Als begnadete Entertainer des Unternehmens Bundesliga werden die Wolfsburger Kicker nicht wahrgenommen. Die Zeiten, in denen man auf die rar genug gesäten genialen Momente eines D’Alessandro wartete, sind längst vorbei. Stattdessen haben sich die Wölfe mit einer gnadenlosen Effizienz den Respekt der Konkurrenz erworben.
Tore kein alleiniger Gradmesser
Kein Bundesligateam hat in dieser Saison bislang weniger Tore erzielt als der VfL Wolfsburg: Einsame neun Treffer gibt die Statistik nach 13 Spieltagen für die genügsamen Wölfe her. Das ist so ungewöhnlich nicht in der Historie. Bereits 21 Mal wiesen BL-Klubs nach 13 Runden eine einstellige Torausbeute von neun oder weniger Treffern aus. Negative Vorreiter sind Eintracht Frankfurt (1970/71 und 1988/89) und Tasmania 1900 Berlin (1965/66) die zum vergleichbaren Zeitpunkt das Leder lediglich sechs Mal versenkt hatten. Tasmania (15 Treffer insgesamt) stieg ab, Frankfurt aber rettete sich jeweils; trotz der Flauten zu Saisonbeginn. Zum Verhängnis - sprich: Abstieg bei Saisonende - kam es in den 21 erwähnten Fällen nur in der Minderzahl: Lediglich sieben Vereine fielen am Ende hinten runter.
Dank(e) Hanke
Der VfL Wolfsburg ist derzeit jedoch keineswegs mit Abstiegssorgen belastet. Die beste Gegentrefferquote der Liga (10) gleicht den Torgeiz aus und sichert einen Platz in der vorderen Tabellenhälfte (8.). Entscheidend in dieser Rechnung ist die Effizienz: Für elf Punkte brauchte der VfL nur fünf Treffer (drei 1:0-Siege, zwei 1:1-Remis). Vier weitere Zähler wurden mit einem dichten Abwehrbollwerk ermauert (jeweils 0:0) und die 2:1-„Torflut“ gegen Mainz spülte einen weiteren Dreier aufs Konto. Frei gewählt ist Wolfsburgs Askese natürlich nicht. Maßgebliche Gründe dafür sind, dass zwei potenzielle Torjäger bislang mehr oder minder total ausfielen. Diego Klimowicz (vier Saisoneinsätze) war in den vergangenen Jahren Fixpunkt in Wolfsburgs Sturmmitte - in dieser Saison ist er Stammgast in der medizinischen Abteilung des Vereins (Adduktorenprobleme und Muskelfaserriss). Neuverpflichtung Isaac Boakye konnte den Argentinier bei seinen Arztterminen zeitweilig begleiten, er laborierte lange an Knieproblemen und überzeugte bei seinen fünf Teilzeiteinsätzen nicht. Bleibt Mike Hanke als Hauptbeauftragter in Sachen Torerfolg - und der Nationalspieler wurde nach schwächerem Auftakt den Anforderungen gerecht. Seine fünf Saisontreffer sind allesamt direkt mit Punkterfolgen der Wölfe gleichzusetzen.
Hinten dicht
Wie schwer es ist, den Wolfsburger Abwehrriegel zu knacken, mussten u.a. schon die hoch in der Tabelle angesiedelten Klubs VfB Stuttgart, Bayern München und Hertha BSC erkennen. Dass Jentzsch das Leder erst zehn Mal aus dem Netz fischen musste, liegt, neben der guten Leistung des Keepers, an der funktionierenden Viererabwehrkette der Niedersachsen. Das ist umso bemerkenswerter, da sich gleich zwei Neuzugänge, Alexander Madlung und Uwe Möhrle, zu Stammkräften mauserten. Auch die Abstimmung mit dem Mittelfeld passt. Ein Neuwolf der bislang noch nicht einschlug, aber das wenig attraktive Spiel der Wölfe mittelfristig mit etwas mehr Glanz anreichern könnte, ist der argentinische Mittelfeldakteur Jonathan Santana. „So lange ich hier bin, bekommt er alle Zeit“, stellt sich VfL-Coach Klaus Augenthaler hinter den Offensivspieler. Vielleicht legt der VfL, nachdem frühere Abwehrprobleme beseitigt wurden, auch noch an Attraktivität zu.
André Schulin
Ich lass dich jetzt hier rausschmeißen, ich hab keine Bock mehr auf so eine Idiotenscheiße. Du kommst einfach nie wieder ins Stadion.
— Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer geht während einer Ansprache vor dem UEFA Supercup in Helsinki auf einen Fan los.