Die Rückkehr des Phantoms

von Günther Jakobsen10:41 Uhr | 06.12.2007

Für seine letzte Chance aufs Weiterkommen kämpfte Nürnberg verbissen, litt nur wie in der Liga lange unter chronischer Glücklosigkeit. Alkmaar war spielerisch reifer und führte zur Pause verdient. Da die Niederländer den entscheidenden Schlag aber versäumten, bäumte sich Nürnberg noch einmal auf und konnte binnen drei Minuten die Partie sogar noch drehen. Doppelschütze war ein Einwechselspieler.

Alkmaar hatte die Punkte weniger nötig als die Franken, versuchte den Club aber trotzdem früh zu überrumpeln. Cziommer, einst für Schalke in der Bundesliga aktiv, und de Zeeuw kamen schon in den ersten Minuten zu Möglichkeiten, was Nürnberg mit einer Doppelchance durch Adler beantwortete (11./12.). Hans Meyer hatte erneut Engelhardt als linken Verteidiger nominiert und Kluge sowie Benko neu in die Startelf genommen. Marek Mintal blieb wegen nicht ausgereifter Fitness zunächst auf der Bank. Erst allmählich fand sich die Mannschaft zusammen und entwickelte Ansätze, Alkmaar mit ihrem Flügelspiel ernsthaft zu bedrohen. Im falschesten Moment gingen dann jedoch die Gäste in Führung, weil Dembele 30 Meter vor dem Tor gleich drei Franken mit einem Hackentrick narrte und de Zeeuw dadurch gänzlich freie Bahn bekam. Gegen den elfmeterähnlichen Schuss war Blazek völlig machtlos (29.). Nürnberg kam nun wieder ins Grübeln und zeigte sich eine ganze Weile restlos blockiert. Eifer und Kampfkraft blieben tadellos, doch schlug, je näher das Tor des Gegners rückte, die symptomatische Glücklosigkeit durch. Nach 37 Minuten kam früher als geplant Marek Mintal ins Spiel und vergab gleich wenig später eine Chance (41.), kurz nachdem Blazek das 0:2 verhindert hatte. Sekunden vor der Pause häufte sich dann alles Unglück über dem Haupt von Charisteas, der völlig allein vor Alkmaars Tor zum Schuss kam, jedoch armselig daneben zielte. Der Knoten zog sich damit noch enger.

Unverdrossen bemühte sich das Heimteam sofort wieder um den Ausgleich und ließ keine Wege unprobiert, um die Abwehr der Niederländer zu knacken. Nach einer guten Stunde ergab sich eine aussichtsreiche Chancen-Serie: Saenko, kurz zuvor für Adler eingetauscht, scheiterte am jungen Waterman (63.), Misimovic schoss ans Außennetz (66.), Mintal traf kurz vor dem Kasten den Ball nicht sauber (68.). Alkmaar nahm all dies gelassen zur Kenntnis und drohte immer wieder mit gefährlichen Kontern. Technisch besser ausgebildet war der Ehrendivisionär ohnehin, vor allem schien er aber auch schlau genug, Nürnbergs Treiben mit einem schnellen Überfall jederzeit zu beenden. Gerade als die Kräfte der Heimelf schwanden, wurde dieses Szenario immer wahrscheinlicher. Was daher in den letzten zehn Minuten geschah, hatten die Zuschauer kaum noch für möglich gehalten. Mit einem gekonnten Lauf riss Saenko den rechten Flügel auf und passte mit Verstand in die Mitte, wo Mintal aus dem Rückraum den Ausgleich erzielte (83.). Ein gewaltiger Stromstoß erfuhr nun das Stadion, brachte die Niederländer aus der Fassung und verlieh dem Deutschen Pokalsieger völlig neue Energie. Wie besessen griff Nürnberg weiter an und kam mit genau dem gleichen Rezept ein zweites Mal zum Erfolg. Diesmal war es Reinhardt, der sich rechts bis zur Grundlinie wühlte, von fast der gleichen Stelle wie Saenko zurücklegte und genau wie der Russe „das Phantom“ Marek Mintal bediente – binnen drei Minuten war das Spiel plötzlich gedreht und stand ein Stück weit auch auf dem Kopf. Erst viel zu spät allerdings kam Alkmaar auf die Idee, seine spielerische Klasse in ein zweites Tor zu investieren und brachte daher auch den Ausgleich nun nicht mehr zustande. Nürnberg gewann den Kampf gegen das eigene Unheil mit 2:1 und kann nun mit einem Sieg im letzten Spiel sogar noch weiterkommen. Aus eigener Kraft.

Maik Großmann



Solange Manuel Neuer in München spielt, wird der FC Bayern Deutscher Meister.

— Felix Magath in SPORT BILD mit einer Bundesliga-Prognose.