"Wir haben nicht gut gespielt, das haben alle gesehen", sagte ein enttäuschter Jacek Krzynowek nach der verdienten Niederlage gegen Ecuador. Die Südamerikaner verteidigten gekonnt mit viel Laufarbeit und beherrschten ihren Gegner über weite Strecken des Spiels. Zwei Pfostenschüsse in der Schlussphase halfen den Polen zu guter Letzt natürlich auch nicht mehr weiter.
Die ersten zehn Minuten der Partie zeigten anfangs eine leicht überlegene Elf aus Polen, doch die Südamerikaner bremsten deren Tatendrang nach und nach immer effektiver aus und kamen ihrerseits durch einen Fernschuss von Castillo, den Boruc problemlos meisterte zur ersten Möglichkeit (11.). Auch ein Freistoß von Krzynowek brachte die Polen nicht weiter, denn der Schütze jagte die Kugel in die dritte Etage (15.). Nach einer ausgeglichenen Phase, mit leichten Vorteilen für die Osteuropäer, lag der Ball plötzlich im Tor von Boruc (24.). Mendez leitete einen Einwurf von der rechten Seite mit dem Kopf auf Carlos Tenorio, der die Kugel ins lange Eck einnickte. Keine fünf Minuten später hätte Delgado aus kurzer Entfernung fast nachgelegt. Er geriet allerdings in Rücklage und hievte den Ball übers Gehäuse. Polen schwamm auch nach dieser Szene in der Abwehr bedenklich und wirkte gegen die leichtfüßigen Ecuadorianer überfordert. Das durchschaubare Spiel der Janas-Truppe bereitete auch zwischen der 30. und 40. Minute wenig Freude. Ecuador dagegen kam immer wieder zu schnellen Durchstößen und wirbelte die gegnerische Abwehr ein ums andere Mal durcheinander. Indes fehlte den Abschlüssen der Anden-Kicker die Präzision. Die Halbzeitführung gegen die ratlosen Polen ging jedoch völlig in Ordnung.
Ein Abseitstor von Krzynowek in der 52. Minute änderte nichts an der Tatsache, dass die Polen trotz großen Engagements immer wieder an der Abwehrwand der flexiblen Südamerikaner abprallten. Auch die regelmäßigen Ballverluste von Krzynowek & Co. im Mittelfeld machten die Gegenwehr für Ecuador einfacher. Unterbrechungen durch Verletzungen, aber auch das weiterhin uneffektive Spiel der Polen, machten die Partie Mitte der zweiten Hälfte zu einer recht langweiligen Angelegenheit. Ecuador tat offensiv zudem immer weniger, konzentrierte sich voll auf die nicht selten auch robuste bzw. Zeit verzögernde Deckungsarbeit. Ein Schuss aus dem Hinterhalt von Mendez (73.) deutete aber das Gefahrenpotential der immer noch gut gestaffelten Südamerikaner an. Boruc faustete den Hammer jedoch rechtzeitig in Richtung eines Mannschaftskollegen. Das Spiel schien endgültig eingeschlafen zu sein, da rafften sich die Ecuadorianer nochmals auf, rissen mit einem Steilpass die polnische Deckung über halbrechts auf, Kaviedes legte auf Delgado ab, der den Ball nur noch über die Torlinie zu schieben brauchte (81.). In der 86. Minute tankte sich Jelen auf der Gegenseite halbrechts im Strafraum durch, wuchtete das Runde an den Pfosten - das Dilemma des nächsten deutschen Gegners wurde aber auch in der Schlussphase einmal mehr offensichtlich, denn selbst mit der Brechstange blieb Polen vorne durchweg berechenbar. Pech hatte allerdings noch der eingewechselte Brozek, der in der 90. Minute den linken Pfosten mit einem satten Knaller malträtierte. Damit hatten die taktisch geschickt agierenden Ecuadorianer für die erste Überraschung dieser WM gesorgt.
Ulrich Merk
Mein monatliches Grundgehalt ist so hoch wie die Telefonrechnung von Lothar Matthäus.
— Michael Harforth über die Gehaltsstruktur beim Karlsruher SC.