinweist, dass seine Mannschaft noch zulegen muss, will sie sich weiterhin in oberen Tabellenbereichen bewegen. In Sachen „Schneller, höher, weiter“ hat der Verein Zuwachs durch die Neu-Mitgliedschaft der Leichtathletikstars Liesl Westermann (Ex-Diskusweltmeisterin) und Tim Lobinger (Stabhochsprung) bekommen - denkbare Motivationsvorbilder, sollte der Hertha-Schlendrian sich wieder blicken lassen. Noch aber lassen sich Schwächephasen, wie vor allem beim Saisonstart in Frankfurt, durch die Neuformierung des Teams erklären. Eine mangelhafte Einstellung war Dardai, Ebert, Lucio, Pantelic und Co. nicht vorzuwerfen.

Zurücklehnern droht Auswechslung
Den Dortmundern, ebenfalls mit ordentlicher Fluktuation in die neue Saison gegangen (4 Stammspieler weg, 7 Neuzugänge), war aufgrund der Einkäufe eine gute Zukunft prophezeit worden. Eine Einschätzung, die nach den beiden miserablen ersten Spielen ins Wanken geriet. Die Siege gegen Cottbus und Werder sowie der glückliche Erfolg in Rostock rückten die Erwartungen wieder zurück in ursprüngliche Bahnen. BVB-Coach Thomas Doll war der verpatzte Start eine Warnung: „Ich habe kein Problem damit, nach 30 Minuten zu wechseln, wenn ich das Gefühl habe, dass sich jemand zurück lehnt“, gibt er seinen Kickern vor dem Hertha-Spiel mit auf den Weg. Auch in Richtung des Gegners zeigt Doll Flagge: „Es wird schwer für Hertha, uns zu schlagen.“ Die Ausfälle von Alexander Frei (Muskelfaserriss nach auskurierter Hüft-OP) und Sebastian Kehl (Knieprobleme) setzten zwei Gesetzte im Dortmunder Ensemble für längere Zeit außer Gefecht. Deren Vertreter wussten sich zuletzt zu steigern, wobei man bei den Westfalen mit besonderer Erleichterung registrierte, dass die neuen Stürmer Diego Klimowicz (3 Treffer) und Mladen Petric (2 Treffer) ihre Aufgaben erfüllten. Nach abgesessener Sperre wird Roman Weidenfeller in den Kasten zurückkehren und den drei Mal zu Null spielenden Marc Ziegler ablösen.

André Schulin



Please call me ...Berti McVogts!

— Berti Vogts bei seinem Amtsantritt als Nationaltrainer von Schottland.