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Dramatischer Abgang des Weltmeisters

von Günther Jakobsen18:40 Uhr | 24.06.2010

Zu spät entwickelten die Italiener die nötige Leidenschaft, um sich das frühzeitige WM-Aus zu ersparen. In einer am Ende offenen Feldschlacht unterlag der Titelverteidiger der Slowakei mit 2:3 und beendete die Vorrunde als Gruppenletzter.

Beide Mannschaften einte die Gewissheit, das Achtelfinale aus eigener Kraft noch erreichen zu können. In den Anfangsminuten schien es, als würde der noch amtierende Weltmeister Italien von dieser Aussicht inspiriert sein. Der Elan indes erlahmte rasch, und die Slowakei übernahm die Rolle des aktiveren Teams. Hamsiks Volleyabnahme aus der 6. Minute verfehlte das italienische Tor zwar deutlich, immerhin durfte der slowakische Kapitän den Schussversuch aber völlig unbedrängt ansetzen. Dass Italiens Abwehr nicht auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit agierte, wurde in der 25. Minute in fataler Weise bestätigt. De Rossi fabrizierte aus dem eigenen Sechzehner heraus einen groben Fehlpass auf Kucka. Der slowakische Mittelfeldspieler gab das Leder sofort an den Teamkollegen Vittek weiter, der ebenfalls nicht lange fackelte. Auf Höhe der Sechzehnerlinie zog er ab und ließ Marchetti mit einem platzierten Schuss ins linke Eck keine Abwehrchance. Italiens Reaktion auf den Rückstand war kaum messbar. Am ehesten war das von Mucha gehütete Tor noch vom eigenen Verteidiger Skrtel bedroht, dessen Klärung per Kopf äußerst knapp über den slowakischen Querbalken strich (41.).

Als zehn Minuten nach Wiederbeginn noch immer keine Verbesserung im italienischen Spiel erkennbar wurde, wechselte Marcello Lippi den noch nicht vollständig fitten Pirlo ein, um ein Stück mehr Kreativität einzubringen. Tatsächlich näherten sich die Azzurri in der Folgezeit dem Ausgleich nun an; Skrtel musste in der 67. Minute auf der Linie den knappen Vorsprung der Osteuropäer bewahren. Und dann schaltete die Partie in den Drama-Modus. Fast schien es, als würde jeder Konter gekontert, das Mittelfeld zur Durchlasszone erklärt und das Anhäufen von Torraumszenen zur absoluten Pflicht. Als Vittek im Anschluss an eine Ecke auf 2:0 erhöhte, musste man die Partie normalerweise als „gelaufen“ erklären (73.). Doch weit gefehlt. Der Weltmeister schlug zurück; di Natale staubte zum 1:2 ab, nachdem Mucha einen Schuss Quagliarellas nur unkontrolliert abklatschen konnte (81.). Für das anschließende Gerangel um den Ball im Netz der Slowaken erhielten Mucha und Quagliarella jeweils die Gelbe Karte. Ein Unentschieden würde den Italienern genügen, und in der 85. Minute zappelte das Leder tatsächlich wieder im Netz - Quagliarellas knappe Abseitsstellung verwehrte jedoch die Anerkennung des Treffers. Italien war mittlerweile auf Betriebstemperatur - in der Offensive. Defensiv waren jedoch alle Sicherungen durchgebrannt, denn auf simple Weise - ein langer Einwurf kam von rechts in den Sechzehner, auf den völlig unbewachten Kopunek - überrumpelten die Slowaken den Gegner und legten das 3:1 vor (89.). Damit war die Spannung aber längst noch nicht raus. Zumindest in dieser Schlussphase bewiesen die Italiener große Kampfmoral. Die Hälfte der vierminütigen Nachspielzeit war noch nicht ganz durch, da erzwang Quagliarella nach einer dynamischen Kombination den 2:3-Anschluss. 30 Sekunden vor dem Abpfiff eröffnete sich sogar die Ausgleichschance für Pepe, dessen Volleyversuch aus spitzem Winkel jedoch misslang.

André Schulin



Ich bin mir nach der Vom-Platz-Stellung vorgekommen, wie wenn ich bei Grün über die Ampel gefahren wäre und man mir den Führerschein abgenommen hätte.

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