Beim Stand von 1:0 erbettelte sich Jenas Offensivmotor Jan Simak einen Platzverweis und beraubte sein Team damit der Möglichkeit, die schwarz-gelbe Hintermannschaft dauerhaft zu beschäftigen. In Überzahl saßen die Dortmunder endgültig am längeren Hebel, legten noch zwei Tore nach und zogen erstmals seit ihrem Triumph im Jahr 1989 wieder ins DFB-Pokal-Finale ein.
In der Absicht, nach Nürnberg, Bielefeld und Stuttgart auch den vierten Erstligisten aus dem Wettbewerb zu verbannen, setzten die Gäste auf eine dichte Staffelung und schnelle Gegenangriffe. Aus einer dieser Attacken resultierte auch die erste Gelegenheit der Partie: Marcel Schied fand mit seinem Schuss aus acht Metern allerdings nicht an BVB-Schlussmann Ziegler vorbei (11.). Nur 120 Sekunden später ging dann die von Beginn an um Spielkontrolle bemühte Borussia in Front. Petrics Kopfball nach einer Flanke Dedes von der linken Seite konnte Jenas Keeper Khomutovsky gerade noch von der Linie kratzen und ins Feld zurücklenken – Tinga war zur Stelle und beförderte die Kugel aus kurzer Entfernung ins Netz. Die angestrebte frühe Führung infiltrierte bei den Westfalen einen Hauch von Selbstzufriedenheit, den der alles andere als niedergeschlagene FC in Person von Jan Simak, über den nahezu jeder Spielzug lief, beinahe zum Ausgleich genutzt hätte. Die Versuche des Tschechen innerhalb des 16-Meter-Raums (21.) und aus der Distanz (44.) wusste Ziegler jedoch zu entschärfen. Trotz ihres erlahmenden Engagements besaßen auch die Dortmunder vor dem Seitenwechsel noch zwei gute Chancen. Weil Goalgetter Mladen Petric aber den Ball nicht richtig erwischte (19.) und im Anschluss an einen Doppelpass mit Federico nicht das Tor, sondern einen Verteidiger traf (40.), versprach der zweite Abschnitt eine gehörige Portion Spannung.
In der 51. Minute ging davon allerdings ein gutes Stück verloren, denn Simak beschwerte sich nach einem nicht diskussionswürdigen Foul an Kehl so lange wort- und gestenreich, bis Schiedsrichter Gräfe zuerst die Gelbe und dann die Ampelkarte zückte. In Unterzahl und ohne seinen gefährlichsten Offensivakteur schaffte es Carl Zeiss nicht, die gegnerische Abwehr dauerhaft in Bewegung zu halten. Stattdessen begaben sich die Hausherren auf die Suche nach dem 2:0. Innenverteidiger Amedick per Kopf (53.) und Tinga mit einem 24-Meter-Schuss (57.) scheiterten jedoch an Khomutovsky. Anstatt weiter zu marschieren und Jena endgültig den Zahn zu ziehen, ließen die Borussen plötzlich wieder nach und hätten nach 64 Minuten fast die Quittung serviert bekommen, als einer strammen Hereingabe Torsten Ziegners einzig der passende Abnehmer fehlte. BVB-Trainer Doll wirkte dem Fehlverhalten seiner Schützlinge mit der Doppeleinwechslung von Kringe und Klimowicz entgegen (69.) – ein wahrer Glücksgriff, denn nur wenige Sekunden später staubte der argentinische Angreifer aus fünf Metern einen von Khomutovsky abgewehrten Kringe-Schuss zur Vorentscheidung ab (70.). Die Thüringer, die in der Zweiten Liga abgeschlagen auf dem vorletzten Platz stehen, wollten sich ehrenvoll von der großen Pokalbühne verabschieden und standen durch einen zu ungenauen Versuch von Werner kurz vor dem verdienten Anschlusstreffer (74.). In der abschließenden Viertelstunde hatten die Dortmunder dann aber keine Probleme mehr und kamen nach Schüssen von Federico (75.), Dede (81.) und Kringe (82.) sogar noch zum 3:0, für das in der 87. Minute der von Kehl bediente Petric sorgte.
Christian Brackhagen
Uns fehlte in München die Geilheit.
— Friedhelm Funkel