Das Aufeinandertreffen des FC Bayerns und Borussia Dortmunds ist die Auseinandersetzung der Liga-Schwergewichte. Diese Position haben sich die Borussen während des letzten Jahrzehnts erarbeitet, während die Münchner bereits seit langem an der Spitze stehen. In den letzten Jahren wurden die Vergleiche der Kontrahenten hitziger - was sicherlich auf die Zuspitzung der Teams als die beiden national führenden Klubs zurückzuführen ist.
Langes Warten auf den nächsten Sieg
Seit 14 Begegnungen wartet der BVB auf einen Bundesligasieg gegen die Bayern. Zuletzt gelang ein Dreier im Oktober 1995, als die Schwarz-Gelben mit 3:1 im Westfalen-Stadion die Oberhand behielten und am Ende der Saison die Meisterschaft feierten. Ein Szenario, das in dieser Spielzeit nicht wiederholbar ist: Ein Dortmunder Sieg ist zwar denkbar - Bayerns Titelerfolg jedoch, mit elf Punkten Vorsprung zum Tabellenzweiten Stuttgart, so gut wie sicher. Der BVB hingegen muss sich strecken, die Schwaben (vier Zähler Vorsprung) noch abzufangen, will man als Vizemeister die direkte Champions-League-Qualifikation erreichen.
Die Schale im Pott
Vor Gründung der Bundesliga zur Saison 1963/64 feierten die Bayern einmal (1932) und die Dortmunder dreimal (1956, 1957 und 1963) die Deutsche Meisterschaft. Beider Wege zum Titel kreuzten sich seinerzeit nicht und auch in der Bundesliga entwickelte sich die Rivalität um die nationale Nummer-Eins-Position erst mit Beginn der 90er Jahre, als sich die Dortmunder zum ernsthaften Konkurrenten des Abonnements-Meisters FC Bayern aufschwangen und die Schale dreimal (1995, 1996 und 2002) in den "Pott" holten.
Ein Hauen und Stechen
Die Rivalität brach beim 1:1 im Westfalenstadion im April 2001, dem Spitzenspiel des damaligen Tabellenführers (Bayern) beim Zweiten (Dortmund), offen aus - dokumentiert durch die Platzverweise von Effenberg, Evanilson (Rot) und Lizarazu (Gelb-Rot), sowie zwölf (!) Gelben Karten. Nicht viel erfreulicher liest sich die Bilanz des Hinspiels der aktuellen Saison im Münchner Olympiastadion: Platzverweise für die übermotivierten Frings und Lehmann (jeweils Gelb-Rot), und sechsmal wurde der Gelbe Karton gezückt. Und auch Giovane Elber hätte sich nicht über eine Ahndung seiner Attacke gegen Lehmann mit Rot beschweren dürfen.
Der BVB arbeitete sich heran
Die Borussen holten seit dem letzten Jahrzehnt nicht nur sportlich gegenüber den Bayern auf, auch die Wirtschaftskraft des BVB erreichte neue Dimensionen. Mit dem Börsengang nahmen die Schwarz-Gelben eine Vorreiterrolle in der Liga ein, ebenso gewann man durch den Champions-League-Erfolg 1997 - als erstes deutsches Team nach Umgestaltung des Landesmeister-Wettbewerbes - nicht nur an sportlichem Renommee. Die gewachsene Bedeutung des West-Rivalen drückt sich vor allem auch in der Konkurrenzfähigkeit der Dortmunder beim Buhlen um begehrte Spitzenspieler aus, was die Verpflichtungen von Tomas Rosicky und Sebastian Kehl - seinerzeit auch bei den Bayern im Gespräch - belegt. BVB-Manager Meier bekannte jüngst, dass der Konkurrent aus dem Süden die klare Nummer eins der Liga sei. Ein Heimsieg über den enteilten Rivalen würde, neben den dringend für Platz zwei benötigten Punkten, etwas Balsam für die in der Titelverteidigung gescheiterten Borussen sein.
André Schulin
Ich habe mich sehr über den WM-Sieg gefreut, habe in dem Moment des Abpfiffs fünf, zehn, fünfzehn Sekunden einen Adrenalinstoß bekommen, den ich, frei nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche, ,,Verzückungsspitze" nenne.
— Paul Breitner, Weltmeister von 1974, in einem Interview zu seinem 70. Geburtstag.