Längst ist nicht alles Gold was glänzt. Diese Binsenweisheit ist selbstverständlich auch für den Profifußball verbindlich. Speziell im in den letzten Jahren auf europäischer Vereinsebene so dominanten und erfolgsverwöhnten Mutterland des Fußballs vergrößert sich der Graben zwischen den Topstars und auf unterem Niveau aktiven Profis ständig.
Kein Champions League-Finale der vergangenen fünf Jahre wurde ohne Beteiligung eines englischen Klubs angepfiffen. In den letzten drei Jahren stellten die Briten jeweils nicht weniger als drei der vier Halbfinalteilnehmer in der Königsklasse. Sehr viel Glanz also für die seit Jahren durch ausländische Investoren hochgerüstete Premier League, der erst jüngst durch den Kaufrausch Real Madrids der Rang als El Dorado für finanzbewusste Starkicker abgelaufen wurde. Neben den inflationär gestiegenen Einkommensmöglichkeiten in der Premier League existiert jedoch auch in England ein Profitum, das sich der Schwerkraft unserer rezessiven Realität nicht entziehen kann. Wie der „Mirror“ kürzlich berichtete, sahen sich 548 Profis zum August-Anfang mit dem Gang zum Arbeitsamt konfrontiert. Ein Großteil Jener war weit davon entfernt, aufgrund eventueller Ersparnisse einer sorgenfreien Zukunft entgegen zu sehen. Drei von vier 16-Jährigen die einen Profivertrag unterzeichnen, so wird berichtet, werden bereits vor dem 21. Lebensjahr aussortiert.
In England wird bis zur 4. Klasse (League Two) Berufsfußball gespielt. Das Basis-Gehalt ist dort bei etwa 220₤/Woche (ca. 260 Euro) angesetzt. Welch ein Gegensatz zu den Summen, mit denen prominente Premier League-Akteure jonglieren, wenn es um Vereinswechsel bzw. Vertragsverlängerungen geht. Chelsea-Kapitän John Terry z.B. gab sich bei neuerlichen Vertragsverhandlungen mit der Summe von 150.000£/Woche zufrieden. Er konnte es sich sich leisten, das Angebot von Ligakonkurrent ManCity (250.000£/Woche) auszuschlagen. Höchst unterschiedlich entlohnte Fußballprofis gibt es überall - im Mutterland des Fußballs scheinen die Pole jedoch ziemlich weit auseinandergedriftet. Als weiteres Übel wird in England der Trend ausgemacht, zeitlich äußerst knapp begrenzte Leihverträge (1, 3 oder 6 Monate) auszuhandeln. Ein Trend, der dem Gedanken des Mannschaftssports ebenfalls nicht gut tut. Solange dem Erfolg jedoch gnadenlos alles andere untergeordnet wird, wird sich die Entwicklung des Söldnertums fortsetzen und die Kluft zwischen Fußballern 1. und 4. Klasse noch vergrößern. Als wäre sie in ihrer Honorierung nicht schon groß genug ...
André Schulin
Normalerweise schießt der eine Cola-Flasche vom Lattenkreuz!
— Leverkusens XXL-Manager Reiner Calmund über Stefan Beinlich.