Die vermutlich unerschöpflich anwachsende Anekdotensammlung im Profifußball wurde in der Premier League durch einen roten Spielzeugball erweitert, der sich quasi einen Scorerpunkt verdiente. Verdient hielten sich Arsenal und die Hotspurs im vorderen Tabellenbereich.
Im Stadium of Light, der Heimstätte des FC Sunderland, musste sich Schiedsrichter Michael Jones einen Moment der Unterbelichtung ankreiden lassen. Als in der 5. Minute des Spiels gegen den FC Liverpool „Black Cats“-Stürmer Darren Bent einen Schuss auf das Tor der „Reds“ abfeuerte, segelte ein aus dem Zuschauer-Gästeblock ins Spiel geworfener, aufblasbarer roter Gummiball (erhältlich im Liverpooler Fanartikel-Shop) durch den Strafraum. Bents Schuss knallte gegen das Spielzeug, das nach links wegprallte, derweil das reguläre Spielgerät eine Richtungsänderung nach rechts erhielt und schmählich unbeachtet über die Linie fegte, da sich der irritierte Liverpooler Keeper Reina wie gebannt auf die rote Kugel konzentrierte. Genauso kurios wie die Schiri-Entscheidung den Treffer anzuerkennen blieb die Reaktion Liverpools, keinen Einspruch gegen die Spielwertung einzulegen.
Derweil Liverpool nach der nunmehr vierten Saisonniederlage den Kontakt nach oben abreißen ließ, klinkte sich der FC Arsenal energisch in das Titelrennen ein. Birmingham City war kein Gegner, der den Siegeszug der Gunners stoppen konnte. Der 3:1-Erfolg stellte Arsenals vierten Sieg in Folge dar. Eine dazu gegenläufige Tendenz kostete den FC Chelsea die Tabellenführung: Nachdem schon das Auswärtsspiel zuvor abgegeben wurde (1:3 bei Wigan) kehrten die „Blues“ auch aus Birmingham mit leeren Händen zurück. Aston Villa egalisierte Drogbas Führungstreffer (15.) noch vor der Pause (32., Dunne) und Collins überwand Czech in der 52. Minute zum abschließenden 2:1-Treffer, den Chelsea, ohne den verletzten Ballack, nicht mehr konterte. Zum neuen Chef in der Liga stieg der Titelhalter auf, gleichwohl Manchester United beim 2:1 gegen die Bolton Wanderers kaum mehr als eine Durchschnittsleistung ablieferte.
Einen fast rundum zufrieden stellenden Nachmittag erlebte Harry Redknapp, der Trainer der Tottenham Hotspurs. Das Gastspiel beim FC Portsmouth verlief für Redknapp, der insgesamt sieben Jahre bei „Pompey“ wirkte, weitaus angenehmer, als befürchtet. Die Verräter-Schmähungen gegen ihn hielten sich in Grenzen und der Spielverlauf - mit einer 2:0-Halbzeitführung im Rücken – entsprach den Vorstellungen der „Spurs“. Dann wurde es jedoch ungemütlich, als zunächst Boateng, der Ex-Herthaner und -Dortmunder, auf 1:2 verkürzte (59.) und kurz darauf Defoe die Rote Karte (61.) sah. Portsmouth kurbelte daraufhin die Kampfmaschine an und forderte den Gästen eine verbissen umkämpfte, letzte halbe Stunde ab, in der jedoch kein weiterer Treffer fallen sollte. Tottenham hielt seine Ambitionen auf eine vordere Platzierung hoch, Portsmouth die Rote Laterne.
André Schulin
Nein, ich guck nie 2. Liga.
— HSV-Trainer Tim Walter auf die Frage, ob er sich den kommenden Gegner FC St. Pauli gegen Eintracht Braunschweig im TV ansieht.