DFB-Team

Die DFB-Auswahl in den EM-Qualifikationen

von Günther Jakobsen10:12 Uhr | 10.10.2003

Obwohl nicht von Anfang an dabei, ist Deutschland die erfolgreichste Nation bei Europameisterschaften. Drei Titelerfolge (1972, 1980 und 1996) sowie zwei weitere Endspielteilnahmen (1976 und 1992) bilden die stolze Bilanz. Vor der Endrunden-Kür stand jedoch immer die Pflicht in der Qualifikation - und hier hatte die DFB-Auswahl einige kritische Situationen zu überstehen.

Turnier mit Anlaufschwierigkeiten
Die 1960 erstmals ausgetragene Europameisterschaft, damals sowie 1964 noch als "Europacup der Nationen" tituliert, stieß beim DFB, wie auch bei etlichen anderen großen Verbänden (England, Italien, Schweden) zunächst auf Desinteresse. Erst zur dritten Veranstaltung, im Jahre 1968, als die UEFA die Schirmherrschaft des Turniers übernommen hatte, wurde dieser Wettbewerb europaweit salonfähig. Der DFB hatte erstmals gemeldet und erlebte eine böse Überraschung - gemeinsam mit Jugoslawien und Albanien in Qualifikationsgruppe IV gesetzt, verpasste das Team von Trainer Helmut Schön die Endrundenteilnahme.

Verpokert
Gegen Jugoslawien hatten die Deutschen daheim 3:1 gewonnen, aber auswärts mit 0:1 verloren. Da die Jugoslawen ihre beiden Partien gegen Albanien erfolgreich gestalteten, mussten auch die Deutschen ihren zweiten Auftritt gegen die Skipetaren, in Tirana, mit einem Sieg beenden. Das Hinspiel hatte die DFB-Elf in Dortmund glatt mit 6:0 für sich entschieden. So schien die Qualifikation, nur der Gruppenerste kam weiter, lediglich Formsache zu sein. Doch es kam anders. Helmut Schön verzichtete auf die Leistungsträger Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier und Uwe Seeler, die zuvor im Freundschaftskick gegen Rumänien enttäuscht hatten (0:1). Ohne diese Schlüsselspieler fand die Deutsche Elf jedoch kein Konzept gegen die im eigenen Stadion unbequemen Albaner und musste nach dem blamablen 0:0 die EM-Endrunde abhaken.

Enge Qualifikationen
Acht Mal stellte sich die DFB-Elf in EM-Qualifikationen der Konkurrenz. 1988 war Deutschland als Ausrichter automatisch dabei. Mit Ausnahme der Pleite zum 68er Turnier setzten sich die Deutschen danach immer als Gruppenerster durch. Mehrmals musste allerdings bis zum letzten Spieltag um den Erfolg gebangt werden. So zur EM 1984, als die Mannschaft von Trainer Jupp Derwall nach der Niederlage in Nordirland unbedingt einen Sieg aus dem letzten Spiel brauchte - und erneut hieß der Gegner in dieser kritischen Situation Albanien. Deutschland hatte zwar Heimrecht, doch sollte es bis zur 80. Minute dauern ehe Gerhard Strack mit einem Kopfball der erlösende 2:1-Siegtreffer gelang. Punktgleich mit Nordirland erreichte Deutschland nur aufgrund der besseren Tordifferenz die Endrunde.

Wales knapp abgeschlagen
Im Kampf um die EM-Teilnahme 1992 war Wales der ärgste Konkurrent. In Cardiff hatten die Waliser Deutschland mit 1:0 geschlagen, doch das Rückspiel in Nürnberg endete mit 4:1 für das Vogts-Team. Die DFB-Auswahl blieb ohne weitere Punktverluste während Wales aufgrund eines 1:1-Remis gegen Belgien am Ende mit einem Zähler Rückstand auf Deutschland die Qualifikation verpasste. Im Wettbewerb um den Platz in der Endrunde 1996 in England lieferten sich die Vogts-Schützlinge zwar einen bis zum letzten Spieltag währenden Zweikampf mit Bulgarien um Platz eins, da jedoch die ersten Zwei aus der sechs Teams starken Gruppe direkt qualifiziert waren und die anderen vier Teilnehmer keine Rolle spielten, ging es zuletzt nur um das Prestige. Der 3:1-Erfolg im abschließenden Spiel gegen die Bulgaren bescherte Deutschland die Spitzenposition.

Die üblichen Zugelosten
Aufgrund einer Modus-Änderung verlief das Qualifikations-Rennen anlässlich der EM 2000 wesentlich spannender. Der Erste war qualifiziert, der Zweite musste in die Relegation. Vor dem letzten Spieltag lag die DFB-Auswahl, die das Hinspiel in Bursa mit 0:1 verloren hatte, zwei Punkte vor den zweitplatzierten Türken. 0:0 endete die Zitterpartie in München - gerade genug, um das EM-Ticket direkt zu lösen. Die Türkei setzte sich in der Relegation gegen Irland durch und erreichte ebenfalls die Endrunde. Gemeinsam mit Albanien (sieben Niederlagen, ein Remis, kein Sieg gegen die DFB-Elf) war die Türkei (ein Sieg, drei Remis, vier Niederlagen) häufigster Konkurrent der Deutschen in den EM-Qualifikationen: Je vier Mal trafen die beiden Nationen auf die DFB-Elf. Wales wurde drei Mal zugelost (ein Sieg, ein Remis, vier Niederlagen).

André Schulin



Ich mag eigentlich verlorene Spiele überhaupt nicht.

— Dragoslav Stepanovic, Trainer Eintracht Frankfurt, nach einem 0:0 bei Schalke 04.