Kahn er wirklich das Steuer übernehmen?

Oliver Kahn wird beim FC Bayern als Nachfolger von Uli Hoeneß und/oder Karl-Heinz Rummenigge gehandelt. Wen genau er beerben soll, wann das ist und ob er es überhaupt macht, ist noch gar nicht klar. Trotzdem geistert dieses Gerücht seit Tagen durch die Fußballwelt. Grund genug, sich damit näher zu beschäftigen.
Vorneweg sei gesagt: Oliver Kahn war für mich einer meiner ersten Helden. Er äußerte nicht immer die schlauesten Sachen und agierte auch auf dem Spielfeld oftmals diffus. Aber neben seiner sportlichen Klasse war es die Einstellung zum Spiel, die mich faszinierte. Furchtlos und oftmals auch zu verbissen gab er 90 Minuten und darüber hinaus alles für seinen Verein. Erinnert sei an das Champions League Finale 2001, als er das Elfmeterschießen für die Bayern gewann. Oder der blutüberströmte wütende Oliver Kahn im Freiburger Dreisamstadion - getroffen von einem Golfball. Oder an seine verrückten Begegnungen mit diversen Bundesliga-Spielern im eigenen Strafraum - egal ob es die Mitspieler oder Gegner waren. Der absolute Höhepunkt war für mich allerdings, wie er im Herzschlagfinale 2001 den Glauben an den Titel nie verloren hatte. Selbst als seine Teamkollegen (u.a. Sami Kuffour) schon mit hängenden Köpfen über den Platz liefen, rüttelte der Titan sie einmal kräftig durch und trieb seine Mannschaft noch zum entscheidenden Ausgleich durch Patrick Andersson.
Heute, 18 Jahre später, wird Oliver Kahn als kommender starker Mann beim FC Bayern gehandelt. Klar, auf der einen Seite gibt es kaum einen Spieler, der die Bayern in den letzten Jahrzehnten so sehr geprägt hat. Das Mia-san-Mia-Gefühl verkörpert er wie kaum ein anderer. Aber bringt er wirklich die Eigenschaften mit, die es braucht, um so einen großen Klub auch zu führen?
Aktuell kann ich es mir nur sehr schwer vorstellen, auch wenn viele sagen, dass Oliver Kahn sich in den letzten Jahren verändert hat und ihm dieser Job durchaus zuzutrauen ist.
Sollten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sich wirklich für Oliver Kahn als großen Nachfolger entscheiden, wäre es aus meiner Sicht wichtig, einen weiteren starken Mann zu verpflichten, der bereits länger als Manager tätig ist. Gehandelt wird bereits Max Eberl, der für mich eine exzellente Wahl wäre.
Der heutige Manager von Borussia Mönchengladbach hat ebenfalls eine Vergangenheit bei den Bayern. Zwar war diese nicht so ruhmreich wie die von Kahn, aber zählt man die Jugendzeit hinzu, war Max Eberl fast genauso lang für die Bayern aktiv wie der Titan.
Ein Duo Kahn-Eberl würde also dafür sorgen, dass die Bayern ihren familiären, regionalen Charakter innerhalb einer Weltmarke nicht verlieren.
Natürlich erscheint diese Konstellation unter den heutigen Voraussetzungen mehr als gewagt - aber letztendlich ist es das, worum es bei einem Umbruch, wie ihn Uli Hoeneß ausgerufen hat, geht. Sowohl Kahn als auch Eberl traue ich es mittelfristig zu, den FC Bayern zu führen und das Erbe von Hoeneß und Rummenigge anzutreten.
Bis zur nächsten Grätsche
Euer Grischa
Autor und Fußball-Experte Grischa Hindel ist bei unserem Freunden von TorAlarm für redaktionelle Inhalte zuständig. In seiner Kolumne Grischas Grätsche schreibt er jede Woche ganz persönlich über das aktuelle Fußballgeschehen und alles, was ihn bewegt - begeistert, amüsiert, nervt. Seit seiner Kindheit dem runden Leder verschrieben, war er auf dem Fußballplatz selbst aktiv und später regelmäßig als Fan im Stadion. Heute ist er voller Fußball-Know-how, das wir Euch nicht vorenthalten wollen.
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