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Die Einzelkritiken gegen Litauen

von Günther Jakobsen09:25 Uhr | 08.09.2002

Der souveräne Auftritt in Litauen entsprang natürlich dem glanzvollen WM-Abschneiden, zeigte jedoch auch ein völlig neues Nationalelf-Gefühl auf, auf das wir erst nach dem Turnier in Asien gestoßen wurden: Gelassenheit. Demzufolge spiegelt sich in den Einzelkritiken auch eine Qualität wieder, in der diese Abgeklärtheit auf hohem Niveau eingearbeitet wurde.

Die Einzelkritiken:

Oliver Kahn:
Hatte keine größeren Aufgaben zu erledigen, da die Litauer bei ihren besten Chancen am Tor vorbei zielten. Strahlte ansonsten die gewohnte Ruhe und Sicherheit aus. Note 3

Thomas Linke:
Begann da, wo er im WM-Finale aufhörte. Zweikampfstark, mit gutem Stellungs- und kontrolliertem, sogar verbessertem Aufbauspiel. Wurde allerdings auch wenig von den baltischen Stürmern gefordert. Kaum Vorstöße. Note 2,5

Carsten Ramelow:
Keine nennenswerten Fehler, da er seine Position im Zentrum der Dreierkette dank verbessertem Stellungsspiel und geschicktem Tackling immer besser verinnerlichte. Konzentriert im Spielaufbau mit geringer Fehlerquote. Es überwog allerdings der Sicherheitspass. Note 2,5

Christoph Metzelder:
Sein herausragendes Kopfballspiel in der Abwehrzentrale, sein geschicktes Zweikampfverhalten und die wohldosierten, überraschenden Vorstöße fielen besonders auf. Kleinere Stellungsfehler regulierte er dank seiner Schnelligkeit umgehend. Bei den Offensivattacken fehlte es indes am konzentrierten Abschluss. Trotzdem: Note 2

Torsten Frings:
Sein Zusammenspiel mit Bernd Schneider trug die meisten Angriffe der Deutschen vor das gegnerische Tor. Lauffreudigkeit, Ballsicherheit und Souveränität des Neu-Dortmunders in der Tempoaufteilung waren wieder bemerkenswert. Auch die Flanken brachten oft Gefahr – so beim entscheidenden 2:0. Note 2

Dietmar Hamann:
Es gibt derzeit kaum stärkere defensive Mittelfeldspieler im Weltfußball. Neben der tadellosen Staubsaugertätigkeit, seiner unspektakulären, feinen Ballbehandlung, stachen in Litauen Schusstechnik und die gute Raumaufteilung mit den Mittelfeldkollegen (Ballack) hervor. Einzig beim Anspiel in die Spitzen unglücklich agierend. Note 2,5

Michael Ballack:
Nach anfänglicher Zurückhaltung kam der Deutsche Superstar immer besser ins Spiel. Forderte mehr als sonst die Bälle, verteilte geschickt und stieß immer wieder überraschend in die Spitze, wo die Anspiele von seinen Mitspielern jedoch selten passten. Sorgte mit seinen Distanzschüssen als erster für Gefahr und schoss nicht von Ungefähr den beruhigenden Führungstreffer mit seiner exzellenten Schusstechnik. Auch im zweiten Durchgang äußerst präsent. Note 1,5

Jörg Böhme:
Kam nur langsam ins Spiel, da das Aufbauspiel anfangs zu 80% über die Achse Frings/Schneider ablief. Erst als Ballack vermehrt über die linke Seite aufbaute, kam der Schalker öfter zum Einsatz. Dabei fehlte ihm jedoch das Timing im Dribbling und auch die Flanken fanden selten ihr Ziel. Kein Fremdkörper, aber lange noch nicht auf dem Niveau seiner Mittelfeldkollegen. Note 4

Bernd Schneider:
Keine Frage, Deutschlands derzeit technisch bester Akteur. Auch das Zusammenspiel mit Frings über die rechte Seite war das Sahnestück im deutschen Spielaufbau. Doch seine ungeheure Laufbereitschaft und Ballpräsenz endeten zumeist am Strafraum des Gegners. Der letzte gute Pass, der genaue Fernschuss und die wohl gezirkelte Flanke fehlten demnach (seine Hauptaufgaben) - daher nur: Note 2,5

Carsten Jancker:
Hatte große Probleme, sich von der vielbeinigen Abwehr der Litauer zu lösen. Gelang dies, fehlte es ihm am genauen Abspiel oder am reaktionsschnellen Abschluss im 16er. Kopfballschwach und ohne Fortune in seinen Aktionen, wenn auch kampfstark. Note 4,5

Miroslav Klose:
Im Gegensatz zu Jancker viel auf den Flügeln oder im Zweikampf in der Rückwärtsbewegung unterwegs. Hierbei effektiv. Ging es jedoch darum, sich in vorderster Linie durchzusetzen und zu vollenden, fehlte es ihm auch in dieser Begegnung am Timing vor dem Tor. Zwei große Kopfballchancen konnte er somit nicht verwerten. Fleißnote: 3,5

Oliver Neuville (ab 69.):
Auch in seinem Zwanzig-Minuten-Einsatz war nicht zu verkennen, dass der Leverkusener weit von seiner WM-Form entfernt war. Versteckte sich fast in der dichgedrängten Sturmmitte, anstatt über die Flügel seine Stärken auszuspielen. Derzeit nicht länderspielreif. Keine Benotung

Jens Jeremies (ab 86.):
Trotz Kurzeinsatzes sofort im Spiel und mit einigen vielversprechenden Ansätzen. Keine Benotung.

Franz Heck

Zu den Daten der Begegnung



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— Otto Rehhagel