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Ein echter Zwerg

von Günther Jakobsen11:54 Uhr | 05.09.2006

Eingebettet im Territorium des amtierenden Weltmeisters Italien bewahrte sich die anno 301 entstandene Republik San Marino über die Jahrhunderte ihre Unabhängigkeit, und mischt auch auf der großen Fußballbühne mit - allerdings nur im Vorprogramm, in einer dauerhaften Statistenrolle.

Zu klein zum Erfolg
Viele Chancen, sich für eine Weltmeisterschafts- oder EM-Endrunde zu qualifizieren, hatte San Marino noch nicht - schließlich trat der 1931 gegründete Verband erst 1988 der FIFA (und UEFA) bei. Ohne den San-Marinesen zu nahe treten zu wollen darf man allerdings vermuten, dass selbst eine länger währende Zugehörigkeit zum Fußballweltverband die karge sportliche Bilanz nicht wesentlich aufgewertet hätte. Mit einer Fläche von gut 60 km2 und einer Bevölkerungszahl von etwa 30.000 Einwohnern fehlen der von Italien umschlossenen Exklave schlicht die Ressourcen, international konkurrenzfähige Teams auf die Beine zu stellen. Mit anderen Worten: San Marino ist ein „Kleiner“; einer von jenen Fußballzwergen, deren Existenz so gern geleugnet wird.

Ungleiche Waffen
„Alle Prinzipien des Fußballs würden auf den Kopf gestellt, wenn San Marino Deutschland schlagen würde“, sagt San Marinos Nationaltrainer Giampaolo Mazza und träumt davon, dass seiner Elf vielleicht ein Torerfolg gegen die Deutschen glücken könnte. Mehr als 70 Länderspiele hat San Marino bislang bestritten. Nur drei Unentschieden (gegen die Türkei, Lettland und Liechtenstein) sowie ein Sieg (gegen Liechtenstein) unterbrechen die desillusionierende Niederlagenserie, die jedoch logisch erscheint. Schließlich sind es lediglich Hobbykicker, die in der landesinternen Punktspielserie „Coppa Titano“ um den Meistertitel wetteifern und sich auf internationalem Parkett mit hochgerüsteten Vollzeitfußballern messen müssen.

Ein Tor für die Ewigkeit
Mazza kann lediglich auf drei Profis in seinem Team zurückgreifen. Einer davon ist Andy Selva, der als höchstklassig dotierter Kicker San Marinos sein Geld in der dritten italienischen Liga bei Spal S.p.A. (Ferrara) verdient. Der 30-jährige Stürmer und Kapitän der Nationalelf hat sich in der Landesgeschichte verewigt, als ihm im April 2004 mit dem Treffer aus der sechsten Minute im Freundschaftsspiel gegen Liechtenstein ein ganz persönliches „Golden Goal“ gelang. Sein Teamkollege im Tor, Federico Gasperoni, half tatkräftig mit, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten und damit den bislang einzigen Sieg San Marinos zu sichern. Nun ist allerdings Liechtenstein in vielerlei Hinsicht - speziell auch unter fußballerischen Aspekten - auf Augenhöhe mit San Marino, was nicht auf allzu viele europäische Verbände zutrifft. Eine EM- oder WM-Endrunde wird San Marino nie erreichen, es sei denn, dass - laut Mazza - die Fußballwelt völlig kopfsteht.

André Schulin



Ich glaube, sein Problem liegt zwischen den Ohren.

— Werner Hansch über Uwe Leifeld, nachdem dieser mehrere hochkarätige Chancen vergeben hatte