Die neuen Besen

von Günther Jakobsen14:55 Uhr | 10.07.2009

Es war schon mal einfacher die Bundesligaklubs anhand ihrer Übungsleiter zu identifizieren: Acht Stellen wurden neu besetzt. Vom blutigen Anfänger über international gefragten Starcoach bis hin zum frisch entflammten Ruheständler deckt die umfangreiche Rotation ein weites Spektrum an höchst unterschiedlichen Kandidaten ab.

Zwei der Übungsleiter können an ihren neuen Wirkungsstätten Erinnerungen an die eigene Vergangenheit abrufen: Sowohl „Sheriff“ Bruno Labbadia, der von Leverkusen zum Hamburger SV wechselte, wie auch Michael Frontzeck (von Bielefeld zu Mönchengladbach) standen einst als Spieler bei ihren derzeitigen Arbeitgebern unter Vertrag. Für Labbadia, der seinerzeit als Torjäger besondere Treffer gern mit einer „Rauchende Colts“-Geste feierte, war der HSV (1987-89/41 Spiele/11 Tore) erste Station in der Bundesliga. Danach sicherten sich Kaiserslautern, Bayern München, der 1. FC Köln, Bremen und Bielefeld die Dienste des „Revolvermanns“, der auch als Trainer einen offensiven Stil pflegt. Ein wenig bodenständiger und im Gegensatz zu Labbadia als Aktiver zuvorderst mit defensiven Aufgaben befasst ist Gladbach-Heimkehrer Michael Frontzeck. Auch er fand nun als Übungsleiter zu dem Verein zurück, für den er in der Bundesliga debütierte (1983-89, sowie zwei spätere Saisons/182 Spiele/17 Tore). Gänzlich fremd ist Frontzeck der Trainerjob in Gladbach allerdings nicht. Unter Hans Meyer und Ewald Lienen arbeitete er bereits als Assistenzcoach bei den „Fohlen“.

Einen Sprung ins kalte Wasser wagt Zvonimir Soldo. Nachdem er sich ein Jahrzehnt lang als einer der Schlüsselspieler des VfB Stuttgart einen Namen in der Liga gemacht hat, debütiert der Kroate nun erstmals als Verantwortlicher von der Bank aus. Beim 1. FC Köln beerbt er Christoph Daum. Als Soldos Gegenstück - hinsichtlich der Trainerroutine - kann Jupp Heynckes betrachtet werden. Eigentlich schon in den Ruhestand verabschiedet, entfachte der Kurzauftritt als Bayerntrainer zum Saisonende die Leidenschaft des einstigen Torjägers und Meistertrainers neu. In Leverkusen unterzeichnete der 64-Jährige einen Zweijahresvertrag.

Auf eine doppelt so lange Laufzeit verständigten sich Felix Magath und der FC Schalke. Innerhalb von vier Jahren will der Wolfsburger Meistermacher die Sehnsucht der Königsblauen nach einem Titelerfolg stillen, wobei er sich nach eigener Aussage auch Rudi Assauers Spruch („Entweder ich schaffe Schalke, oder Schalke schafft mich“) zueigen macht. Als Meistercoach darf sich auch Magaths Nachfolger beim VfL Wolfsburg bezeichnen. Armin Veh führte 2007 den VfB Stuttgart zum Titelerfolg. Dass Wolfsburgs starke Offensivachse Grafite/Dzeko/Misimovic gehalten werden konnte, ist ein Pluspunkt, der Vehs Aufgabe bei den Niedersachsen erleichtert. Mit seiner Ankündigung beim Trainingslager „Medizinbälle werden hier nicht zum Einsatz kommen“ punktete er auch bei der Mannschaft, die die für Magath charakteristische Kraftarbeit mit den großen Kugeln nicht sonderlich schätzte.

Einer international hohen Wertschätzung erfreut sich der neue Bayern-Coach Louis van Gaal. Den Großteil seiner Spielerkarriere (Mittelfeld) stand er bei Sparta Rotterdam unter Vertrag (1978-86/248Spiele/26 Tore). Aber mit den beiden Klubs, bei denen er jeweils nur eine Saison spielte, holte er später als deren Coach den Meistertitel (Ajax Amsterdam und AZ Alkmaar). Erfolge feierte der Niederländer auch mit dem FC Barcelona, nur die Verpflichtung als Bondscoach (2000-02) mündete nicht in einen Titelerfolg. Als Selbstgänger sieht er die Zusammenarbeit mit dem FC Bayern nicht. Er wolle „um die Meisterschaft hart streiten“, gibt van Gaal als Ziel seiner ersten Saison bei den Münchnern aus. Eine vergleichbare Zielsetzung kommt für Michael Skibbe nicht in Frage. Als Übungsleiter des BVB (Platz 4, 1999) und Leverkusens (Platz 5, 2006 und 2007) konnte er zwar zwei Bundesligisten bereits ins internationale Geschäft bringen, doch für den Nachfolger Friedhelm Funkels bei der Frankfurter Eintracht dürfte es schwer sein, mit den Hessen ähnliches zu erreichen. Seine erste Auslandsmission, bei Galatasaray Istanbul, begann mit dem Finalsieg im Supercup viel versprechend (2:1 gegen Kayserispor), endete jedoch vorzeitig im Februar 2009.

André Schulin



Mir ist es übelgenommen worden, dass sich die Deutsche Meisterschaft für mich auch als Kapitän ausgezahlt hat. Dafür bin ich nicht verantwortlich: Jeder im Team hatte die Chance, sich nach seinen Möglichkeiten zu vermarkten.

— Stefan Kuntz, ,,Fußballer des Jahres" 1991, nachdem er beim 1. FC Kaiserslautern als Kapitän abgewählt wurde.