Ein Blick zurück

von Günther Jakobsen15:34 Uhr | 20.01.2006

Die Zeit der winterlichen Bundesliga-Abstinenz nähert sich ihrem Ende. Die letzten Testspiele stehen an; die Neuverpflichtungen werden kritisch und erwartungsvoll beäugt. Zeit, eine Woche vor dem Rückrundenstart noch einmal kurz zu rekapitulieren, wie sich die Klubs in der Hinrunde geschlagen haben.

Unter positiven Vorzeichen
Abonnementsfavorit Bayern München sicherte sich mit dem neuen Rekord von 14 Siegen in der Hinrunde die Herbstmeisterschaft. Die bekannte Effizienz der Münchener erlebte damit unter Felix Magath eine weitere Steigerung, auch wenn der etatmäßige Torjäger Roy Makaay eine Ladehemmung bekam und weitgehend Wechselgerüchte (Santa Cruz, Sagnol, Ballack) die Schlagzeilen diktierten. Mit einem nicht unerheblichen Abstand blieben die norddeutschen Verfolger HSV (sechs Zähler zurück) und Werder Bremen (acht Punkte hinter den Bayern) zumindest auf Champions-League-Kurs. Für Thomas Doll und seine Hamburger ein nicht zwingend erwarteter Erfolg, der auf die starke Abwehr gründete (nur neun Gegentore). 21 Gegentreffer zeigten klar auf, wo bei Werder die Achillesferse zu finden war. Die torgefährlichen Bremer glichen dieses Manko, allen voran Miroslav Klose (16 Tore in 14 Spielen), mit 46 erzielten Toren aus.
Besser als von den meisten Experten prophezeit schlug sich Borussia Mönchengladbach in der ersten Halbserie. Trainer Horst Köppel sah sich schon genötigt, die Euphorie der Fans zu bremsen, was, wie die anschließende Serie von sechs sieglosen Spielen aufzeigte (11.-16. Spieltag), auch berechtigt war. Dennoch, mit den aufstrebenden Youngstern Marcell Jansen und Eugen Polanski zählen die Fohlen zu den Gewinnern der Hinrunde. „Nur“ auf Rang 10 und 11 platziert, aber damit das Soll übererfüllt haben Eintracht Franfurt (Aufsteiger) und Arminia Bielefeld, die einen kräftigen Aderlass an Leistungsträgern respektabel kompensierte.

Im Grünen Bereich
Den angestrebten Platz im internationalen Wettbewerb hat Hertha BSC zur Halbzeit erreicht, doch scheint, anders als in der Vorsaison, der Zug Richtung CL-Ränge vorzeitig verpasst. „Ich hatte mir mehr erwartet“, sagte VfB-Keeper Timo Hildebrand unlängst. Viele Stuttgart-Anhänger dürften der gleichen Meinung sein. Immerhin zeigt die Formkurve der Remiskönige (10 Unentschieden) nach oben und das Erreichen des UEFA-Cup-Wettbewerbs ist keine Utopie. Hannover (Rang 8) und Dortmund (9) sind ebenfalls noch in der Verlosung um den Einstieg ins internationale Geschäft. Der BVB träumt von der Rückkehr in obere Tabellengefilde mit einer stark verjüngten Mannschaft, und die 96er erhoffen sich mit Peter Neururers zweitem Anlauf bei den Niedersachsen die Etablierung in der vorderen Tabellenhälfte. Der FSV Mainz ist mit Rang 14 noch im Soll, wenngleich die Vier-Punkte-Distanz zu den Abstiegsrängen dünn ist und den Leistungen auch nicht gerecht wurde.

Hinter den Erwartungen
Auf Rang vier platziert ist Schalke dennoch den Verlierern zuzurechnen, da trotz namhafter Verstärkungen weder die eigenen Erwartungen, noch die Vorjahres-Platzierungen in der Liga erreicht wurden. Die Entlassungskapriole um Rolf, pardon, Ralf Rangnick passte zur misslungenen Hinserie. Beim VfL Wolfsburg muss man aufpassen, dass nach Jahren vergeblicher Müh’ die Zielvorgabe „internationaler Wettbewerb“ nicht zum belächelten Running Gag mutiert. Der neuen sportlichen Leitung ist hierbei das richtige Augenmaß zu wünschen. Leverkusens magere vier Siege, verbunden mit oftmals noch magerer Leistung weist die Rheinländer ebenfalls als Enttäuschung aus. Wer am Tabellenende steht, kommt schwerlich um das Etikett „Verlierer“ herum. So sind dann also Nürnberg (nur zwei Zähler vor den drei Letztplatzierten), Köln, Duisburg und Kaiserslautern in diese Rubrik einzuordnen. Den Kunstgriff des Trainerwechsels haben alle vier Klubs bereits angewandt, auf dass das Minimalziel Klassenerhalt nicht verfehlt werde. In einer Woche wird die Rückserie angepfiffen.

André Schulin



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— Michael Harforth über die Gehaltsstruktur beim Karlsruher SC.