Die letzten Tickets sind verteilt

von Günther Jakobsen14:39 Uhr | 19.11.2009

In der Bundesliga kämpfen Bochums Spieler gegen den Abstieg. In der WM-Qualifikation spielten zwei von ihnen - für ihre Nationalteams - ganz entscheidende Rollen: Yahia besiegelte Algeriens WM-Teilnahme, derweil Dedic gleiches für Slowenien leistete. Frankreichs Qualifikation hat einen Makel ...

„Es war ein Handspiel“, gab Thierry Henry zu, was Irlands Abwehrspieler, alle Fernsehzuschauer - aber nicht der Schiedsrichter erkannten. In der Verlängerung des entscheidenden Spiels gegen die Iren touchierte der französische Stürmer den Ball zweimal mit der Hand im Sechzehner der Gäste, bevor er den Querpass auf Gallas spielte, der zum 1:1 für Frankreich führte. Damit hatte die Equipe Tricolore, in Addition mit dem 1:0-Hinspielerfolg in Dublin, ihr WM-Ticket gelöst. Irland war im Stade de France mindestens 45 Minuten lang die bessere und aktivere Elf; Keanes Führungstreffer (33.) kam nicht von ungefähr. Die zweite Hälfte verlief ausgeglichen; Duff verpasste in der 61. Minute das mögliche 2:0, als er zentral vor Lloris am französischen Schlussmann scheiterte.

Die Ukraine blieb wieder einmal in den Play-offs hängen: Bereits die WM-Teilnahmen 1998 und 2002, sowie die EM 2000 wurden durch verlorene Duelle in den Knockout-Runden verspielt. Dabei schien die Ausgangslage nicht so schlecht - aus dem Hinspiel in Griechenland brachte man ein Unentschieden mit (0:0). Elanvoll drängten die Osteuropäer auf eine frühe Führung, allein an der Chancenverwertung haperte es. Griechenland suchte den Erfolg über schnelle Gegenstöße und packte in Person von Salpingidis nach einer halben Stunde entscheidend zu. Der Panathinaikos-Stümer nahm einen Steilpass von Samaras auf und überwand Schlussmann Pyatov (31.). Alle nachfolgende Feldüberlegenheit nutzte den Gastgebern nichts mehr. Die Griechen verteidigten mit Glück und Geschick den knappen Vorsprung. Für Otto Rehhagel öffnete sich damit erstmals das Tor zu einer WM-Teilnahme.

Bosnien-Herzegowinas Nationalteam blieb jene Freude verwehrt. Ohne den verletzten Spielmacher Misimovic wurde die Aufgabe, den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel in Portugal wettzumachen, von vornherein beträchtlich erschwert. Mit viel Leidenschaft aber ohne Überraschungsmoment versuchten die Gastgeber einen Treffer zu erzwingen, doch früh wurde erkennbar, dass die ballgewandten Portugiesen bei ihren sporadischen Gegenstößen die größere Torgefahr aufbrachten. Meireles´ nicht unerwarteter Treffer - etliche gute Chancen hatten die Gäste bereits vertan - bedeutete die Entscheidung (56.). Nun hätten die Gastgeber schon drei Tore erzielen müssen, was sich angesichts des bisherigen Spielsverlaufs nicht abzeichnete. Salihovics Frust führte noch zum Feldverweis für den Hoffenheimer (76., Gelb-Rot), die kompakte Vorstellung der Portugiesen ließ jedoch vermuten, dass sie sich auch von einem personell gleichstarken Gegner die Butter nicht mehr vom Brot hätten nehmen lassen.

Der schwer enttäuschte Guus Hiddink machte nach Spielende den späten slowenischen Anschlusstreffer des Hinspiels zum 1:2 (87., Pecnik) dafür verantwortlich, dass Russland die Endrunde verpasste. Allerdings räumte er auch ein, dass sein Team - vornehmlich in der ersten Halbzeit - eine schlechte Figur beim Rückspiel in Maribor abgab. Dedic, der mit langem Bein kurz vor der Halbzeitpause den 1:0-Siegtreffer der Gastgeber erzielte, bestrafte die laxe Haltung der Sbornaja. Ein Nachtreten Kerzhakovs gegen den slowenischen Torwart Handanovic setzte die in Zugzwang stehenden Russen zusätzlich unter Druck, da sie fortan in Unterzahl agieren mussten (67., Rote Karte). Ein, zwei Tormöglichkeiten erspielten die Gäste noch - allerdings ohne zählbaren Erfolg.

Etliche tausend Mann starke Sicherheitskräfte waren zugegen, um dem in Khartoum (Sudan) stattfindenden Entscheidungsspiel zwischen Ägypten und Algerien einen angemessenen Rahmen zu verschaffen. Die vorige Begegnung in Kairo war von schweren Auseinandersetzungen begleitet gewesen. In Khartoum spielten sich gleich zu Beginn der Partie groß angelegte Tumulte ab - allerdings nur auf dem Platz (3.). Nachdem die Streithähne getrennt waren entwickelte sich ein verbissen geführtes Spiel, in dem die Algerier dank zweier Akteure das bessere Ende - und damit die WM-Endrundenteilnahme - für sich beanspruchten: Torhüter Chaouchi, der eine Vielzahl Chancen der Ägypter vereitelte, und Abwehrspieler Anthar Yahia. Dem Bochumer glückte in der 40. Minute das entscheidende Tor.

Als letztes Team qualifizierte sich Uruguay. Die Südamerikaner hatten schon mit dem 1:0-Hinspielsieg bei CONCACAF-Vertreter Costa Rica die Basis zum Erfolg bereitet. Zwei kurz aufeinander folgende Tore heizten die Stimmung in Montevideo an und verliehen dem Rückspiel eine prickelnde Atmosphäre: Zunächst versetzte Abreus´ Kopfballtreffer die Gastgeber in Hochstimmung (70.), doch wenige Minuten später gestaltete Centenos Ausgleichstor zum 1:1 das Rennen wieder völlig offen (74.). Costa Rica zog die Zügel nochmals an, blieb in der Schlussviertelstunde das nötige zweite Tor jedoch schuldig.

André Schulin



Die kennen sagen, was die wollen. Uninteressant fir mich.

— Aleksandar Ristic, Trainer des FC Schalke 04, kommentiert ,,Ristic raus"-Rufe von der Haupttribüne des Parkstadions.