Ein Umbruch ist gar nicht so leicht!

von Günther Jakobsen10.11.2018 | 10:16 Uhr

Die Bayern schwächeln und der BVB ist oben auf. Beide Vereine befinden sich im Umbruch - der eine mehr, der andere weniger.

"Wir haben eine Mannschaft, die im Umbruch ist, einen jungen Trainer, der sich hier reinarbeiten muss. Da muss man ein bisschen Geduld haben", sagte Uli Hoeneß am Donnerstag. Hätte er nicht vom “jungen Trainer” gesprochen, hätte man genauso gut denken können, dass er über Borussia Dortmund redet. Denn die Mannschaft, die der FC Bayern in den letzten Spielen aufs Feld schickte, ist alles andere als im Umbruch. Von den 14 Spielern, die in der Champions League Partie gegen AEK Athen zum Einsatz kamen, waren lediglich, wenn man Renato Sanches mitzählt, drei Neuzugänge. Die restlichen Spieler spielen bereits mehrere Saisons zusammen. Wo ist also der Umbruch?

Der Umbruch ist wohl aktuell eher in Dortmund anzutreffen: Nimmt man dieselbe Statistik wie bei den Bayern, kommt der BVB auf 4 von 14 Spielern, die in der letzten Saison noch nicht für die 1. Mannschaft auf dem Platz standen, plus Sancho und Bruun Larsen, die lediglich zum Ende der letzten Saison erste Bundesliga-Minuten sammeln durften. Dazu kommt, dass die Dortmunder es erneut geschafft haben, junge Nachwuchsspieler an den Verein zu binden und darüber hinaus, zu jungen Leistungsträgern zu entwickeln.

Im Gegensatz zum BVB, hat es der FC Bayern nicht rechtzeitig geschafft, den Kader mit jüngeren und frischeren Kräften zu erneuern. Bestes Beispiel dafür ist die Bayern-Startelf gegen AEK Athen: Der Altersdurchschnitt betrug 28,7 Jahre. Währenddessen lief der BVB in Madrid mit Spielern auf, die im Schnitt auf ein Alter von 25,5 Jahren kommen. Im Fußball sind das Welten!

All dies zeigt, dass der Umbruch, von dem Uli Hoeneß spricht, noch nicht auf dem Spielfeld angekommen ist. Zwar haben die Bayern im Sommer einen jungen Trainer verpflichtet, aber bei den Spielern und auf der Vorstandsebene erst recht, auf Altbewährtes gesetzt. So wundert es mich nicht, dass es nun vor allem zwischen den altbewährten Spielern und neuem Trainer zu Schwierigkeiten kommt.

Aus meiner Sicht würde es dem FC Bayern guttun, wenn Hoeneß und Rummenigge den Umbruch wirklich ernst nehmen, indem sie dem neuen Trainer weiterhin, auch und vor allem intern, den Rücken stärken und strukturell im Verein die richtigen Entscheidungen treffen! Denn egal wie sie vorgehen, die aktuelle Saison wird höchstwahrscheinlich keine historisch gute Saison für die Münchener. Also gilt es jetzt, die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, sodass sie wieder dahin kommen, wo sie sich selbst am liebsten sehen: Ganz oben!

Der Rest von Fußball-Deutschland, welcher nicht zu den Roten hält, genießt in der Zwischenzeit die Spannung in der Bundesliga. Das ist doch auch mal ganz nett.

Bis zur nächsten Grätsche
Euer Grischa

Autor und Fußball-Experte Grischa Hindel ist bei unserem Kollegen TorAlarm für redaktionelle Inhalte zuständig. In seiner Kolumne Grischas Grätsche schreibt er jede Woche ganz persönlich über das aktuelle Fußballgeschehen und alles, was ihn bewegt - begeistert, amüsiert, nervt. Seit seiner Kindheit dem runden Leder verschrieben, war er auf dem Fußballplatz selbst aktiv und später regelmäßig als Fan im Stadion. Heute ist er voller Fußball-Know-how, das wir Euch nicht vorenthalten wollen.

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