Dreier verpasst

von Günther Jakobsen12:55 Uhr | 22.10.2009

Die durchwachsene Bilanz von vier Punkten genügte dem in Gruppe B antretenden VfL Wolfsburg, nach halber Strecke der Gruppenspiele den zweiten Platz einzunehmen. Im Heimspiel gegen Besiktas Istanbul hätte jedoch mehr als das torlose Unentschieden herausspringen können.

Der türkische Meister - als ältester Sportverein seines Landes bereits 1903 gegründet - trat mit einer sehr defensiven Grundhaltung beim deutschen Titelträger an. Das massive Abwehrgeflecht, mit den Ex-Bundesligaakteuren Fabian Ernst und Michael Fink in der Startformation, konnte allerdings nicht verhindern, dass die mit der Doppelspitze Dzeko/Grafite formierten Wolfsburger ihre Feldvorteile gleich zu Beginn in gute Tormöglichkeiten umsetzten. Ungünstig nur, dass Costa (4.) und Dzeko (9.) ihre guten Kopfballchancen nicht nutzten. Besiktas benötigte eine gewisse Anlaufzeit, ehe man selbst zu zwei, drei ansprechenden und gut abgeschlossenen Gegenstößen kam, die Benaglio allerdings meisterte. Beim VfL ging die meiste Gefahr von Dzeko aus, der kurz vor der Pause noch die Führungschance auf dem Fuß hatte - Rüstü wehrte jedoch erfolgreich ab (41.). Dzekos Sturmpartner Grafite blieb, wie im Ligaalltag, das dynamische Erscheinungsbild aus der vorigen Saison schuldig, kam lediglich zu einem Torabschluss (14., Rüstü pariert).

Mit einer gehörigen Portion Dusel überstand der VfL die kritische Situation aus der 48. Minute unbeschadet: Costa trat im Sechzehner dem ballführenden Nihat, der daraufhin strauchelte, in die Hacken. Schiedsrichter Rosetti erkannte das Foul jedoch nicht. Zwei torreife Aktionen auf der anderen Seite hätten dem Spiel dann wieder eine den Gastgebern genehme Wendung verleihen können, doch Gentner schoss übers leerstehende Tor (50.) und Dzeko setzte das Leder aus spitzem Winkel an den Pfosten (53.). Danach wurde es erstmal auf den Tribünen brenzlig - Besiktas-Fans hatten Bengalos gezündet, die eine derart heftige Rauchentwicklung verursachten, dass Rosetti das Spiel für drei Minuten unterbrach (60.). In der 74. Minute war der Schiedsrichter erneut gefordert, und das aus für Wolfsburg unerfreulichem Anlass. Grafite hatte im Strafraumgerangel die Hand gegen Kas ausgefahren und musste mit der Roten Karte konfrontiert den Platz verlassen. Der Spielfluss war indes längst versandet, und in Unterzahl konnten die „Wölfe“ nur noch eine erwähnenswerte Torchance verzeichnen, die auf das Konto von Misimovic ging. Sein 25-Meter-Freistoß war allerdings ein Stückchen zu hoch angesetzt (86.). Hinten ließ der dezimierte VfL gegen die harmlosen Angriffe der Türken nichts anbrennen; das war der positive Aspekt. Angesichts der in den ersten 60 Minuten erarbeiteten Wolfsburger Chancenmehrheit konnten jedoch die Gäste mit der Punkteteilung besser leben.

André Schulin



Uns fehlte heute die Frischigkeit.

— Pavel Dotchev