In einer hektischen, oft über die Grenzen des Regelwerkes hinausgehenden Partie wuchtete der BVB dem Favoriten von der Weser innerhalb von zehn Minuten drei Buden in die Kiste, die Dortmund kurzfristig auf Platz zwei hievten, für Werder dagegen einen herben Rückschlag bedeuteten.
Geordnete Aktionen waren auf beiden in der Anfangsphase so selten wie ein nicht ausverkaufter Signal Iduna Park. Jeder ballführende Spieler musste umgehend mit einer deftigen Attacke seines Gegners rechnen, Zimperlichkeiten hatten keine Chance. Überraschenderweise tat sich hierbei in mehreren Aktionen der bekanntermaßen geduldige, trittfeste Diego mit negativen Revanchereaktionen hervor. Fußballerische Leckerbissen blieben also vorerst aus, aber auch Standardsituationen erbrachten kaum Gefahr vor den Gehäusen. Die Partie schien sich gerade etwas zu beruhigen, da gelang es dem BVB über einen weiten Schlag Dedés auf Blaszczykowski, Werders Deckung von der rechten Seite her aufzureißen. Der Pole zog die Kugel scharf auf den zweiten Pfosten der Bremer, wo Petric ungehindert den erfolgreichen Abstauber präsentierte (22.). Werder wirkte in den folgenden Minuten sehr verunsichert, wurde vom BVB regelmäßig in seinen Angriffsbemühungen abgegrätscht. Ein zweiter Konter ließ die Innenverteidigung der Gäste nach 29 Minuten ein zweites Mal alt aussehen. Blaszczykowskis Pass auf Klimowicz bot dem Mittelstürmer halbrechts freien Durchlauf und der Argentinier schloss kaltblütig am herauseilenden Keeper Wiese vorbei mit links ab. Das 0:2 konnte Werder ebenso wenig verdauen, denn drei Minuten später öffnete Dedés Pass die Gasse für Petric, dessen satter Rechtsschuss zum 3:0 einschlug. Selten zuvor stand die Bremer Truppe innerhalb von zehn Minuten vor einem ähnlichen Scherbenhaufen. Die restliche Zeit vor der Pause verlief neutral. Beide Teams mussten den sensationellen Spielstand erst einmal sacken lassen.
Trainer Schaaf ließ Heißsporn Diego vorsichtshalber in der Kabine, brachte Andreasen. Der Coach schien einerseits seinen aus dem Ruder laufenden Spielmacher schützen zu wollen, entzog seinem Team damit aber anderseits auch die einzige kreative Mittelfeldkraft, denn das Gespann Vranjes-Andreasen-Jensen enttäuschte. Nichtsdestotrotz hatten die Hanseaten zu Beginn des zweiten Durchgangs einige Halbchancen, doch Ziegler im BVB-Tor erwies sich stellungs- und paradensicher. Bremen dominierte die zweite Halbzeit nahezu durchgehend, echte Tormöglichkeiten gab es jedoch nur noch auf der Gegenseite bei Kontern für Klimowicz, der allerdings auch zwei Hunderprozentige kläglich versiebte (59., 90.). Dafür traten Blaszczykowski (68.) und Naldo mehr als rotverdächtig um sich und hielten den Grad der unfairen Attacken auf hohem Niveau. Vom Platz gestellt wurde nach 80 Minuten allerdings Andreasen, dessen vergleichsweise lächerliches Beinstehenlassen von den Unparteiischen völlig fehl interpretiert wurde. Überraschend musste der Däne frühzeitig zum Duschen. Das Spiel war natürlich entschieden, die BVB-Fans gröhlten sich längst in Trance und Werder eh eingesehen, dass es einen gebrauchten Spieltag angedreht bekommen hatte. Zehn starke Minuten mit effektiver Ausbeute reichten somit dem BVB, um ein Gästeteam zu demontieren, dessen Verletzungsmisere speziell an diesem Abend deutlicher zum Ausdruck kam, als selbst beim 0:4-Debakel gegen die Bayern.
Ulrich Merk
Meine Mutter jammert immer, dass Fußball mehr Unglück und Tränen über die Stewarts gebracht habe als alle Weltkriege und Naturkatastrophen.
— Sir Rod Stewart, Fan von Celtic Glasgow und Beinahe-Profi von Brentford FC