Die Trainer im Saisonspiegel

von Günther Jakobsen09:34 Uhr | 27.05.2003

In der abgelaufenen Spielzeit galten acht Pressekonferenzen der Vorstellung neuer Übungsleiter. Leverkusen tat sich dabei mit zwei Veranstaltungen besonders hervor - immerhin sprang am Ende noch der Klassenerhalt heraus. Der Trainer-Shooting-Star der Saison kommt jedoch aus dem Schwabenland.

Die Wechsel
Wie gewohnt wackelten auch während dieser 40sten Spielzeit die Stühle diverser Bundesliga-Coaches gehörig - und acht Kandidaten fielen ob dieser Beben vom Hocker. Zunächst erwischte es, als einzigen vor der Winterpause, nach dem dritten Spieltag Kaiserslauterns Andreas Brehme, der vom Belgier Erik Gerets ersetzt wurde. Es folgten in chronologischer Reihenfolge Klaus Toppmöller (Leverkusen, es kam Thomas Hörster), Hans Meyer (Gladbach, Nachfolger wurde Ewald Lienen), Wolfgang Wolf (Wolfsburg, wurde durch Jürgen Röber ersetzt), Peter Pacult (1860 München, ihm folgte Falko Götz), Frank Neubarth (Schalke, Marc Wilmots übernahm), Klaus Augenthaler (Nürnberg) und Thomas Hörster (Leverkusen). Zwei heuerten noch während der Saison wieder bei neuen Klubs an: Wolf trat Augenthalers Erbe beim Club an, und „Auge“ wiederum ersetzte Toppmöller-Ersatz Hörster in Leverkusen. Thomas Hörster zog sich wieder als Übungsleiter in Bayers Amateurbereich zurück.

Wieder eine Saison mit Titel
Ottmar Hitzfeld überstand die kritische Phase nach dem blamablen Champions-League-Aus, die ihn selbst kurzfristig in die Diskussion gebracht hatte, letztlich souverän. Er verstand es, die Bayern auf eine hoch konzentrierte Leistung in der Meisterschaft einzuschwören - was angesichts der vielen Nebenschauplätze (Kahn-Geschichten, Trainings-Raufereien, Elbers und Pizarros Abwanderungspläne, geheime Kirch-Millionen, etc.) nicht unbedingt selbstverständlich ist. Erneut krönte ein Titel die Saison für den Erfolgscoach.

Magaths Metamorphose
Eine erhebliche Marktwertsteigerung ist Felix Magath, der den VfB in die Champions-League führte, zu attestieren. Neben der Fortsetzung des Stuttgarter Aufschwungs im sportlichen Bereich meisterte er auch die ihm in dieser Spielzeit angetragene Trainer/Manager-Doppelfunktion. Mit viel Augenmaß führte Magath Regie beim Ausklang der Profi-Karriere von Krassimir Balakov (wird Co-Trainer beim VfB) und bei der sportlichen Entwicklung seiner Jungspunde im Team. In dieser Saison schüttelte er sowohl das Image des Feuerwehrmannes sowie des Quälix’ ab.

Mission erfüllt
Obwohl die ersten Resultate eigentlich Schlimmes für Erik Gerets erwarten ließen (sechs Punkte aus elf Spielen) setzte sich der Belgier am Betzenberg durch und wurde zum Publikumsliebling und Oberteufel der Pfalz. Auch HSV-Trainer Kurt Jara, Bochums Peter Neururer und Werder-Coach Thomas Schaaf (verpasste den UEFA-Cup, kompensierte aber den Abgang wichtiger Leistungsträger) verbesserten ihr Standing im Verein. Armin Veh (Rostock), Ralf Rangnick (Hannover) und Klaus Augenthaler (Bayer) erfüllten mit dem Klassenerhalt, sowie Huub Stevens (Hertha) mit dem Erreichen des UEFA-Cups die Erwartungen.

Die „Daumen runter“-Fraktion
Der „Trainer des Jahres 2002“ war der erste Bundesligacoach des Jahres 2003, der seinen Hut nehmen musste (am 16. Februar). Klaus Toppmöller vermutete bereits in der Winterpause, dass er nach vier Niederlagen in Folge würde gehen müssen - genau so kam es. Toppmöllers Nachfolger in Leverkusen, Thomas Hörster, geriet zwischen alle Stühle. Zwei Spieltage vor Schluss musste er gehen. Falko Götz konnte den „Löwen“ als Nachfolger von Peter Pacult keine neuen Impulse verleihen, ist somit wie sein Vorgänger in die „Daumen runter“-Fraktion einzuordnen. Dazu zählen des Weiteren der nur für die ersten drei Spieltage beschäftigte Andreas Brehme (Kaiserslautern), der in Gladbach nach Querelen ausgeschiedene Hans Meyer, Schalkes Kurzzeit-Lösung Marc Wilmots, Frank Neubarth, der bei Schalke nach 26 Spieltagen seine erste Bundesliga-Chefcoach-Station beenden musste und Benno Möhlmann, der mit Bielefeld am letzten Spieltag den Klassenerhalt verpasste. Der BVB erreichte Platz drei, was (glückt die Champions-League-Qualifikation) für den BVB tabellentechnisch noch akzeptabel wäre, aber die spielerische Stagnation der Dortmunder bringt Trainer Matthias Sammer auf die Verliererseite.

Abstieg für Wolf und Geyer
Rausschmiss - rasche Neuverpflichtung - Abstieg: Mit diesem rasanten Saisonverlauf verabschiedete sich Wolfgang Wolf vorläufig aus der Bundesliga. Statt mit dem VfL Wolfsburg im neuen Stadion dem internationalen Fußball entgegen zu streben, muss sich Wolf nun in einer finanziell schlechten Situation mit dem Club in der Zweiten Liga behaupten. Dort trifft er auf Eduard Geyer, der sich, nachdem er ob der schlechten Bilanz in Cottbus mit Rücktrittsgedanken trug, doch noch per Zweitliga-Option an die Lausitzer band.

Happy End für zwei
Ein vorher noch nicht gesehenes Szenario bot der letzte Spieltag auf dem Gladbacher Bökelberg: Der vorzeitig gegangene Trainer (Hans Meyer) fieberte auf der Tribüne beim Klassenerhalt-Kampf seiner Ex-Truppe mit und wurde anschließend, Hand in Hand mit seinem Nachfolger (Ewald Lienen), auf dem Platz gefeiert. So geht’s also auch.

André Schulin



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— Uli Hoeneß