Ein Amateur musste helfen

von dpa15.03.2007 | 10:31 Uhr

Einen Durchgang lang quälte Werder seine Fans mit freudlosem Standfußball und brachte sich wie schon in Amsterdam in internationalen Verruf. An der Einwechslung eines 18-Jährigen gesundete dann das Spiel. Seine erste Flanke führte direkt zur Bremer Führung und damit zum Brechen des niemals starken spanischen Widerstandes. Glanzlos zog Werder ins Viertelfinale ein.

Weniger die Startaufstellung, aber doch ein Blick auf die Reservebank gab einen schaurigen Eindruck von Werders personeller Not. Zusätzlich zu den Langzeitverletzten Klasnic, Baumann und Borowski (sowie den nicht spielberechtigten Niemeyer und Rosenberg) fehlten der Däne Jensen und erneut auch Miroslav Klose, so dass mit Hunt und Almeida wieder der Not-Sturm ran musste. Eine Entschuldigung hatten die Bremer also für die Leistung der ersten Hälfte, dennoch war es teilweise armselig, mit welchen Mittel die nächste Runde erreicht werden sollte. Weil weder Diego als Schaltzentrale funktionierte noch die Außenbahnen von Fritz und Womé gescheit benutzt wurden, hingen die Stürmer hilflos in der Luft. Ein harmloser Almeida-Kopfball wurde in der Halbzeitpause noch als Highlight verkauft (22.); die einzige echte Chance vergab dagegen Schulz, als er aus der Drehung die hintere Torstange traf (42.). Weil auch Vigo das Niveau mächtig herunterzog, wirkte die Kulisse im Weserstadion völlig überzogen. Zur Halbzeit dachte man an mausgraue UI-Cup-Zeiten zurück, als Werder verzweifelt aus einer anderen Richtung in diesen Wettbewerb gelangen wollte. Damals allerdings hatte man noch mehr Leidenschaft gesehen.

Wie deutlich hörbar vom Publikum gewünscht, reagierte Thomas Schaaf und brachte zum zweiten Durchgang einen Debütanten. Kevin Schindler hatte dabei nicht nur nichts zu verlieren, sondern konnte auch nur besser aussehen als Vorgänger Hunt – und wurde direkt zum Matchwinner. Auf der linken Seite ins Spiel gebracht flankte der 18-Jährige präzise in die Mitte, wo Almeida kurz vor Keeper Esteban an den Ball kam und zum überraschenden 1:0 einköpfte (48.).Ohnehin zog sich Werder an dieser Führung nun hoch, doch imponierte gerade jener Schindler immer wieder, weil er ständig in Bewegung war und das zuvor körperlose Sturmspiel sehr belebte. Die Bremer starteten eine Art Druckwelle. Erst scheiterte Diego im direkten Duell gegen Esteban, dann klärte Jonathan einen Kopfball von Naldo auf der Linie (51.). Wie aus dem Nichts stürmten plötzlich die Spanier los und erzielten durch Perera auch den vermeintlichen Ausgleich, der nicht verdient gewesen wäre, aber durchaus hätte zählen müssen. Schiri Farina entschied aber auf Abseits. Sich dauerhaft in Werders Halbzeit einzurichten, wurde Celta Vigo dann kaum möglich, weil es erstens viel zu sporadisch angriff und zweitens weiterhin fehlerhaft spielte. Mit einem dummen Aussetzer schenkte Nené Clemens Fritz unweit des Strafraums den Ball, den der Bremer mit einem Haken auch an Lequi vorbeilegte und mit links zur Entscheidung einschob (61.). Mit etwas mehr Eifer hätte Werder noch nachlegen können, zumal die Spanier nur noch ein einziges Mal gefährlich angriffen; Wiese klärte gegen Cannobio (81.). Die letzten Kräfte aber sparte die Platzelf, was wegen der anstehenden Aufgaben auch verzeihlich war. Letztlich überdeckte der glatte Sieg wieder einige Fehlfunktionen im Bremer Spiel. Zumindest im Sturm aber schien Thomas Schaaf nach diesem Abend um eine Option reicher.

Maik Großmann