DFB-Team

Die Wege ins Semifinale

von Günther Jakobsen11:03 Uhr | 08.07.2014

Einen Mangel an Überraschungen musste man bei dieser WM nicht beklagen; die Semifinal-Plätze belegten jedoch ausschließlich Mannschaften, die traditionell als übliche Verdächtige für derartige Platzierungen genannt werden. Deren "Hürdenlauf" nachfolgend in Kurzform.

Wie alle Halbfinalisten schloss Turnier-Gastgeber Brasilien seine Gruppenphase als Gewinner ab. Richtig überzeugen konnte die "Selecao" jedoch nicht. Der mühsame 3:1-Auftakterfolg über Kroatien kam erst nach einem fragwürdigen Elfer ins Rollen, gegen Mexiko (0:0) bekam man das Leder nicht am großartigen Keeper Ochoa vorbei und auch die erste Halbzeit gegen Kamerun offenbarte etliche Defizite, bevor nach dem Seitenwechsel der Knoten platzte (4:1). Im Achtelfinale musste Scolaris Team bis ins Elfmeterschießen (4:3), um sich gegen Chile durchzusetzen. Cesar konnte zwei schwach getretene Elfer parieren. Im Viertelfinale bezwang Brasilien in einem hart geführten Match dann mit Kolumbien einen weiteren südamerikanischen Konkurrenten (2:1), kam allerdings nur arg gerupft aus diesem Spiel heraus: Neymar, mit Abstand torgefährlichster brasilianischer Stürmer, wurde schwer verletzt und fiel für den Rest des Turniers aus. Zudem fing sich Kapitän Thiago Silva eine Gelbe Karte ein, deren Konsequenz eine Sperre für das Halbfinale bedeutete.

Joachim Löws Mannschaft wurde nach dem 4:0-Auftaktsieg in der Gruppe G über Portugal zurecht gelobt. Gegen die stark auftretenden Ghanaer musste man nach packendem Schlagabtausch mit dem 2:2 zufrieden sein, während der abschließende 1:0-Erfolg über die offensiv enttäuschenden US-Amerikaner unter der Rubrik Pflichtsieg abzuhaken war. Ganz gewiss hatte man nicht erwartet, im Achtelfinale gegen Algerien Überstunden leisten zu müssen. Die speziell in der ersten Halbzeit auffälligen Schwächen in Abwehr und Chancenverwertung und -entwicklung hätten unangenehme Folgen haben können. Nach dem 2:1-Erfolg in der Verlängerung wusste man Manuel Neuer noch mehr zu schätzen als ohnehin schon. Der knappe 1:0-Sieg gegen Frankreich im Viertelfinale zeigte dann eine konzentrierte und laufstarke deutsche Auswahl, die jedoch keine Gelegenheit fand, ihre spielerische Klasse zu demonstrieren.

In der Gruppenphase war man geneigt, zwei verschiedene niederländische Teams auszumachen. Der spektakulären 5:1-Demontage der Spanier ließen die "Oranjes" ein auf andere Weise spektakuläres Spiel, das knappe 3:2 gegen Australien folgen. Die "Socceroos" waren drauf und dran, die Holländer hart auf den Boden zurückzuholen, doch van Persies kurzfristig nach dem Rückstand erzielter 2:2-Ausgleichstreffer brachte van Gaals Truppe in die Spur zurück. Gegen Chile sicherte man sich dann den Gruppensieg (2:0). Die nächsten Stationen gingen über mittelamerikanische Teams. Höchst glücklich, was die Tore betrifft (88. und 90. Minute), setzten sich die Niederländer zuerst gegen Mexiko durch und schalteten anschließend im Viertelfinale Costa Rica, das Überraschungsteam schlechthin, im Elfmeterschießen aus (4:3). Besonders in den Gruppenspielen lief Arjen Robben zu großer Form auf.

Die Argentinier schließlich machten es den Holländern in den Gruppenspielen gleich und gewannen alle ihre Partien - sehr rational allerdings, mit jeweils einem Treffer Unterschied. Und Zauberfußball führten Messi & Co. auch nicht auf: Der 2:1-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina war auf dürftige Weise eingefahren, der 1:0-Erfolg über den Iran sogar ein wenig schmeichelhaft (90., Messi) und beim 3:2 gegen Nigeria offenbarten die Südamerikaner unerwartet zahlreiche Defensivschwächen. Im Achtelfinale gegen die Schweiz bewahrte erst ein äußerst später Treffer Di Marias (118.) Argentinien vor der Elfmeterlotterie. Den souveränsten Eindruck hinterließ Alejandro Sabellas Team noch im Viertelfinale gegen Belgien, das ebenfalls mit 1:0 (Higuain) gewonnen wurde. Energiebündel Di Maria verletzte sich jedoch in diesem Spiel und fällt für das Semifinale aus.

André Schulin



Fußball habe ich schon recht früh verstanden, ich konnte es nur nicht umsetzen. Über dem Hals war ich stärker als drunter.

— Jürgen Klopp