Etwas Ungewöhnliches würde passieren, hatte Thomas Doll gesagt, doch das konnte er nicht gemeint haben. Hamburg war nicht nur verunsichert, sondern unterbot noch die charakterlosen Vorstellungen der letzten Wochen und blamierte sich nach Strich und Faden. Über Portos Leistung fiel ein Urteil schwer, denn die Gastgeber mussten sich nicht mal groß anstrengen.
Irgendwie hatte Hamburgs Trainer noch elf Mann zusammenbekommen, wobei er überraschend auch Atouba wieder in die Startformation berief; ganz fit war der Kameruner indes nicht. Fast mit dem Anpfiff begann es wie aus Kübeln zu regnen, ohne dass es den Gästen aber in die Karten spielte. Robuster und ballsicherer war von Beginn an nur der FC Porto. Gleich nach einer Minute kam Helder Postiga zum Abschluss, acht Minuten später rutschte der Nationalstürmer erneut knapp an einer Hereingabe vorbei. Gerade hatte der HSV dann durch Ljuboja den ersten Schuss abgefeuert, als Porto doch in Führung ging. Ein Abspiel von Benjamin geriet viel zu kurz, so dass Anderson hineinhechten und Lopez in der Mitte bedienen konnte. Der musste nur noch einschieben (16.). Sofort wurde das Spiel hektischer und von beiden Teams auch bissiger geführt. Eine von vielen Gelben Karten ging an Quaresma, der nach einem Dribbling im Strafraum zusammensackte. Eine zweifelhafte Auslegung, denn statt einer Schwalbe war es wohl doch eher ein Strafstoß gewesen (22.). Portos Übergewicht pendelte damit langsam aus, und die Gäste kamen besser zur Geltung. Einen Schuss von Trochowski konnte Portos Helton gerade noch zur Ecke lenken (28). Acht Minuten später war er dann geschlagen, als Ljuboja ihm den Ball unter dem Bauch ins Tor spitzelte. Schiri Hamer aber hatte auch hier eine eigenwillige Meinung und entschied auf Foulspiel. Nach Fehlentscheidungen stand es damit 1:1. Eigentlich war es ganz ordentlich, wie sich die Hanseaten gegen Ende des Durchgangs zeigten. Wie fast immer bestraften sie sich dann aber selbst, als Ljuboja einen langen Ball ohne jede Not im Strafraum mit der Hand klärte. Gonzales erhöhte dankend auf 2:0, und Ljuboja hatte gar noch Glück, nicht vom Platz zu fliegen. Zumal er auch schon Gelb gesehen hatte.
Hamburgs erste Aktion war direkt bezeichnend für die frei liegenden Nervenhälse. Wicky klärte an der Grundlinie mit einer Grätsche und ließ den Ball seelenruhig ins Aus kullern. Den geforderten Abstoß bekam er freilich nicht, sondern nörgelte noch über die logische Eckballentscheidung. Porto musste folglich kaum mehr etwas tun für dieses Spiel. Ein halbherziges Offensivspiel genügte den Gastgebern zum Verwalten des Spielstandes, was zur Folge hatte, dass die Zuschauer bald vom Sekundenschlaf bedroht wurden. Ohne dass Porto jemals wieder in Bedrängnis geraten wäre, fiel irgendwann die endgültige Entscheidung. Eine Art Konter über den rechten Flügel landete in hohem Bogen auf Helder Postigas Schädel, der völlig frei aus acht Metern einnickte. Auch hier allerdings bekleckerte sich der Unparteiische nicht mit Ruhm, denn Postiga stand dabei im Abseits (69.). Dennoch: Hamburgs Auftritt war längst desolat. Keine Spur von Aufbäumen und kämpferischer Hingabe. Ohne jeden Aufwand kam Porto gar noch zum 4:0, als Linsardo Lopez frei vor Kirschstein auftauchte und locker verwandelte (81.). Fast winselten die Hamburger schon um den Abpfiff, doch Porto zeigte Gnade und investierte keine Mühe mehr in weitere Treffer. Völlig überraschend traf statt dessen Trochowski noch einmal ins Tor. Von Ehre konnte dabei aber keine Rede mehr sein (89.).
Maik Großmann
Jetzt lernt Ailton den Teuro kennen.
— Werder Bremens Manager Klaus Allofs, nachdem der Brasilianer Ailton wieder mal zu spät aus dem Urlaub kam.