Sechs Mannschaften können sich vor den letzten sieben Begegnungen zumindest noch theoretische Hoffnungen auf die Deutsche Meisterschaft machen. Ein Vergleich der Restprogramme zeigt jedoch auf, dass die etwaigen Stolpersteine auf der Zielgeraden unterschiedlich gelagert sind.
Schaut man auf die Liste der sieben letzten Begegnungen des 1. FC Kaiserslautern, müssen wohl selbst unerschütterliche Optimisten unter den Sympathiesanten der Pfälzer feststellen, dass, neben den sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen, weitere nicht zu unterschätzende Hindernisse für das Team im Wege liegen. So muss sich die Brehme-Truppe mit Schalke, Bayer und Dortmund messen, allesamt vor den Pfälzern postiert und aktuell in besonders guter Form. Auch die Besuche bei den Abstiegskandidaten St. Pauli und SC Freiburg stellen hohe Hürden auf dem Weg in höhere Tabellenregionen dar. Erst die letzten beiden Saison-Spiele gegen Cottbus und in Stuttgart sind für die derzeit schwächelnden Pfälzer zumindest von der Papierform her „leichtere“ Aufgaben. Somit dürfte der FCK wohl insgesamt froh sein, wenn die Qualifikation für einen UEFA-Cup-Platz gelingen sollte.
Der Tabellenfünfte Hertha BSC Berlin dagegen, punktgleich mit Lautern, könnte seinen aktuell guten Lauf unter Interimscoach Falko Götz über die nächsten vier Spiele fortsetzen. Mit Nürnberg, Gladbach, Wolfsburg und Rostock stehen Auseinandersetzungen auf dem Programm, in denen die Berliner als klare Favoriten gelten. Sollten diese Spiele erfolgreich gestaltet werden, stehen noch drei wahrlich entscheidende Begegnungen auf dem Plan: Bei Bayern und Bayer, sowie zu Hause gegen Schalke. Der Ausgang dieser Partien ist, betrachtet man die starken Auftritte der Hertha derzeit, völlig offen. Zudem ist es drei Spieltage vor dem Saisonschluss bei dieser Konstellation gut möglich, dass sich das Götz-Team nahe an die derzeit Führenden in der Tabelle herangearbeitet hat, denn der aktuelle Rückstand von sieben Punkten auf Leverkusen ist auch nicht „die Welt“. Zumindest kann Hertha noch ganz entscheidend in den Showdown eingreifen. Somit: der Geheimtipp.
Auch der FC Schalke 04 befindet sich vor den letzten sieben Spielen in einem Leistungshoch. Schaut man auf die Schalker Gegner, so stellt man schnell fest, dass Schalke einzig mit Kaiserslautern und Hertha zwei dicke Brocken beiseite schieben muss. Die Begegnungen gegen Köln, den HSV, Werder, Nürnberg und Wolfsburg gehören dagegen in die Kategorie „Gut machbar“. Die Gelsenkirchener haben zudem den Vorteil, gegenüber dem Tabellenführer nur fünf Punkte gutmachen zu müssen. Auch die Dortmunder (vier Punkte) und Bayern (punktgleich) sind nicht weit entfernt. Für das noch von Huub Stevens betreute Team ist bei diesem Restprogramm also alles drin. Auch der Titel.
Ohne Zweifel dürfte auch der FC Bayern München, nachdem die zwischenzeitige Krise Vergangenheit ist, verstärkt auf den Titel schielen. Köln, der HSV, Werder, Nürnberg, Wolfsburg und Rostock sind die zu schlagenden Mannschaften, was man den Münchenern auch gut zutrauen kann. Im direkten Vergleich mit einem Top-Six-Team treffen die Hitzfeld-Buben einzig auf die „Alte Dame“ Hertha. Der Heimvorteil gegen die Berliner ist dabei natürlich kein Nachteil. Die Chancen des FCB auf die vierte Meisterschaft in Folge sind also weiterhin gut bis sehr gut.
Borussia Dortmund als aktueller Tabellenzweiter hat nur einen Punkt Rückstand auf den Ersten, Bayer Leverkusen. Neben dem Vier-Punkte-und-mehr-Polster gegenüber den Verfolgern kann der BVB ebenfalls auf ein lösbares Restprogramm schauen. Cottbus, 1860, Köln und Bremen empfängt die Borussia, während man auswärts bei Stuttgart, Kaiserslautern und dem HSV antreten muss. Alle Gegner kann der UEFA-Cup-Halbfinalist ohne weiteres besiegen, zumal auch die Dortmunder vor der Bundesliga-Endphase stabil mit guten Leistungen aufwarteten.
Trotz der für die meisten Verfolger vergleichsweise „einfachen“ Restprogramme bleibt Bayer Leverkusen als Tabellenführer leichter Favorit der mit Spannung erwarteten Bundesliga-Schlussphase. Heimspiele gegen 1860, Köln, Werder und Hertha stehen Reisen nach Kaiserslautern, zum HSV und nach Nürnberg gegenüber. Die zuletzt teilweise herausragenden Leistungen in der Champions League und in der Bundesliga weisen der Werkself, die zudem mit dem unterschiedlichen Punktevorsprung gegenüber den Konkurrenten im Rücken in die letzten sieben Spiele geht, einen Vorteil zu, der in der Endabrechnung ausreichen könnte.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Meisterschaft wohl in den Spielen der sogenannten „Großen“ gegen die „Kleinen“ der Tabellenlandschaft entschieden werden dürfte. Jeder Ausrutscher der sechs Führenden untereinander wird in den nächsten Spielen zudem doppelt schwer wiegen. Die anteilsmäßig nur noch wenigen direkten Aufeinandertreffen der Spitzenteams sind dabei die Sahnehäubchen der letzten Spieltage. Freuen wir uns also auf ein spannendes Finale.
Franz Heck
Möller und Chappi befruchten sich gegenseitig.
— Jörg Dahlmann