Die ersten vier Spieltage glänzte der FC Bayern als Tabellenführer; wenn nichts vollkommen Ungewöhnliches passiert, wird er es auch nach dem fünften Durchgang bleiben. Bis der dritte Münchener Durchmarsch durch eine komplette Saison perfekt ist, sind noch ein paar Hürden zu überwinden. Ein guter Start stand in der Vergangenheit allerdings fast immer als Basis bayerischer Erfolge.
Absolute Dominanz
In zwei Bundesligasaisons legten die Bayern einen Durchmarsch hin: 1972/73 waren sie vom ersten bis letzten Spieltag alleiniger Spitzenreiter; 1984/85 mussten sie sich die Tabellenführung am ersten Spieltag noch punkt- und torgleich mit dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach teilen, danach setzten sie sich von den westdeutschen Konkurrenten sowie dem Rest des Feldes ab. Die erste Meisterschafts-Saison der Münchener, 1968/69, ist eigentlich ebenfalls als Durchmarsch zu bewerten, da an den beiden ersten Spieltagen (Platz 3 und 2) lediglich die Tordifferenz den Sprung an die Spitze verhinderte. Weitere vier Saisons kommen hinzu, in denen der FC Bayern maximal an drei Spieltagen nicht die Tabellenführung innehatte. Nur einmal während dieser überaus dominant geführten Spielzeiten wurde der Titelerfolg verpasst: 1992/93, als die Bremer den bis dahin ununterbrochen führenden Rivalen an den beiden letzten Spieltagen noch abfingen.
Start gut - Ende gut
Gleich im ersten Jahr seiner Bundesligazugehörigkeit verschaffte sich der FC Bayern gehörigen Respekt bei den Mitbewerbern. Grundlage des Erfolges war ein hervorragender Start: Nach den ersten sieben Spieltagen hatten die von „Tschik“ Cajkovski trainierten Münchener sechs Siege angehäuft und sich damit an die Spitze des Klassements gesetzt, am Ende der Saison 1965/66 belegte der damalige Aufsteiger Platz drei. Die Gesamtheit der FCB-Bundesligahistorie betrachtend kann man fast von einer Tradition des gelungenen Saisonstarts sprechen. Auffällig ist, dass die wenigen „schwachen“ Endplatzierungen ausnahmslos nach schlechten, bzw. durchwachsenen Anfangsphasen zustande kamen. Nur drei Mal landeten die Bayern auf zweistelligen Rängen. In der Saison 1974/75 belegte man nach dem ersten Spieltag, zum einzigen Mal in der BL-Geschichte, das Tabellenende (0:6 bei Kickers Offenbach) - in der Endabrechnung sprang Rang 10 heraus. Der gleiche Tabellenstand war am Ende der Saison 1991/92 zu registrieren - seinerzeit starteten die Münchener mit einem Remis und einer Niederlage; in der Folgezeit waren die Ergebnisse durchwachsen. Das schlechteste Abschneiden ist für die Saison 1977/78 notiert (Rang 12). Die Bilanz der ersten sechs Spiele: Ein Sieg, zwei Niederlagen, drei Remis. Ein Gegenbeispiel ist die Spielzeit 1979/80, als die Bayern nach weniger gelungenem Start noch die Schale holten.
Die K&K-Dominanz
Abgesehen vom FC Bayern gelang es nur zwei Klubs - die derzeit beide in der Zweiten Liga um die Punkte kämpfen - fast eine komplette Saison lang das Feld in der Bundesliga von oben zu dominieren: dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern. Das Geißbockteam zelebrierte in der BL-Gründungssaison 1963/64 seine Extraklasse und gewährte nur dem Hamburger SV am vierten Spieltag die Momentaufnahme der Tabellenführung. Der Sensationszug der Lauterer in der Spielzeit 1997/98, als die Pfälzer lediglich an zwei Spieltagen nicht als Tabellenführer glänzten, kam umso überraschender, da das Team von Otto Rehhagel gerade den Wiedereinstieg in die Erstklassigkeit vollzogen hatte und als erster Aufsteiger den Meisterschaftscoup verwirklichte. Ausgangsstation dieser Sensation war der Lauterer 1:0-Auswärtserfolg vom ersten Spieltag beim FCB, der hinter den Pfälzern Platz zwei belegte. Das verpatzte Auftaktspiel hatte die Münchener den Titel gekostet, sie hatten zwei Zähler weniger als Lautern.
André Schulin
Stand jetzt bin ich Trainer von Eintracht Frankfurt.
— Niko Kovac